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Clooney und die Kunst. Als Regisseur macht der 51-Jährige den Darstellern vor, wie man Kunstwerke gut festhält. In seiner Rolle als Kurator George Stout wiederum will er den Deutschen im geheimen US-Auftrag Gemälde abluchsen und vor der Vernichtung retten.

© dpa

Hollywood in Berlin: George Clooney dreht vor der Neuen Wache

George Clooney dreht an der Gedenkstätte den Film „The Monuments Men“. Das mobilisiert viele Fans – aber auch Kritiker. Die Nazi-Uniformen stören sie.

Frühlingsgefühle an der Neuen Wache: Zwischen den grauen Steinblöcken des klassizistischen Gebäudes leuchten grüne Blätter, dahinter kahle Bäume, die mit ihren winterlich nackten Zweigen noch ganz klar auf den Winter eingestellt sind. Was im eisgeplagten Berlin wie eine optische Täuschung wirkt, ist ein simpler Hollywood-Trick. Helfer haben die Bäumchen herbeigetragen. Man könnte meinen, es sei ein wolkenlos Sommertag. Denn in der Szene, die George Clooney gerade für sein Historiendrama „The Monuments Men“ dreht, tummeln sich die Nazigrößen vor der sonnenbeschienenen Neuen Wache Unter den Linden.

Um die zu sehen, müssen Fans und Fotografen allerdings mit guten Kletterkenntnissen ausgestattet sein. Um das Set zieht sich eine olivgrüne Plane, die neugierige Blicke abhält. Auf Betonblöcke und Leitern kletterten die Fans, um einen Blick auf US-Schauspieler Matt Damon in Uniform zu erhaschen.

Es grünt so grün. Matt Damon, stramm uniformiert, vor der Neuen Wache. Grüne Bäume sorgen für Sommerstimmung.
Es grünt so grün. Matt Damon, stramm uniformiert, vor der Neuen Wache. Grüne Bäume sorgen für Sommerstimmung.

© Nantke Garrelts

Am Eingang des Kronprinzenpalais stehen Passanten und beäugen gespannt den Betrieb auf der anderen Straßenseite. Dieter Ihnen ist mit seiner Frau auf Berlin-Besuch, von den Hollywood-Stars wusste er vorher nichts.

„Meiner Meinung nach gibt es schon genug Filme über den Zweiten Weltkrieg“, sagt der Ostfriese. „The Monuments Men“ spielt am Ende des Zweiten Weltkrieges und erzählt die wahre Geschichte einer spektakulären Schatzsuche. Ein Team von Kunstexperten versucht, Kunstschätze in Sicherheit zu bringen, bevor die Nazis sie zerstören können.

Die Fotografen freuen sich über den berühmten Besuch. Fotos von Cate Blanchett beim Schlittenfahren verkaufen sich gut in Australien, die Wohnung von George Clooney im Sohohouse an der Torstraße 1 haben die Paparazzi längst ausgespäht. Sie haben eine Trittleiter am Drehort aufgebaut, Touristinnen steigen kichernd hinauf. Leider kein grauer Haarschopf in Sicht. Um 11.30 Uhr fiel die erste Klappe, seitdem fahren Nazifunktionäre an dem Gebäude des Meisterarchitekten Karl Friedrich Schinkel vor, darunter der Darsteller von Hermann Göring.

„Das ist ein Skandal“, findet Fotograf Stefan Trautmann. Denn in der einstigen Königlichen Wache, die seit 1931ein Ehrenmal für Gefallene des Ersten Weltkrieges war, zu DDR-Zeiten als Mahnmal für die Opfer des Faschismus diente und seit 1993 die Zentrale Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft ist, trauert heute die Statue „Mutter mit totem Sohn“ von Käthe Kollwitz um gefallene Soldaten. Die Kritiker des Drehs stört, dass ausgerechnet dort Nazigrößen in Szene gesetzt werden. „Ähnliche Gebäude gibt’s zehn Mal in Berlin, das muss man nicht hier machen“, meinen sie.

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