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Viel Grün zeigt die Simulation, im Vordergrund die neue zentrale Anschlussstelle Messedamm.

© Deges

Update

Hier fahren 230.000 Autos pro Tag: Neue Pläne für Berliner Autobahndreieck Funkturm präsentiert

Das Dreieck Funkturm ist so marode, dass es komplett neu gebaut werden muss. Seit Jahren wird darüber gestritten. Am Donnerstag stellte die Deges neue Pläne vor.

Die Planung für das Berliner Autobahndreieck Funkturm ist "auf der Zielgeraden". Dies sagte Deges-Sprecher Michael Zarth am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Das Planfeststellungsverfahren soll noch in diesem Jahr eingeleitet werden. Sollte dieses Verfahren perfekt laufen für die staatliche Planungsgesellschaft, könnte mit dem Bau 2024 begonnen werden. Klagen und Einwendungen können das Verfahren natürlich bremsen. Der Planfeststellungsbeschluss ist eine Art Baugenehmigung.

Die BVG musste mehrfach Rückschläge bei solchen Planfeststellungsverfahren hinnehmen: Bei der Straßenbahn-Strecke nach Moabit mussten die Pläne zweimal ausgelegt werden, das warf das Projekt um mehr als zwei Jahre zurück. Noch schlimmer sieht es am Ostkreuz aus, hier wurde das Planfeststellungsverfahren komplett neu gestartet. Es gibt dort schon viele Jahre Rückstand.  

Die Deges schickt ihren Angaben zum Baustart 2024 deshalb voraus: "Wenn das Verfahren so läuft, wie wir uns das wünschen." Erste Bauvorbereitungen könnte es ab 2023 geben. Dann wird es auch zeitweise Sperrungen der diversen Bahnstrecken geben, die von der Autobahn überquert werden Da acht Jahre Bauzeit geplant sind, zieht sich das Projekt im besten Fall bis 2032. Erweitert werde der Knoten nicht, versichern die Planer immer wieder, die Zahl der Fahrspuren werde nicht steigen.

Die Kosten für den Neubau des Dreiecks wurden bislang auf 300 Millionen Euro geschätzt - das wird nicht reichen. "Wir beobachten intensiv die explodierenden Baupreise", sagte Deges-Manager Andreas Irngartinger bei der Pressekonferenz: "Wir müssen leider Sorge haben, dass 300 Millionen nicht reichen werden." Am Donnerstagabend soll es noch einmal eine digitale Informationsveranstaltung für Anwohner geben.

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Seit Jahren diskutieren Anwohner, Senat und Bezirk mit der Deges. Nach wie vor befürchten Anwohner mehr Verkehr an der Anschlussstelle Kaiserdamm, die an der Knobelsdorffstraße liegt. Wegen der Schließung der Anschlussstelle Halenseestraße dürfte es eine Verlagerung des Zugangsverkehrs Richtung Norden geben, weil Autofahrer den Umweg zur neuen Anschlussstelle Messedamm scheuen werden. Die digitale Informationsveranstaltung läuft von 19 bis 20.30 Uhr online, und zwar hier

Einst fuhren 20.000 Autos am Tag, heute 230.000

Die Deges plant und baut für den Bund die Autobahnen in Deutschland. Der Neubau des Autobahndreiecks Funkturm ist sicher eines der schwierigsten Projekte, da es baufällig ist und neu gebaut werden muss. Am Funkturm treffen Stadtautobahn A100 und die Avus (A115) aufeinander, bundesweit einer der am stärksten belasteten Verknüpfungspunkte.

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230.000 Autos werden derzeit pro Tag gezählt, eine Prognose sieht 250.000 Autos in zehn Jahren. Gebaut wurde das Dreieck mal für 20.000 Fahrzeuge. 

Im Zuge des Umbaus sollen 1,9 Kilometer Stadtautobahn der A115 und der A100 sowie die erforderlichen Verbindungsrampen und circa 25 Brücken erneuert werden. Von diesen Brücken sind bereits fünf wegen grober Mängel nur noch eingeschränkt zu befahren, bei vier weiteren steht das kurz bevor.

Völlig neue Anschlussstelle „Messedamm“

Wichtigste Änderung des Projektes ist die völlig neue Anschlussstelle „Messedamm“. Sie soll die vielen Rampen und Zufahrten ersetzen, die aus Sicht der Deges nur den Verkehr bremsen und die Sicherheit verringern. Auch die Rampen von der parallel verlaufenden Halenseestraße werden beseitigt. Es werde keine Anschlüsse im eigentlichen Dreieck mehr geben, betonte Projektleiter Peter Grüschow noch einmal. Autofahrer werden sich also umgewöhnen müssen, die Wege werden sich für viele verlängern.

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Allerdings wird es während der Bauzeit so viele Änderungen im Verkehrsfluss geben, dass sich in zehn Jahren wohl niemand mehr an den Stand von heute erinnern wird. Es soll acht große Phasen mit mehr als 100 Bauzuständen geben. Die Deges versichert aber, dass immer die gleiche Zahl Spuren wie derzeit zur Verfügung stehen wird. So soll ein Ausweichen auf Stadtstraßen vermieden werden, sagte Andreas Irngartinger von der Deges.

Diese Grafik veröffentlichte die Deges
Diese Grafik veröffentlichte die Deges

© Deges

Von einer anderen Idee hatte sich die Deges im Jahr 2020 wegen der vielen Proteste verabschiedet: Die neue Anschlussstelle Messedamm entsteht nördlich der Avus-Tribüne – und nicht mehr an der Ecke Jafféstraße mit einer großen Kreuzung neben der Wohnsiedlung Eichkamp. Diese Anschlussstelle ist gut in der Simulation zu sehen, die die Deges veröffentlicht hat - und auf der keine Autos zu sehen sind.

Nach Einschätzung der Deges ist die Bausubstanz so stark geschädigt, dass der Knoten "in seiner jetzigen Form nicht sanierungsfähig" ist. "Durch den Umbau werden der Verkehrsfluss und die Verkehrssicherheit verbessert, die Anwohnerinnen und Anwohner erhalten neuen Lärmschutz", heißt es in einer Präsentation.

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