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Horst Evers, Kabarettist, Autor und Geschichtenerzähler

© Thilo Rückeis

Horst Evers im Mehringhoftheater: Tausendmal gelacht

Seinen 1000. Auftritt im Kreuzberger Kabarett-Theater war im Herbst. Doch Horst Evers feiert einfach weiter: An acht Abenden hintereinander.

Wenn Horst Evers auf der Bühne des Mehringhoftheaters steht, geblendet vom Scheinwerferlicht, sieht er nicht viel: die ersten zwei bis drei Reihen, dahinter ist es dunkel. Es sei immer wieder irritierend, wenn diese nicht voll besetzt seien, sagt der Autor. Dabei weiß er aus 20 Jahren Erfahrung: Um leere Plätze muss er sich nicht sorgen.

Die Säle sind immer gut besucht, wenn Evers seine Geschichten erzählt, stets humorvoll und aus dem Leben gegriffen. Im Oktober feierte er mit dem Best-Of-Programm „1000“ seinen 1000. Auftritt im Mehringhoftheater, seinem künstlerischen Zuhause. Mal wieder ein voller Erfolg, so dass er die Show an acht aufeinanderfolgenden Abenden wieder vorführt, wenngleich es sich dabei längst um die 1050. bis 1060. Vorführung handelt. Die Vorstellungen sind bereits ausverkauft, aber das Programm gibt es auch auf CD – für einen Abend auf der Couch.

"Ich bin meinem Publikum sehr dankbar"

Horst Evers kam in den 1990er Jahren aus dem niedersächsischen Diepholz zum Studium nach Berlin. Er war so eingenommen von den Eindrücken der Stadt und der Leidenschaft zum Schreiben, dass die akademische Laufband schnell aus dem Blick geriet. Weder das Publizistik- noch das Lehramtsstudium schloss er ab. Bereut hat er das bis heute nicht. „Ich mache das, was ich mache, unglaublich gerne und bin meinem Publikum sehr dankbar, dass sie mir das ermöglichen“, sagt Evers.

Sowohl seine Programme als auch er selbst hätten sich mit der Zeit verändert. Zu Beginn sei er eher Tagebuchschreiber und Chronist gewesen, hätte seine Texte einfach vorgetragen. Heute mache er sich viel mehr Gedanken über den Aufbau eines Programms und die Botschaft dahinter.

Gleichzeitig käme er aber auch mal ins Erzählen. „Ich bin nach wie vor ein schüchterner Mensch, aber auf der Bühne höre ich mich gerne reden“, sagt Evers. Die Gefahr dabei: keine Pointe zu finden. „Das passiert jeden Abend“, gibt er zu. Aber seine Erfahrung und dadurch gewonnene Souveränität ermöglichten es ihm, solche Situationen gut zu überspielen.

Über die Jahre hat er sich einige Berufsbezeichnungen zu eigen gemacht: Autor, Schauspieler, einmal wurde er sogar als ausgebildeter Pantomime bezeichnet – wohl eine Verwechslung. „Ich freue mich, dass ich als so vielfältig wahrgenommen werde, und nehme das als Kompliment.“ Er selbst nutze für sich am liebsten die Beschreibung „Geschichtenerzähler“ - sowohl in geschriebenen Texten als auch auf der Bühne oder im Radio. Jeden Donnerstag und Sonntag ist er auf Radio Eins mit seinen Geschichten zu hören.

„Bücher sind einfach sexy“

2013 veröffentlichte er zudem seinen ersten Roman, „Der König von Berlin“, der vergangenes Jahr von der ARD verfilmt wurde. Darin hatte er einen Gastauftritt als Putzkraft. Für diesen November ist der dritte Roman geplant. Deadline ist im Juni – zum Glück, denn: „Was meine Kreativität am meisten fördert ist ein Abgabetermin“, sagt er. Er freue sich jedes Mal wieder darauf, ein fertiges Buch endlich in gedruckter Form in den Händen zu halten: „Bücher sind einfach sexy.“

Bei der Ideensuche greift er jedoch gerne aufs Smartphone zurück. Sein stetiger Begleiter: die Notiz-App. Hier werden Einfälle festgehalten, wann immer sie dem 51-Jährigen in den Sinn kommen. Ideen für Geschichten findet er überall. Berlin selbst sei eine riesige Inspirationsquelle. Daher hat auch sein Programm „1000“ viele Anekdoten über seine Wahlheimat zu bieten.

„Was Berlin schon immer ausgezeichnet hat, ist diese tragische Mischung aus Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex“, sagt Evers. So sind die Berliner Verkehrsbetriebe ebenso Thema wie die Problembaustelle BER. „Probleme gehören zur Berliner Lebensart. Das Schlimmste, was Berlin passieren könnte, wäre, dass alles perfekt läuft. Das wird aber nicht passieren“, ist Evers sicher.

Horst Evers: "1000 +". Am 17 . und 18. März im Mehringhof-Theater, Karten ausverkauft. Online unter: http://www.mehringhoftheater.de/programm/

Anna Pia Möller

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