zum Hauptinhalt
Verbotszone. Drohnen dürfen Haftanstalten nicht überfliegen.

© Felix Frieler / dpa

Hightech-Drogenpakte per Luftpost: Berlin will Gefängnisse zusätzlich gegen Drohnen absichern

Drohnen helfen beim Schmuggel von Handys, Drogen und Konsummitteln in Gefängnisse. Während Bayern die Geräte abschießt, setzt Berlin auf IT-Abwehr.

Früher wurde die Feile noch ins Brot eingebacken, heute bringen Hightech-Drohnen Drogenpakete in Berlins Gefängnisse. Mit modernster Technik wird der Sicherheitsapparat ausgetrickst, werden Messer und Kokain über die Mauern geschmuggelt, so zumindest die Vorstellung.

In Bayern wurde deshalb im Herbst 2020 ein Pilotprojekt gestartet, das Drohnenanflüge unterbinden soll. Im Freistaat wurden vorerst 15 Gewehre an Justizvollzugsbeamte verteilt, mit denen sie Drohnen im Ernstfall mit Netzen vom Himmel schießen können. Und was tut Berlin?

Die Realität ist wie so oft banaler als die Vorstellung: Der letzte Zwischenfall in einem Berliner Gefängnis ist erst eine Woche her. In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Plötzensee wurde im Freistundenhof ein mit 90 Gramm Cannabis, Handys, Sim-Karten und Zigarettenpapier gefülltes Netz gefunden. Jemand hatte es einfach über die Außenmauer geworfen, eine Bedienstete fand es. Drohnen wurden dagegen seit über drei Jahren nicht mehr für Schmuggel benutzt – oder zumindest nicht entdeckt.

Laut der Berliner Justizverwaltung wurden die letzten Drohnenvorfälle im Jahr 2017 entdeckt. Sie seien „äußerst selten“ geworden, sagte Sebastian Brux, Sprecher der Justizverwaltung, dem Tagesspiegel. Im Jahr 2016 hatte es noch sechs Vorfälle gegeben.

2017 dann drei: Ein Vorfall ereignete sich in der JVA Tegel, damals hörte ein Wachmann die Geräusche einer Drohne, sah aber keine. Bei einem zweiten Vorfall landete eine Drohne auf dem Sportplatz der Jugendstrafanstalt Berlin, ohne Schmuggelgut. Im gleichen Jahr wurden vor der JVA Heidering Personen beim Hantieren mit einer Drohne entdeckt, die Polizei stellte sie sicher, gefunden wurde nichts.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Ab 2018 wurde keine Drohne mehr über einer JVA entdeckt. „Demzufolge sind uns keine Einbringungen verbotener Gegenstände oder Substanzen mittels Drohnentransports bekannt“, sagte Brux dem Tagesspiegel.

Die Zahlen sind in Berlin damit niedriger als in einigen anderen Bundesländern, wo es jährlich eine einstellige Zahl an Vorfällen gibt. Dem gegenüber stehen kiloweise Cannabis und 258 Handys, die allein 2020 in der JVA Plötzensee gefunden wurden – mutmaßlich ohne Hightech geschmuggelt.

„Smarte Lösungen“ statt Abschuss

Trotzdem will auch die Berliner Justizverwaltung die Gefängnisse zusätzlich absichern. Denn grundsätzlich dürfen Haftanstalten in Berlin ebenso wenig mit Drohnen überflogen werden wie der Reichstag oder der Forschungsreaktor des Helmholtz-Zentrums am Wannsee. Dasselbe gilt für Unglücksstellen oder Menschenansammlungen, für Krankenhäuser und Kraftwerke.

Den bayerischen Weg, die Drohnen abzuschießen, lehnt die Justizverwaltung von Dirk Behrendt (Grüne) aber ab. „Erstens bestehen Zweifel, ob diese Abschussvorrichtungen praktisch etwas bringen, zweitens fehlen dafür die Fälle und drittens setzen wir auf smarte Lösungen in der Technik“, sagte Sprecher Brux.

Stattdessen will sich die Justizverwaltung für sogenanntes Geo-Fencing einsetzen. Dadurch „werden Luftbereiche durch virtuelle Zäune umschlossen und die Drohne durch Programmierung der Software physisch daran gehindert, in den gesperrten Raum einzufliegen“, erklärt Brux. Außerdem werden frequenzgestützte Abwehrverfahren geprüft, also Signalstörungen. Die Ergebnisse werden auf der Justizministerkonferenz im Herbst vorgestellt. Vielleicht verirrt sich bis dahin ja wieder eine Drohne über den Himmel einer JVA.

Zur Startseite