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Ausrüstung eines Kamerateams liegt nach einem Übergriff zwischen Alexanderplatz und Hackescher Markt auf dem Boden.

© Christoph Soeder/dpa

Update

Nach Attacke auf „Heute-Show“-Team in Berlin: Seehofer spricht von Angriff auf die Pressefreiheit

Bei dem Angriff auf das Kamerateam wurden vier Menschen verletzt. Der Angriff soll geplant gewesen sein, ergaben weitere Ermittlungen.

Bundesinnenminister Horst Seehofer hat den Angriff auf ein Team der ZDF-„heute show“ in Berlin scharf verurteilt. „Die Freiheit der Presse ist eine Säule unserer Demokratie. Der Staat hat zu garantieren, dass dieses Grundrecht zu jeder Zeit und an jedem Ort gewährleistet ist“, sagte der CSU-Politiker am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Gleichzeitig wies er auf die Verpflichtung der Sicherheitsbehörden hin, Medienvertreter auch auf Demonstrationen zu schützen.

Wie die Polizei am Sonntag bekannt gab, soll der Angriff Zeugenaussagen zufolge geplant gewesen sein. Außerdem seien die Täter mit Fahrrädern und einem Auto geflüchtet. Die Polizei konnte das Auto später stoppen und die Insassen festnehmen.

Der für politisch motivierte Delikte zuständige Staatsschutz hatte am Samstag die Ermittlungen übernommen. Gegen drei der Festgenommenen hat die Polizei nach Tagesspiegel-Informationen Erkenntnisse über linksmotivierte Kriminalität. Es soll sich dabei um Beamtenbeleidigung und den Verstoß gegen Versammlungsverbote handeln.

Ob alle auch tatsächlich am Überfall beteiligt waren, ist Gegenstand der Ermittlungen. Zuerst hatte die „Welt" darüber berichtet. Eine Sprecherin des Landeskriminalamts bestätigte am Sonntagabend: „Zu einem 24-Jährigen und zwei Männern im Alter von 25 Jahren liegen Erkenntnisse im Bereich der politisch motivierten Kriminalität links vor“.

Die Polizei nahm nach dem Angriff am Freitag in Mitte insgesamt fünf Männer und eine Frau fest. Sie sollen zu einer etwa 15 Personen großen Gruppe gehören, die das Kamerateam der ZDF-Satiresendung "Heute-Show" vermummt angegriffen hat. Vier der fünf verletzten Mitarbeiter des ZDF kamen ins Krankenhaus. 

Wie der Sender mitteilte, ereignete sich der Vorfall bei Dreharbeiten für die nächste Ausgabe der Sendung am 8. Mai. Polizeipräsidentin Barbara Slowik berichtete, dass das Team gegen 16.25 Uhr in einer Drehpause in der Rochstraße in Mitte unvermittelt attackiert wurde. Zuvor soll es auf dem Rosa-Luxemburg-Platz bei der "Hygiene-Demo" gefilmt haben. Dort waren zahlreiche rechte Demonstranten, aber auch linke Gegendemonstranten.

Tatverdächtige wieder entlassen

Nachdem die Tatverdächtigen dem Haftrichter vorgeführt wurden, entließ dieser die Beschuldigten am Samstagabend. Zwar läge gegen zwei der sechs Personen ein dringender Tatverdacht vor, allerdings keine Haftgründe wie etwa Fluchtgefahr, sagte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Berlin, Martin Steltner. Zu den Hintergründen des Angriffes wollte Steltner sich nicht äußern.

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Der Kabarettist Abdelkarim Zemhouteder, der bei dem Dreh dabei war, wurde nicht verletzt. Am Samstagmittag äußerte sich der 38-Jährige auf Instagram zu dem Vorfall: "Das heute show Kamerateam, der Aufnahmeleiter, drei Sicherheitsleute und ich wurden von einer sehr aggressiven Gruppe angegriffen". Auch wenn einige von ihnen ins Krankenhaus mussten, gehe es aber nach aktuellem Stand "zum Glück" aufwärts, so Abdelkarim. 

Sie hätten "Glück im Unglück" gehabt, "das Ganze hätte auch viel tragischer enden können", schrieb er auf Instagram. Abdelkarim bedankte sich bei allen Zeugen, Polizisten, den Rettungssanitätern und den "übermenschlichen Sicherheitsleuten", die eine große Hilfe gewesen seien.

Bilder der Nachrichtenagentur dpa zeigen die Ausrüstung des Kamerateams nach dem Übergriff zwischen Alexanderplatz und Hackescher Markt auf dem Boden liegen, Polizisten schirmen den Bereich ab.

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"Das Team, das im Auftrag des ZDF unterwegs war, war nach Dreharbeiten auf dem Weg zu seinen Fahrzeugen. Dabei erfolgte der Angriff", teilte der Sender mit. Weitere Details seien noch nicht bekannt.

"Mehrere Teammitglieder sind im Krankenhaus, unser Reporter Abdelkarim ist unverletzt", schrieb die "Heute-Show" auf Twitter.

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Innensenator Geisel (SPD) teilte mit: "Ich verurteile den Angriff aufs Schärfste. Noch kennen wir nicht die genauen Hintergründe. Aber egal, ob rechts, links oder sonstwie motiviert, Gewalt gegen Medienvertreter ist durch nichts zu rechtfertigen. Ich bin froh, dass die Tatverdächtigen gefasst werden konnten und wünsche den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ZDF gute Besserung.

Harald Ortmann, Geschäftsführer von TV United, der Produktionsfirma, die den Kameramann und den Tonassistenten für die Dreharbeiten stellte, zeigte sich schockiert über den Vorfall. Die Angreifer seien mit "Totschlägern auf das Team los". Weiter sagte er: "Unserem Tonassistenten wurde ins Gesicht getreten - mit einer Brutalität, mit der man in Kauf genommen hat, dass es ein Mensch nicht überlebt."

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Die drei für den Dreh engagierten Security-Mitarbeiter seien schwer verletzt worden, weil sie dem Tonassistenten und dem Kameramann helfen wollten, sagt Ortmann.

Der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands, Frank Überall, sagte: „Das war ein feiger und durch nichts zu rechtfertigender Überfall auf Journalisten, die ihrer Aufgabe der Berichterstattung nachgekommen sind. Ich hoffe, dass die Attacke gründlich aufgeklärt wird und die Täter juristisch zur Verantwortung gezogen werden.“ Es handele sich um einen Angriff auf die Pressefreiheit

Ähnlich hatte zuvor ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler den Angriff verurteilt. "Die Pressefreiheit ist – gerade in diesen Tagen – ein hohes Gut. Unsere Sorge gilt nun jedoch zuallererst den Teammitgliedern und ihrer Gesundheit." 

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Auch die Redakteursausschüsse von ARD, ZDF und Deutschlandradio reagierten in einer Mitteilung. „Unsere Reporterteams sind weltweit unterwegs, um die Menschen über Ereignisse und Entwicklungen zu informieren. Auch Satiresendungen wie die heute-show gehören zum Auftrag der Meinungsbildung“, stellten sie klar.

Die Bundesgeschäftsführerin der Journalisten-Gewerkschaft dju, Cornelia Berger, sprach angesichts des Angriffs von einem „Alarmsignal auch für die politisch Verantwortlichen“.

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Insgesamt will die Staatsanwaltschaft 25 Personen dem Haftrichter vorführen lassen, die bei Auseinandersetzungen am 1. Mai festgenommen worden sind. (mit dpa)

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