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Ein Hubschrauber der Polizei über Berlin.

© Jörn Hasselmann

Hubschraubereinsatz über der West-City: Polizei fahndet jetzt aus der Luft nach Rasern

Die leeren Straßen laden zum Rasen ein. Erstmals hat die Polizei jetzt einen Hubschrauber gegen illegale Rennen eingesetzt.

Wegen Corona sind die Straßen leer - das lädt Raser ein. Weil sich die Zahl illegaler Rennen in den vergangenen Wochen drastisch gesteigert hat, geht die Berliner Polizei jetzt aus der Luft gegen die Szenen vor. Am Donnerstagabend stand der Hubschrauber der Bundespolizei mehr als eine Stunde lang über der West-City.

Anwohner beobachteten, wie die Maschine langsam immer wieder über Charlottenburg-Wilmersdorf flog - und wunderten sich. Am Abend konnten weder der Lagedienst der Polizei Berlin noch die Bundespolizei Auskunft geben. Beide Behörden teilen sich eine Maschine, weil Berlin kein Geld für einen eigenen Hubschrauber hat.

Erst am Freitagnachmittag klärte sich, dass es sich um einen Einsatz der Berliner Polizei handelte. „Ein präventiver Einsatz gegen verbotene Autorennen", sagte ein Sprecher. Tatsächlich hatte der Hubschrauber vor allem den Kurfürstendamm, die Tauentzienstraße und die Kleiststraße im Blick - wohl schon immer die beliebtesten Straßenzüge für Fahrer PS-starker Wagen. Am Boden standen Streifenwagen bereit. Nach Angaben der Polizei wurde bei dem Einsatz kein illegales Rennen entdeckt.

In der Tauentzienstraße war in der Nacht zum 1. Februar 2016 ein unbeteiligter Autofahrer getötet worden, als einer von zwei Rasern in seinen Wagen krachte. Die beiden jungen Männer waren nach Feststellung des Gerichts mit Tempo 170 über elf rote Ampeln gerast. Das Urteil – für beide lebenslang wegen Mordes – hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht.

So sieht der Pilot eine Hauptstraße in Berlin. Die Super-Kameras im Polizeihubschrauber erfassen jedes Detail.
So sieht der Pilot eine Hauptstraße in Berlin. Die Super-Kameras im Polizeihubschrauber erfassen jedes Detail.

© Jörn Hasselmann

Der Bundestag hatte das Strafgesetzbuch auch in Folge des tödlichen Raser-Unfalls so verschärft, dass Rennen - ob mit oder ohne Unfall - jetzt eine Straftat sind. Zuvor galten sie lediglich als Ordnungswidrigkeiten. Zudem hatte der Berliner Senat nach diesem Unfall die Polizei aufgefordert, die Überwachung der Raserszene deutlich zu intensivieren. Vielfach hatte es seitdem Kontrollen auf dem Straßenzug gegeben, bei denen zahlreiche Fahrzeuge sichergestellt wurden.

98 Strafverfahren wegen Raserei gingen laut Justizverwaltung im Corona-April bei Amts- und Staatsanwaltschaft ein – 60 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Allein in der Woche nach Ostern waren es in vier Tagen 32 Fälle. „Die Zahlen sind am Explodieren“, hatte  Andreas Winkelmann, der zuständige Abteilungsleiter bei der Amtsanwaltschaft, kürzlich dem Tagesspiegel gesagt. Zum Vergleich: Fürs gesamte Jahr 2019 meldete die Polizei 392 Ermittlungsverfahren.

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