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Beim Polizeiabschnitt 53 konnte sich die SPD-Politikerin die zwei Wahlplakate wieder abholen.

© privat/Hannah Lupper

„Hilfe, die Polizei hat meine Wahlplakate geklaut“: SPD-Kandidatin erlebt kuriose Kreuzberger Poster-Posse

Vier Wahlplakate der Kreuzberger SPD-Kandidatin Hannah Lupper verschwinden, dann ruft der Staatsschutz bei ihr an: Strafanzeige. Was war passiert?

Beschädigte, abgerissene und zerstörte Wahlplakate sind keine Seltenheit im Wahlkampf. Doch Hannah Sophie Lupper, 31 Jahre alt, Bezirksverordnete und Direktkandidatin der SPD in Berlin-Kreuzberg für die Abgeordnetenhauswahl, hatte nun ein ganz anderes kurioses Erlebnis.

Erst wurde sie angezeigt – wegen ihrer Wahlplakate. Dann sind die Plakate entfernt worden, landeten bei der Polizei, das Landeskriminalamt war eingeschaltet, Lupper hatte deshalb eine turbulente Woche.

Seit Sonntag waren vier sogenannte Bodenfolien auf verschiedenen U-Bahnhöfen in ihrem Wahlkreis angebracht worden. „Wenn die Leute morgens aus der U-Bahn steigen und alle nach unten schauen, wird das Plakat dann besser wahrgenommen“, sagt die SPD-Politikerin.

Doch am Montag waren die Folien schon wieder fort. Rund 2500 Euro habe die Plakate und die Werbefläche gekostet. Es begann eine Spurensuche zwischen Polizei, Sicherheitsfirma, Werbeunternehmen und Berliner Verkehrsbetrieben (BVG).

Sie sei am Montag von einem Beamten des Landeskriminalamtes (LKA) angerufen worden, sagt Lupper. Ausgerechnet ein Beamter vom Staatsschutz, der für politisch motivierte Kriminalität zuständig ist.

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Wegen Sachbeschädigung sollte gegen Lupper ermittelt werden

Demnach sollte gegen die Sozialdemokratin wegen Sachbeschädigung ermittelt werden – und zwar in drei Fällen: wegen der Bodenfolien in den U-Bahnhöfen Kochstraße, Hallesches Tor und Mehringdamm.

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Polizisten und eine Sicherheitsfirma hatten sie entfernt. Zur vierten Bodenfolie vom Bahnhof Gneisenaustraße lag zwar nichts vor, aber die war ebenfalls weg. „Ich dachte: Hilfe, die Polizei hat meine Wahlplakate geklaut“, sagt Lupper.

Vier dieser Bodenfolien, Wahlwerbung für Hannah Lupper (SPD), wurden entfernt.
Vier dieser Bodenfolien, Wahlwerbung für Hannah Lupper (SPD), wurden entfernt.

© privat/Hannah Lupper

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Immerhin hat der LKA-Beamte schnell gemerkt, dass da wohl etwas schiefgelaufen ist. Er hat per Rundschreiben in die Polizei darauf gedrängt, dass keine weiteren Plakate sichergestellt werden sollen und auch keine Straftat vorliege.

BVG-Mitarbeiter hatten Strafanzeige erstattet – wegen „Wildwerbung“

Offenbar, so hat es sich jedenfalls nach zahlreichen Telefonaten und E-Mails für Lupper herausgestellt, hatten Mitarbeiter der BVG die Polizei alarmiert und Strafanzeige erstattet – wegen „Wildwerbung“.

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Dabei wäre eine Nachfrage bei Lupper durchaus möglich gewesen, auf den Plakaten waren auch Kontaktmöglichkeiten verzeichnet. Und: „Ich habe die Werbefläche auf dem Boden doch bei einer Werbefirma gebucht, die Vertragspartner der BVG ist.“

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Lupper konnte sich zwei Plakate bei der Polizei, beim Abschnitt 53 in der Kochstraße abholen. Zu gebrauchten waren sie nicht mehr. Das dritte Plakat ist von einer Sicherheitsfirma entsorgt worden, vom vierten fehlte jeder Spur. „Keiner der Beteiligten kann sich erklären, wie das passieren konnte“, sagt Lupper.

Auch die BVG und die Sicherheitsfirma hatten schnell ein Einsehen. Die Strafanzeige wegen Sachbeschädigung wurde zurückgezogen. Und die BVG ließ auf eigene Kosten neue Wahlplakate in den U-Bahnhöfen kleben. Seit Donnerstag sind sie wieder da.

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