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Erste Anlaufstelle. Constanze Körner weiht am Freitag neben dem Beratungszimmer auch ein Spielzimmer für Eltern mit ihren Kindern ein.

© Kitty Kleist-Heinrich

Homosexuelle Eltern: In Schöneberg eröffnet das erste Regenbogenfamilienzentrum

Vom Kinderwunsch über Schwangerschaft bis zur Beratung bei Beziehungsproblemen: In einem Familienzentrum in Schöneberg finden Schwule und Lesben eine erste Anlaufstelle. Es ist die erste Einrichtung dieser Art.

„Wie habt ihr das gemacht?“, ist eine dieser Fragen, die Constanze Körner lieber weglässt, wenn Eltern mit Kindern zu ihr in die Beratung kommen. Zu oft müssten sich homosexuelle Eltern zuerst selbst erklären, bevor sie über ihre Familie sprechen können. Im Regenbogenfamilienzentrum, das an diesem Freitag im Bezirk Tempelhof-Schöneberg eröffnet, fragt sie die Eltern deshalb lieber, in welchem Stadium sie gerade sind.

Vom Kinderwunsch über Schwangerschaft und Krabbelgruppe bis zur Beratung bei Eltern-Kind- und Beziehungsproblemen sollen Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transidente hier eine erste Anlaufstelle finden und sich untereinander vernetzen. Das Zentrum informiert über verschiedene mögliche Familienformen wie Adoption, Pflegschaft, das Leben mit Kindern aus früheren Beziehungen oder durch künstliche Befruchtung sowie Mehrelternschaft. Zum Beispiel, wenn zwei lesbische Frauen und zwei schwule Männer gemeinsam ein Kind groß ziehen. Das Regenbogenfamilienzentrum sei die erste Einrichtung dieser Art, sagt Körner. Es wird getragen vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg, in dessen Büroräumen sie im Jahr 2005 mit Beratungen begonnen hat. Die Nachfrage wurde jedoch immer größer, die Babys krabbelten zwischen Büromöbeln und Flyern herum. Vor drei Jahren hatte sie deshalb die Idee, eigene Räume zu schaffen. Das Regenbogenfamilienzentrum ist für drei Jahre finanziert.

Der Familienwunsch ist für Schwule und Lesben sehr selbstverständlich geworden, sagt die 39-jährige Musikethnologin, die vor zehn Jahren selbst als interessierte Mutter zu einer Selbsthilfegruppe für schwule und lesbische Eltern kam. Oft gebe es aber rechtliche Unsicherheit wie im Adoptionsrecht oder es kursierten Fehlinformationen. Manche lesbische Paare denken zum Beispiel, sagt Körner, wegen der rechtlichen Situation in Deutschland für eine Samenspende nach Dänemark oder Spanien fahren zu müssen. Dabei gibt es in Berlin Samenbanken, die mit lesbischen Frauen zusammenarbeiten. Für diese und andere Fragen stehen nun im Regenbogenfamilienzentrum in der Cherusker Straße ein Beratungszimmer und ein großer, freundlicher Raum mit Spielzeug als Treffpunkt für Eltern und Kinder bereit. Zwei Mal pro Woche gibt es offene Nachmittage für Familien, außerdem Selbsthilfegruppen für werdende Eltern – auch Schwangere und Eltern mit ihren Kindern sollen sich hier treffen. Ab April kommt eine Vätergruppe, ab Mai ein Treffen für Pflegeeltern dazu. Einmal im Monat ist ein Gesprächsabend mit Experten geplant.

Auch schon Familien aus der Nachbarschaft hätten bei ihr angeklopft, erzählt Körner. Ob man als heterosexuelles Paar auch vorbeikommen dürfe? „Klar“, sagt Körner. Sie wolle einen Raum schaffen, in dem Regenbogenfamilien selbstverständlich sind, aber niemanden ausschließen. „Familie ist Familie“, sagt sie.

Das Familienzentrum eröffnet heute um 13 Uhr in der Cherusker Straße 22. Offene Nachmittage jeden Mittwoch und Donnerstag zwischen 14 und 18 Uhr.

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