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Hartz-IV-Sätze: Sarrazin empfiehlt "kalt duschen"

UPDATE Dass er wegen eines Ausschlussverfahrens die längste Zeit SPD-Mitglied gewesen sein könnte, beeindruckt Berlins ehemaligen Finanzsenator Sarrazin wenig. Im Gegenteil: Er legt mit markigen Worten über Hartz-IV-Empfänger nach. Die Beratungen der Berliner SPD über einen Ausschluss Sarrazins kamen derweil zu keinem Ergebnis.

Die Landesschiedskommission der Berliner SPD beriet am Montag ausgiebig über einen möglichen Parteiausschluss von Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin. Dies hatten zwei Kreisverbände beantragt. Sie werfen dem früheren Berliner Finanzsenator parteischädigendes Verhalten vor. Die Beratungen liefen bis tief in die Nacht und wurden dann ohne Ergebnis vertagt. Der Versuch einer gütlichen Einigung scheiterte, berichteten Teilnehmer.

Auf der Grundlage eines Gutachtens stufen die Kreisverbände Äußerungen Sarrazins über Ausländer in einem Interview als eindeutig rassistisch ein. Das sei mit SPD-Positionen nicht vereinbar und schädige das Ansehen der Partei.

"Schleimig und widerlich"

Sarrazin blieb gestern unbeeindruckt und attackierte das Gutachten scharf als intellektuell und moralisch "unsauber, schleimig und widerlich". Zum Ausgang des Verfahrens sagte er der "Süddeutschen Zeitung" weiter: "Das stehe ich völlig bewegungslos durch."

Der Ex-Senator hatte in dem Interview gesagt, eine große Zahl an Arabern und Türken in Berlin habe keine produktive Funktion, außer für den Obst- und Gemüsehandel. Er müsse niemanden anerkennen, der vom Staat lebt und diesen Staat ablehnt und ständig "neue kleine Kopftuchmädchen produziert". Eine Entscheidung noch am Montag gilt nach Angaben einer SPD-Sprecherin als eher unwahrscheinlich.

Eine Frage der Mentalität

Sarrazin äußerte sich auch zur derzeitigen Hartz-IV-Debatte. Er verteidigte die geltenden Sätze und nannte sie ausreichend. Letztlich sei es keine Geldfrage, sondern eine Frage der Mentalität, des Wollens und der Einstellung. "Wo diese fehlt, hilft auch kein Geld, und wo diese da ist, ist das Geld gar nicht so wichtig."

Als Sparmöglichkeit nannte Sarrazin das Duschen: "Kalt duschen ist doch eh viel gesünder. Ein Warmduscher ist noch nie weit gekommen im Leben."

Westerwelles Bild "völlig misslungen"

Sarrazin übte aber auch Kritik an den Worten von FDP-Chef Guido Westerwelle, der im Zusammenhang mit den Hartz-IV-Empfängern von "spätrömischer Dekadenz" gesprochen hatte. Dieses Bild sei "völlig misslungen" und ein "intellektuelles Armutszeugnis" für den Außenminister. 

Die Dekadenz der Römer habe unter anderem darin bestanden, sich mit einer Feder am Gaumen kitzeln zu lassen, um erbrechen und anschließend weiteressen zu können. Mit dem Frühstück eines Hartz-IV-Empfängers habe das nichts zu tun. (sf/dpa)

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