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Humboldt-Forum: Berlin zahlt 32 Millionen Euro für den Schloss-Neubau

Das Land Berlin beteiligt sich an den Baukosten für das Humboldt-Forum auf dem Schlossplatz. Berlin erhält für 32 Millionen Euro 5000 Quadratmeter Nutzfläche im geplanten Stadtschloss, sagte Bürgermeister Wowereit.

Berlin - Das rostige Stahlskelett des Palastes der Republik auf dem Schlossplatz in der historischen Mitte Berlins ist dem Land und der Bundesregierung gleichermaßen ein Ärgernis. Der Abriss dauere länger als vorgesehen, räumte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ein. Dafür besteht nun anscheinend weitgehend Klarheit darüber, wie das Humboldt-Forum, das an Stelle der Repräsentationsruine der ehemaligen DDR entstehen soll, finanziert wird.

Berlin und der Bund seien aufeinander zugegangen, sagte Wowereit. Das Land beteilige sich mit 32 Millionen Euro an den Baukosten und erhalte dafür 5000 Quadratmeter Nutzfläche. Innerhalb der nächsten drei Monate werde Berlin entscheiden, wie es die Fläche nutzen wolle. Berlin beginne mit der Ratenzahlung im Jahr 2012 und damit in der nächsten Legislaturperiode, fügte Wowereit hinzu. Der Beitrag müsse also in den Doppelhaushalt 2012/2013 eingestellt werden.

Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) kündigte an, der Bau des Humboldt-Forums werde im Spätsommer ausgeschrieben. Es komme jetzt darauf an, das Projekt zügig umzusetzen. Tiefensee präferiert nach eigenen Worten, auf der dem Land Berlin zustehenden Fläche die Sammlung der Humboldt-Universität zu zeigen. Wowereit ergänzte, auch für die Landeszentralbibliothek biete sich die Chance, im Stadtschloss ein "Schaufenster" einzurichten. Zuvor war eine wesentlich größere Fläche für die Bestände der Bibliothek diskutiert worden.

Öffentliche Diskussion erwünscht

Die gesamten Baukosten des Stadtschlosses werden auf 480 Millionen Euro beziffert. "Es stünde uns gut an, wenn wir nun die 80 Millionen Euro für die Fassade einwerben würden", sagte Tiefensee. Die Weichen dafür seien gestellt.

Der Minister betonte, es werde nicht einfach das 1950 von der DDR gesprengte ehemalige Hohenzollernschloss nachgebaut. Vielmehr werde die Architektur das Spannungsverhältnis zwischen dem 19. Jahrhundert und dem wechselvollen 20. Jahrhundert widerspiegeln. Im Kern würden die außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz aus Dahlem im Stadtschloss gezeigt. "Damit wollen wir eine öffentliche Diskussion anstoßen, wie wir in der Vergangenheit mit außereuropäischen Kulturen umgegangen sind und wie wir mit ihnen in der Gegenwart umgehen", sagte Tiefensee.

Kein Hotel, keine Tiefgarage

Frühere Pläne, ein Hotel im Humboldt-Forum zu integrieren sowie eine zweigeschossige Tiefgarage, seien aufgegeben worden. Die Bauarbeiten am 50.000 Quadratmeter großen Stadtschloss sollen den Angaben zufolge 2010 beginnen. 2013 soll das Humboldt-Forum der Öffentlichkeit übergeben werden.

Zwischen dem Abschluss der Abrissarbeiten am Palast der Republik und dem Beginn des Neubaus werden Wowereit zufolge voraussichtlich ein bis eineinhalb Jahre liegen. In dieser Zeit könne auf dem Gelände mit privater Unterstützung eine temporäre Kunsthalle entstehen. Diese habe nichts zu tun mit der Halle für zeitgenössische Kunst, die der Senat dauerhaft an anderer Stelle etablieren wolle, betonte Wowereit.

Eichstädt-Bohlig kritisiert Finanzierung

Nach Auffassung der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Franziska Eichstädt-Bohlig steht die Finanzierung des Humboldt-Forums nach wie vor auf wackligen Füßen. Der Haushaltsausschuss der Bundesregierung werde kaum akzeptieren, dass Berlin mit 32 Millionen Euro nur knapp sieben Prozent der erforderlichen 480 Millionen Euro aufbringe.

Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Albert Weingartner, forderte, einen Teil der Erlöse aus dem Verkauf der Gewerbesiedlungsgesellschaft für den Berliner Beitrag zum Stadtschloss zu verwenden. (Von Michael Winckler, ddp)

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