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Modernes Märchen. Der britische Prinz Harry und Meghan Markle heiraten am Sonnabend – und die Welt schaut zu.

© dpaFoto: Kirsty Wigglesworth/AP/dpa

Hochzeit von Harry und Meghan: „Ich bin stolz auf unsere königliche Familie“

In Berlin ist die Vorfreude schon groß: Der britische Botschafter Sir Sebastian Wood weiß, warum das Interesse gerade bei dieser Hochzeit so riesig ist.

Was um Himmels willen ist passiert mit der Welt? Da schickt sich die Nummer Sechs der britischen Thronfolge an zu heiraten und alle rasten aus. Sogar klassische Ätz-Medien winden dem jungen Glück seitenweise Kränze. Drei Milliarden Menschen sollen sich weltweit schon mal für die Übertragungsfeierlichkeiten rüsten.

So viel royaler Taumel war nie. Am besten mal den Botschafter fragen, was da eigentlich los ist. Vielleicht kann Sir Sebastian Wood weiterhelfen, der ist ja gewissermaßen ein Veteran.

Tatsächlich steckt auch er schon neben allem, was er sonst zu tun hat, mitten in den Vorbereitungen zur großen Party anlässlich der Hochzeit von Prinz Harry mit der US-Amerikanerin Meghan Markle. Und natürlich hat er eine Erklärung dafür, warum das Interesse so riesig ist, viel größer noch als bei früheren Hochzeiten.

„Das ist eine Sache der Medien, vor allem der sozialen Medien“, erklärt er. „Dadurch fühlen sich die Menschen dem Brautpaar nahe. Man hat die Illusion, es handele sich um Familienangehörige oder gute Freunde.“ Vom Prinzen zum globalen Top-Influencer, auch so geht Karriere im globalen Zeitalter.

„Love is GREAT“

Entsprechend viel gibt es zu bedenken bei den Party-Vorbereitungen der Botschaft. Welche Gäste passen gut zur Live-Übertragung bei Fruit Cake und Pimm’s Cocktail am 19. Mai? Wer würde sich über eine Einladung besonders freuen? Auf jeden Fall kommen zehn britische und deutsche Kriegsversehrte, die an den „Invictus Games“ teilgenommen haben, einem paralympischen Event, das Prinz Harry ins Leben gerufen hat.

Eingeladen hat Sir Sebastian Wood aber auch Repräsentanten von Wohltätigkeitsorganisationen, die Zwecke im Sinne des Prinzen verfolgen. Wie sein Bruder William setzt er sich dafür ein, dass seelische Erkrankungen vom Stigma befreit werden. Auch für Obdachlose, besonders solche in jugendlichem Alter, engagiert er sich.

Der britische Botschafter in Berlin, Sir Sebastian Wood. (Archiv)
Der britische Botschafter in Berlin, Sir Sebastian Wood. (Archiv)

© Jens Kalaene/dpa

Der Botschafter weiß, was Harry und William antreibt. Ihre Mutter Diana hatte sich einst entschieden, ihre Prominenz in den Dienst benachteiligter Menschen zu stellen. Diesen Fußstapfen wollen beide Prinzen folgen. Kein Wunder, dass am Hochzeitstag in der Botschaft auch einige Gäste dabei sind, die den großen Bruder William und dessen Frau Kate im letzten Jahr bei der Gartenparty in der Residenz des Botschafters kennengelernt haben.

Und natürlich ist dafür gesorgt, dass Harry auch alte Bekannte wiedertrifft, die er bereits bei seinem Berlin-Besuch vor mehr als sieben Jahren getroffen hat. Eingeladen sind aber auch die homosexuellen Paare, die in der Botschaft vermählt wurden, als das in Deutschland noch nicht möglich war.

Das erste Paar hat der Botschafter selbst getraut. „Das ist ein interessanter Aspekt meiner Tätigkeit“, lächelt er. „Love is GREAT“, ist das universelle Motto, das über dem 19. Mai steht. Und der Botschafter macht keinen Hehl aus seiner Vorfreude.

Drei Milliarden Zuschauer werden erwartet

Ob es wirklich drei Milliarden Zuschauer werden, die der Zeremonie in der St. George’s Chapel von Windsor Castle folgen werden? „Mal abwarten, ob es so viele werden.“ Der Botschafter hat mehrere Erklärungen für das große Interesse an den Feierlichkeiten auch hierzulande. Die deutschen Wurzeln der Windsors reichen schließlich 300 Jahre weit zurück. Und es gab eine lange Tradition im britischen Königshaus, nach der die Monarchen jeweils deutsche Prinzessinnen geheiratet haben. Und die Amerikanerin Meghan Markle soll einige Tropfen deutsches Blut in ihren Adern haben, zurückreichend bis ins 19. Jahrhundert.

Den Fruit Cake nach Art eines Weihnachtskuchens haben die Mitarbeiter schon längst zubereitet. Der muss eine Weile liegen, bis er richtig ist. Für die Generation Selfie wird bei der Party auch ein Aston Martin bereitstehen, als Hochzeitswagen geschmückt. Es wird Wimpel geben, Fish’n’Chips, Gurkensandwiches und einen Dudelsackspieler.

Im Auftrag der Queen. Prinz Harry besuchte Ende 2010 unter anderem die Mauergedenkstätte Bernauer Straße.
Im Auftrag der Queen. Prinz Harry besuchte Ende 2010 unter anderem die Mauergedenkstätte Bernauer Straße.

© Bernd Settnik/dpa

Sir Sebastian Wood weiß, wie es geht, denn als William und Kate geheiratet haben, war er gerade Botschafter in China, und seine Residenz-Party dort war ein großer Erfolg. Besonders bewegt haben ihn einige Waisenkinder, die er eingeladen hatte, weil sie Bilder gemalt haben. „Die hatten selber keine Familie und empfanden es als etwas sehr Besonderes, dass da eine neue Familie ins Leben gerufen wurde“, erinnert er sich.

Ob das Interesse in Commonwealth-Ländern größer ist, weiß er nicht. „Da war ich nie auf Posten.“ Mit seiner Party für 400 Gäste will er die echte Windsor-Party mit 600 Gästen spiegeln. Es soll sich ein authentisches Gefühl einstellen.

Er wird öfter gefragt, wann denn der Prinz und seine Frau in spe auf Deutschland-Besuch kommen. „Es wäre großartig“, sagt er. „Dafür werde ich mich einsetzen.“ Aber er glaubt auch: „Die Konkurrenz wird sehr groß sein.“

„Ich bin stolz auf unsere königliche Familie“

Viele Berliner Verbindungen sind auch zurückzuführen auf die besonderen Verbindungen, die sich nach dem Krieg zu den hier stationierten britischen Truppen etabliert haben. Die Zeremonie zum Luftbrückendank bewegt den Botschafter immer wieder aufs Neue. Auch die Erinnerung, „wie wir gemeinsam die Freiheit an der Ostgrenze“ verteidigt haben, trage sicher zum Interesse bei, wenngleich nicht in erster Linie.

Es sei auch die Persönlichkeit des Prinzen, die vor allem die Briten überzeugt. Seit 2014 übernimmt er immer mehr offizielle Termine, und seine Professionalität, seine unkomplizierte Art und sein Charme haben ihm viele Herzen erobert. Dass die Großmutter, die am 2. Juni ihr 65. Krönungsjubiläum feiert, GREAT ist, darüber herrscht weltweit wohl ohnehin Einigkeit.

„Ich bin stolz auf unsere königliche Familie“, sagt der Botschafter freimütig. Vor allem die Queen stehe für Kontinuität. „Man muss sich nur mal vorstellen, wie viele Politiker sie schon erlebt hat.“ Vermutlich sei sie die beste Ratgeberin der Welt. Trotzdem handelt es sich bei den Royals, so wie die Briten das sehen, auch „um eine ganz normale Familie“, wenngleich mit Vorzeigecharakter.

Harry ist, so der Botschafter, zunächst einmal „ein ganz normaler junger Mann, der Liebe gesucht und gefunden hat“. Dass seine Frau einen afroamerikanischen Hintergrund hat, spiegele nur die Realität der britischen Gesellschaft wieder, sagt der Botschafter und erklärt das auch am Beispiel seiner eigenen Familie. „Meine Frau ist Thailänderin, und der Mann meiner Schwester hat irische und nigerianische Wurzeln.“

Dass die Hochzeit ein gutes Mittel zum Zweck ist, um von den aktuellen Problemen abzulenken, glaubt er nicht. „Das ist einfach eine schöne Sache.“

Public Viewing der Hochzeit am Sonnabend, dem 19. Mai, 10.30 Uhr bis 15 Uhr, im „The Cottage“ in den Gärten der Welt.

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