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Immer wichtig, doch bei Hochtemperaturen umso mehr: Genug Wasser trinken.

© dpa/Daniel Karmann

Update

Hohe Temperaturen in Berlin und Brandenburg: Krankenhäuser und Altenheime sehen sich für Hitze gerüstet

Bei über 30 Grad in und um Berlin gilt es, Menschen in Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen zu schützen. Auch der Rettungsdienst ist besonders gefordert.

Die Wetterprognosen verheißen für die nächste Zeit auch hierzulande wieder sommerliche Hitze mit Temperaturen von mehr als 30 Grad. Krankenhäuser und Senior:inneneinrichtungen sehen sich jedoch im Sinne von Mitarbeiter:innen und Patient:innen beziehungsweise Bewohner:innen gut gerüstet, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Der Präsident der Berliner Ärztekammer, Peter Bobbert, hingegegen sieht das Gesundheitswesen in Berlin insgesamt noch nicht genügend auf Hitzeperioden vorbereitet. „Wir müssen die Gesundheitseinrichtungen dieser Stadt hitzefest machen“, betonte er. „An besonders heißen Tagen sind das ehrlicherweise nicht die Orte, an denen man schnell gesund wird.“

Der Klimawandel verändere die Gesundheits- und Pflegearbeit in Deutschland, sagte die Vorständin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Andrea Asch, der Deutschen Presse-Agentur. „Die Hitzewellen stellen vor allem unsere stationäre Pflegeeinrichtungen zusätzlich vor besondere Herausforderungen.“

Daher würden für sie aktiv Hitzeschutzpläne erarbeitet und Mittel für Projekte aus dem Bundesprogramm zur Klimaanpassung in sozialen Einrichtungen beantragt. „Aus den Mitteln wurden beispielsweise zahlreiche Trinkwasserspender installiert, in der Diakoniestation Spandau ein Gründach zur Gebäudekühlung errichtet und zuletzt im März 2022 die Erstellung eines Konzeptes zur Anpassung an das Klima im Evangelischen Krankenhaus Luckau finanziert.“

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Im Juni hatte ein neues Hitzeschutzbündnis Musterpläne für Krankenhäuser und weitere Einrichtungen im Berliner Gesundheitswesen vorgestellt. Das Interesse und die Akzeptanz daran seien enorm, sagte Ärztekammerpräsident Bobbert.

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Zu dem Bündnis gehören neben der Ärztekammer die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (Klug) und die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. Laut Bobbert hat das Hubertuskrankenhaus in Zehlendorf als einziges Krankenhaus den Musterplan bereits umgesetzt.

Die Charité habe in verschiedenen Bereichen Klima- und Sonnenschutzanlagen installiert, sagte ein Sprecher. Demnach werden auch Hitzeschutzpläne ausgearbeitet. Vivantes war an der Erstellung des Musterhitzeschutzplans beteiligt und setze diesen um, berichtet Sprecher Christoph Lang.

„Die mittel- und langfristigen Maßnahmen, die sich vor allem auf bauliche Veränderungen beziehen, können allerdings nur nach und nach umgesetzt werden und sind auch abhängig vom Vorhandensein entsprechender Investitionsmittel“, so der Sprecher des landeseigenen Konzerns.

Smoothies, Eistee, nachts Lüften

Die Hitzeschutzpläne gehen auf unterschiedliche Aspekte ein - zum Beispiel Fortbildungen zu hitzebedingten Erkrankungen und temperaturgerechte Aufbewahrung von Medikamenten. Auch „banale“ Dinge seien gelistet, wie genug Wasser auf Stationen zu haben, sagte Bobbert.

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Schon ganz einfache Dinge wie erfrischende Getränke können helfen: „Unsere Küchen bieten gerade jetzt im Sommer gerne Sommergetränke an, wie eisgekühlter Eistee oder Smoothies, damit auch der Vitamin- und Mineralhaushalt - gerade wenn stärker geschwitzt wird - erhalten bleibt“, berichte Caritas-Sprecherin Claudia Kienapfel. In den Caritas-Senior:innenheimen werde besonders gut darauf geachtet, dass die Bewohner:innen genügend trinken.

Nachts wird gelüftet und tagsüber werden die Fenster abgedunkelt, sagte Kienapfel. „Die Pflegekräfte sorgen dafür, dass Raumtemperaturen unter 26 Grad Celsius bleiben, sie bieten auch bettlägerigen Menschen Kühlmöglichkeiten für den Körper an“, berichtete die Diakonie.

Das Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann ist an sehr heißen Tagen darauf eingestellt, dass Patient:innen mit hitzebedingten Symptomen wie Flüssigkeitsmangel und Kreislaufproblemen in die Notaufnahme gebracht werden. „Wichtige Bereiche, wie Intensivstationen oder der OP-Bereich sind grundsätzlich klimatisiert, um gleichbleibende Temperaturen zu gewährleisten“, teilte das Klinikum mit. Patient:innen und Mitarbeiter:innen würden mit Getränken versorgt.

„Der Großteil der Bevölkerung ist doch sehr vernünftig und rennt nicht bei der größten Mittagshitze draußen herum“

Eine besondere Herausforderung sei für die Beschäftigten der Pflegeeinrichtungen in den Sommermonaten die Corona-Pandemie, berichtete der DRK-Landesverband. Sobald Bewohner:innen positiv auf das Coronavirus getestet würden, müssten die Mitarbeiter:innen bei deren Versorgung eine komplette Schutzausrüstung tragen. „Bei sehr hohen Temperaturen kann dies für die Beschäftigten sehr anstrengend sein.“

Das DRK rechnet in überschaubarem Umfang auch mit mehr Rettungseinsätzen, wenn die Temperaturen deutlich steigen sollten. „Der Großteil der Bevölkerung ist doch sehr vernünftig und rennt nicht bei der größten Mittagshitze draußen herum“, sagte Rettungsdienst-Referent Frank Erfurth in Potsdam. „Die letzten Jahre, in denen es so richtig heiß wurde, haben wir das immer wieder bewältigt.“

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Das Risiko Nummer eins sei der Hitzschlag. Das gelte für ältere Menschen, die zu wenig trinken und sich dann länger in der Sonne aufhalten, erklärte Erfurth. „Es geht aber schon los bei Motorradfahrern, die eine Lederkombi anhaben und dann an vielen roten Ampeln stehen bleiben müssen.“ Für den Körper sei das manchmal schon zu viel. Generell wichtig sei in jedem Fall, ausreichend zu trinken - zwei bis drei Liter am Tag.

Auch für die Mitarbeiter:innen des Rettungsdiensts seien hohe Temperaturen ein Problem, sagte Erfurth. Viele Fahrzeuge seien zwar mit einer Klimaanlage ausgestattet. Aber bei Einsätzen im Freien der Hitze ausgesetzt zu sein, sei ausgesprochen belastend.

Bobbert: „Hitze ist tödlich"

Ältere Menschen gehören zu der Gruppe, die besonders geschützt werden müsse, sagte auch Bobbert. Es sei wichtig, auch auf ältere Menschen in der Nachbarschaft zu achten, ihnen zum Beispiel an heißen Tagen Einkäufe abzunehmen, damit sie das Haus nicht verlassen müssten.

Insgesamt fehle es noch an Aufklärung darüber, welche Folgen Hitze haben könne. „Hitze ist ein Risiko für die Gesundheit und Hitze ist tödlich. Hitzeschutz ist eine solidarische, eine gesellschaftliche Aufgabe“, so Bobbert. Jeder könne sich selbst mit banalen Maßnahmen schützen. Dazu gehöre rechtzeitiges und ausreichendes Trinken und ein Verzicht auf körperliche Aktivitäten bei besonders hohen Temperaturen. (dpa)

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