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Pia Skarabis-Querfeld hatte schon lange kein freies Wochenende mehr - Sonnabend und Sonntag kümmert sie sich um die medizinische Versorgung von Flüchtlingen.

© Privat

Helles Deutschland: Medizin hilft Flüchtlingen

Pia Skarabis-Querfeld, 48, hat das Netzwerk „Medizin-hilft-Flüchtlingen“ aufgebaut

"Im Dezember 2014 wollte ich in der Notunterkunft in Dahlem Kleidung abgeben. Dort habe ich kranke Kinder gesehen, die ziemlich apathisch wirkten. Als ich nachgefragt habe, hieß es, dass sie Fieber hätten und man nichts weiter unternehmen könne. Sie hatten keinen Krankenschein. Das konnte ich nicht hinnehmen. Mit meinem Mann, der Kinderarzt ist, habe ich über Weihnachten zwei Wochen die Menschen dort erstversorgt. Danach wollten wir die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen.

Viele Freunde und Kollegen haben sich gemeldet. Für uns ist das eine humanitäre Frage, keine politische. Ich bin christlich geprägt, außerdem habe ich auch als Ärztin die Verantwortung, jedem Mensch zu helfen. Mittlerweile koordiniere ich das Netzwerk „Medizin-hilft-Flüchtlingen“ mit mehr als 50 Ärzten und 40 Krankenschwestern, wir betreuen 1600 Flüchtlinge an vier Standorten. Wir helfen, wo wir können.

"Der Staat müsste eine medizinische Erstversorgung für Flüchtlinge einrichten."

In der ersten Zeit haben mich besonders die Kinder bewegt. Einige von ihnen waren monatelang barfuß oder in Flip Flops unterwegs gewesen, blutig gelaufene Füße bei Kindern finde ich sehr schlimm. Zudem merkt man ihnen die Erschöpfung und die schlechte Ernährung an. Es ist aber auch sehr schön zu sehen, wenn sie sich manchmal schnell erholen und einen nach einiger Zeit fröhlich begrüßen.

Wir würden uns wünschen, dass das öffentliche Gesundheitssystem die Menschen so versorgt, dass wir unsere Arbeit einstellen können. Im Moment aber müssen wir notgedrungen immer mehr machen. Meiner Meinung nach wäre es eine gesundheitspolitische Notwendigkeit, dass der Staat eine medizinische Erstversorgung für Flüchtlinge einrichtet."

Sind auch Sie in der Flüchtlingshilfe aktiv oder kennen Sie jemanden, den wir hier vorstellen sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an berlin@tagesspiegel.de

Wenn Sie wissen wollen, wo Ihre Hilfe ankommt, klicken Sie hier.

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