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Eine Frau legt am 14.11.2016 in Berlin einen Strauß weißer Roses an den drei Stolpersteinen für verfolgte Berliner Richter während der NS-Zeit vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg nieder.

© dpa

Holocaust-Gedenken: Oft übernehmen Paten die Kosten für die Stolpersteine

Sollen die Kosten der Stolpersteine von der öffentlichen Hand übernommen werden? "Das würde der ursprünglichen Idee nicht gerecht werden", sagt Sören Schneider von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin.

Von Sandra Dassler

„Erst mal müssen Sie 120 Euro zahlen ...“ So soll die Auskunft einer Mitarbeiterin des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg an Angehörige der von den Nazis ermordeten jüdischen Berlinerin Claire Lambertz gelautet haben. Die Angehörigen hatten sich für einen Stolperstein an Lambertz’ ehemaligem Wohnort im Bayerischen Viertel interessiert. Nachdem der Tagesspiegel dies berichtet hatte, reagierte das Bezirksamt: „Seit 2003 sind im Bezirk Tempelhof-Schöneberg mehr als 800 Stolpersteine verlegt worden“, heißt es in einer Stellungnahme. Das Projekt werde mit großem Engagement begleitet, in diesem Jahr habe Tempelhof-Schöneberg sogar als einziger Bezirk eine halbe Stelle zur Unterstützung vonseiten der Verwaltung eingerichtet.

Tatsache ist aber, dass es die Stolpersteine nicht umsonst gibt. Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat das Projekt bereits Anfang der 90er Jahre begonnen, inzwischen erinnern die individuell beschrifteten Steine überall in Deutschland und auch in anderen Ländern an ermordete Juden. „Es stimmt, dass ein Stein 120 Euro kostet“, sagte Demnigs Frau Katja dem Tagesspiegel: „Aber in der Regel übernehmen ja Menschen, die heute in der Nachbarschaft der Opfer wohnen, die Finanzierung. Dadurch beschäftigen sich diese mit der Geschichte und die Getöteten bleiben nicht nur im Stein, sondern auch in der Erinnerung lebendig.“

Angehörige wollen manchmal selbst zahlen

Deshalb können sich die Demnigs nicht vorstellen, dass die Finanzierung der Stolpersteine von der öffentlichen Hand übernommen wird. „Das würde der ursprünglichen Idee nicht gerecht werden“, sagt auch Sören Schneider von der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin: „Außerdem gibt es Angehörige, die den Stein unbedingt selbst zahlen wollen – aus verschiedenen Gründen.“

Während früher meist Einwohnerinitiativen die Stolpersteine beantragten, seien es in den vergangenen Jahren immer öfter die Angehörigen selbst, berichten Bezirksamtsmitarbeiter. Ihnen gegenüber sei es schon peinlich, wenn man sagen müsse, dass der Stein 120 Euro koste. Auch wenn man natürlich hinzufüge, dass sich dafür meist Paten fänden. „Wenn die Angehörigen nicht selbst zahlen können sowie für die Aufwandsentschädigung der Ehrenamtlichen sollte es schon eine Finanzierung vom Land geben“, fordert der grüne Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu.

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