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Mit Ansage. Die ehemalige Wetterstation auf dem Tempelhofer Feld wird zu einem Begegnungszentrum.

© Maria Kotsev

Haus 104: Begegnungszentrum auf dem Tempelhofer Feld

Die frühere Wetterstation auf dem Tempelhofer Feld , das „Haus 104“, steht künftig Anwohnern und Besuchern des Geländes offen.

Die Brise auf dem Tempelhofer Feld lässt die bunten Girlanden auf dem Dach des Häuschens herumflattern. Eine knallrote Aufschrift mit den Worten „Haus 104 – Die Stadt sind wir!“ am Zaun lenkt den Blick der Feldbesucher auf das ansonsten eher unscheinbare Gebäude. Bis auf diese Lebenszeichen sieht die ehemalige Wetterstation eher verlassen aus, die Fassade bröckelt, der Lack an Fenstern und Tür blättert ab. Tritt man hinein, wird man in seine Schulzeit zurückversetzt, denn die Räume mit ihren hellgelbgestrichenen Wänden und grauen Laminatböden erinnern an verlassene Klassenzimmer.

Kein sehr aufregender Ort mitten auf der über 350 Hektar großen Freifläche, könnte man denken. Aber hier soll nun bald Leben in die Bude kommen.

Begegnungszentrum ab 2018

Mitte August wurde mit Picknick und Musik die Schlüsselübergabe und Eröffnung des „Hauses 104“ auf dem ehemaligen Flugfeld, nicht weit vom Sommerbad Neukölln entfernt, gefeiert. Die Räumlichkeiten wurden damit von der Stadt offiziell den Bürgern zur selbstorganisierten, öffentlichen Nutzung übergeben. Der Auftakt für ein großes Vorhaben: Ab nächstem Frühjahr soll hier ein Begegnungszentrum für die Nutzer des Tempelhofer Feldes entstehen.

Ein Ort mit Geschichte

Das Konzept soll den Bezug zum Standort herstellen: Einer der vier Räume wird ein „Geschichtscafé“ mit Dauerausstellung rund um die Historie des Feldes werden. Diese geht bis ins Jahr 1381 zurück, zumindest wurde das Feld damals zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Seitdem wechselten Besitzer und Funktion mehrmals, bis es ab Oktober 1923 dem Flugverkehr diente.

Im Zweiten Weltkrieg gab es Rüstungsproduktion unter Zwangsarbeit, während der Luftbrücke wurde es ein international bekanntes Symbol der Freiheit. Heute nutzen Menschen verschiedenster Herkunft die Grünfläche zur Erholung. All das soll die Ausstellung im Haus 104 zeigen. Geplant ist außerdem ein Gemeinschaftsraum und ein kleiner Büroraum mit Küchenzeile, der als Co-Working-Space genutzt werden kann.

Vielseitige Nutzung

Beate Storni, Feldkoordinatorin und mit Mitgründerin der Bürgerinitiative „100% Tempelhofer Feld“, die sich gegen die Bebauung des Geländes einsetzt, ist sich sicher, dass das Projekt Anklang finden wird: „Die Räume können von Sportlern und anderen Gruppen wie den ,Feldfindern‘, die mal Besprechungsräume brauchen, genutzt werden. Bei schönem Wetter stellen wir draußen Bänke und Tische auf, für Kinder könnte man Tafeln mit Kreide zum Malen organisieren.“ Die „Feldfinder“ nutzen das Gebäude 104 bereits für ihre Vereinstreffen.

Die Gruppe organisiert Feldausflüge für Kinder zwischen 7 und 12 Jahren, auf denen sie Drachen steigen lassen oder etwas im Feldfinder-Beet im bunten Gemeinschaftsgarten, der zwischen den beiden großen Flugbahnen liegt, anpflanzen. Der ist auch ein Produkt ehrenamtlichen Engagements: Angelegt wurde er 2011 von der Gründergruppe des Urban-Gardening- Vereins „Allmende-Kontor“, der ebenfalls bereits das Gebäudes 104 nutzt.

Die Bebauung des Feldes steht immer im Raum

Beate Storni und andere engagierte Berliner setzen sich seit mehr als zwei Jahren dafür ein, dass die „104“ von Bürgern in Selbstverwaltung genutzt werden kann, wie es der Entwicklungs- und Pflegeplan des Senats vorsieht. In dieser Zeit gab es nach Angaben der Feldkoordinatoren ein bürokratischen Hin und Her mit der Landesfirma GrünBerlin, der das Gelände untersteht, ehe die Räumlichkeiten genutzt werden konnten. So gab es Bedenken wegen des baulichen Zustands der alten Wetterstation, durch Tests auf Schadstoffe und andere Begutachtungen verzögerte sich die Schlüsselübergabe erheblich.

Die Verwaltung stellt nun das Geld für eine Renovierung zur Verfügung. Dennoch bleiben Bedenken: Insgeheim befürchtet Beate Storni nämlich, dass das Tempelhofer Feld trotz des erfolgreichen Volksentscheids doch bebaut werden könnte.

" Das hier zu bebauen wäre fatal."

„Das Feld war schon immer ein Ort, wo Menschen zusammenkamen. Es ist einer der letzten Plätze in Berlin, wo man noch frische Luft hat. Das hier zu bebauen wäre fatal.“ Nun steht aber erst mal die Planung rund um die Gestaltung der „104“ an. Bis Ende Oktober soll ein Dachverein für das Haus gegründet und ein detailliertes Konzept ausgearbeitet werden. Im Frühjahr 2018 steht die Renovierung der vier Räume an. Die Freiwilligen haben also noch einiges vor sich, um sagen zu können: „Haus 104 – die Stadt sind wir“. Freiwillige und Ideen für das „Haus 104“ sind willkommen. Kontakt per E-Mail an: beatestorni@yahoo.de

Maria Kotsev

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