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Hochwasser der Spree strömt aus dem Überlauf der Spremberger Talsperre nahe Spremberg.

© dpa

Hochwasser an Spree und Havel: Wie gefährlich wird es für Berlin?

In Berlin schaut man gebannt auf die Entwicklung des Hochwassers in Brandenburg, um auf Schlimmeres gefasst zu sein. Das große Risiko für die Stadt ist die Talsperre Spremberg.

15 ZENTIMETER ANSTIEG

Die Senatsverkehrsverwaltung schätzt die Situation am 44 Kilometer langen Verlauf der Spree in Berlin sowie an Wannsee und Unterhavel als noch nicht kritisch ein. „Wir machen uns bislang keine Sorgen“, sagt der Leiter der Wasserwirtschaftsabteilung Matthias Rehfeld-Klein. Allerdings prüfe man vor allem ständig die neuesten Zahlen aus dem Süden Brandenburgs, um auf Schlimmeres gefasst zu sein. Die durchschnittliche Wassertiefe von Spree und Havel liegt bei 2 bis 2,50 Metern. Bislang ist der Pegel maximal nur um 10 bis 15 Zentimeter gestiegen. Dies liegt laut Rehfeld-Klein auch daran, dass es im Einzugsbereich der insgesamt rund 400 Kilometer langen Spree „relativ weniger geregnet“ hat als in den unteren Regionen der Elbe. Der Wasserstand an der Unterhavel wird überwiegend vom Zufluss der Spree in Spandau geprägt, deshalb ist die Situation an beiden Flussabschnitten ähnlich.

SICHERHEITSSYSTEM

Die Spree in Berlin wird durch mehrere Staustufen, die größte ist an der Mühlendammschleuse in Mitte, nahezu komplett technisch reguliert. Für die Unterhavel ist die Staustufe in Brandenburg/Havel zuständig. Indem man die Wehre stufenweise schließt oder öffnet, lässt sich der Wasserstand des Flusses zwischen der Müggelspree im Osten und der Spandauer Spreemündung „stark beeinflussen“, sagt der Experte. Bei geöffneten Wehrklappen nimmt die Strömung zu, mehr Wasser kann rasch abfließen. Umgekehrt lässt sich ein zu tiefer Wasserstand im Interesse der Schifffahrt verhindern. Zusätzlich erleichtert wird dies durch die extrem geringe Fließgeschwindigkeit des Flusses, der in Berlin kaum Gefälle hat. Durchschnittlich kommt das Wasser nur neun Zentimeter pro Sekunde voran, im südlichen Brandenburg 17 Zentimeter. Unter anderem achtet man an den Wehren darauf, dass der Pegel im Bereich der sehr niedrigen Citybrücken nur in geringen Grenzen steigt. Andernfalls könnten die vielen Fahrgastschiffe nicht mehr die Stadtspree nutzen. Sie würden mit ihren Oberdecks gegen die Brücken stoßen.

GEFAHR AUS DEM SÜDEN

Das große Risiko auch für Berlin ist die Talsperre Spremberg im südlichen Brandenburg. Wegen des anschwellenden Wasserstandes der Spree wurden dort die Schleusen schon in den vergangenen Tagen immer weiter geöffnet. Andernfalls würde die Talsperre überlaufen. Im Gegensatz zu den üblichen rund zehn Kubikmetern Wasser pro Sekunde, die ausgelassen werden, fuhr man die Menge übers Wochenende auf bis zu 70 Kubikmeter hoch. Und inzwischen sind es bereits 100 Kubikmeter, die pro Sekunde Richtung Norden ausströmen.

DIE BREMSER

Bis das in Spremberg ausgelassene Wasser Berlin erreicht, können bis zu drei Tage vergehen. Auf dem Weg verliert die Welle aber viel Schwung und Höhe. Schon der Spreewald mit seinen Auwäldern saugt viel Feuchtigkeit auf, dahinter folgen am Flusslauf der Groß Neuendorfer See und der Schwielochsee, die gleichfalls große Mengen Wasser zurückhalten. Allerdings sind die entsprechenden Kapazitäten des Spreewaldes und der zwei Seen inzwischen schon weitgehend aufgebraucht, befürchten Experten.

RÜCKBLICK
Berlin hat wegen der guten Regulierung der Spree nur ganz selten Hochwasserprobleme. Am schlimmsten seit Jahrhunderten schwollen Spree und Havel im März 1940 an. Tiefgelegene Uferkieze wurden weiträumig überspült. Extreme Schnee- und Regenfälle waren die Ursache. 1972 stieg dann die Müggelspree so weit über ihre Ufer, dass es im Bereich von Neu-Venedig und Rahnsdorf Überschwemmungen gab.

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