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Beste Lage. Was für Anwohner oft ein Leid ist, macht den Standort für ein Kiezkino ideal.

© picture alliance/Jens Kalaene

Hoffnung für „Intimes“ in Friedrichshain: Mietergenossenschaft will Kiezkino wieder eröffnen

Das Kiezkino "Intimes" musste im April schließen. Nun will die Mietergenossenschaft einen neuen Versuch wagen – doch das könnte teuer werden.

Mit ein paar neuen Sesseln ist es nicht getan. Das Kino „Intimes“ in Friedrichshain braucht eine Generalüberholung – bis dahin bleibt die Leinwand wohl dunkel. Im April hatte der Betreiber bekanntgegeben, das kleine Kiezkino „aufgrund unternehmerischer Entscheidungen“ dichtzumachen und sich aus dem Betrieb zurückzuziehen. Doch es scheint, als gäbe es Hoffnung für Kinofans.

In den sozialen Netzwerken bedauerten viele Nutzer nach der Bekanntgabe das Aus. Einige vermuteten Verdrängung, andere wiesen auf Unwirtschaftlichkeit kleiner Kinos hin. Auf Anfrage äußerte sich der ehemalige Betreiber nicht weiter zu den Gründen für die Schließung. Von der Mietergenossenschaft SelbstBau, der das Haus an der Boxhagener Straße/Ecke Niederbarnimstraße seit über 20 Jahren gehört, ist nun zu erfahren, dass sie das Kino wieder eröffnen will. Doch vorher soll ein Umbau her. Und ein neuer Kinobetreiber obendrein.

„Es hat Priorität, dass das Kiezkino dort nach über 100 Jahren bleibt“, sagt SelbstBau-Vorstand Peter Weber. Doch so wie jetzt könne es nicht weitergehen: Mobiliar, Lüftung und Schallschutz seien nicht mehr zeitgemäß. In einer Hausbewohnerversammlung hätten die Genossenschaftsmitglieder sich nun darauf verständigt, „dass wir die Investitionen in das Gebäude prüfen wollen und müssen, weil wir der Meinung sind, dass das Kino im jetzigen Zustand schwer weiterzubetreiben ist“, berichtet Weber. Dabei hätten die Mitglieder entschieden, dass sie sich selbst in die Projektplanung und die Suche nach Unterstützern einbringen wollen.

Neuer Kinosaal und Rundumsanierung angedacht

Eine Rundumsanierung ist angedacht sowie ein weiterer Kinosaal, der parallel zum bestehenden Saal entstehen könnte. Entsprechende Planungen habe der alte Betreiber vor seinem Rückzug bereits mit einem Architektenbüro angestellt, sagt Weber, sogar eine Baugenehmigung für einen Umbau mit einem weiteren Kinosaal sei eingeholt worden. Die Kosten dafür lägen bei über 500.000 Euro.

Auf diesen Plänen will die Genossenschaft nun aufbauen. Der geplante zweite Saal soll ein neues Konzept ermöglichen, eine Mischung aus Kinobetrieb, Filmprojekten und Kooperationen. Unklar ist, wer die Kosten trägt. Die Mietergenossenschaft sieht drei Optionen: entweder findet sich ein Betreiber, der den Umbau bezahlt und das Kino übernimmt, oder es sammeln sich Unterstützer, die sich „aus Idealismus“ an der Finanzierung des Umbaus beteiligen, skizziert Weber. Eine dritte Möglichkeit wäre eine neu zu gründende Filmgenossenschaft, die das Kino selbst betreibt und Kooperationen eingeht, etwa mit Verleihern.

"Einige Anfragen" gibt es bereits

„Wir haben schon einige Anfragen bekommen, von kleineren Betreibern, Förderern, Verleihern und Filmleuten, die Ideen haben“, so Weber. „Wir prüfen das jetzt, sehen aber auch die Notwendigkeit, dass investiert wird. Allerdings gibt es unter den Interessenten bis jetzt niemanden, der einen Umbau in der Größenordnung stemmen könnte.“

Die Genossenschaft äußert auch deutlich, was sie nicht will: „Wir suchen nicht nach jemandem, der den morbiden Charme des Kinos erhalten möchte“, macht der SelbstBau-Vorstand klar. „Wir können uns nicht vorstellen, an jemanden zu vermieten, der meint, er könne das Kino im jetzigen Zustand nutzen – und dann in zwei Jahren wieder geht.“

Ein Umbau des Kinos stand Medienberichten zufolge schon zur Debatte, nachdem der Film-Dienstleister Cine-Logistics das Kino 2014 übernommen hatte. Der investierte auch in die digitale Nachrüstung des Kinos. 2016 wurde die Cine-Logistics wiederum von der Ymagis Gruppe übernommen, die den Betrieb bis zum jetzigen Aus führte.

Genossenschaft will "nicht die 43. Kneipe an der Ecke"

Für ein Kiezkino könnte der Standort wohl schlechter sein: Das „Intimes“ liegt mitten im Friedrichshainer Ausgehviertel, zwischen Restaurants und Kneipen, wo allerhand unterhaltungssuchendes Publikum umherzieht. Aber auch zur Konkurrenz ist es nicht weit: Wenige Gehminuten entfernt liegt das „B-ware!“-Ladenkino und im Norden, jenseits der Karl-Marx-Allee, die traditionsreichen „Tilsiter Lichtspiele“.

Falls es nicht gelingt, das „Intimes“ wieder zu eröffnen, erwägt die Genossenschaft, die Räume für eine andere Gewerbenutzung zu vermieten, beispielsweise für Büros: „Sicherlich wird es nicht die 43. Kneipe an der Ecke“, meint Weber. Aber auch für Büros wäre ein Umbau der Räume nötig. „Wir sind relativ optimistisch aus den Rückmeldungen, die wir bisher bekommen haben, dass es wieder ein Kino geben wird“, sagt Weber. Bis Oktober hat die Genossenschaft Zeit, das weitere Vorgehen zu klären, denn dann läuft der bestehende Mietvertrag aus.

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