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Die Schule von außen sehen. Mehr als 3500 Schüler fehlten in Berlin im letzten Schuljahr mehr als zehn Tage unentschuldigt.

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Harte Kante gegen Schulschwänzer: Zur Schule oder zur Kasse

Sanktionen gegen Schulschwänzer werden von den Bezirken unterschiedlich gehandhabt. SPD-Bildungspolitiker Joschka Langenbrinck kritisiert das. Er will unzuverlässige Schüler mit Bußgeldern stärker unter Druck setzen.

Gerade erst wurden vom Abgeordnetenhaus strengere Regeln gegen das Schulschwänzen beschlossen. Doch dem SPD-Abgeordneten Joschka Langenbrinck, Initiator des Antrags, reicht das nicht. Er fordert eine Verschärfung und Vereinheitlichung des Bußgeldverfahrens für Schwänzer. Die jetzt verabschiedeten Maßnahmen sehen das nicht vor. „In einem zweiten Schritt müssen wir das Bußgeldverfahren verbessern“, sagte Langenbrinck dem Tagesspiegel. „Die Bereitschaft, etwas an seinem Verhalten zu ändern, ist dann am größten, wenn es ans Geld geht.“ Er will, dass alle Bezirke schon nach zwei sogenannten Schulversäumnisanzeigen Bußgelder verhängen. In seinem Bezirk Neukölln habe sich die Zahl der Langzeitschwänzer reduziert, „auch weil wir das Bußgeld durchziehen“. Rund 150 Euro müssten Eltern dort durchschnittlich zahlen, die Höhe ist abhängig von der sozialen Lage.

Mehr als 3500 Schüler fehlten in Berlin im letzten Schuljahr mehr als zehn Tage unentschuldigt. Die tatsächliche Zahl dürfte weitaus höher liegen, weil die Senatsstatistik bisher nur die Fehltage für das erste Halbjahr in den Klassen sieben bis zehn ausweist.

Eine Versäumnisanzeige soll rascher gestellt werden

Diese Statistik soll künftig auf alle öffentlichen Schulformen und alle Klassenstufen ausgeweitet werden, das ist ein Punkt aus dem Antrag, der kürzlich beschlossen wurde. Außerdem sieht das Maßnahmenpaket vor, dass künftig schon nach fünf, auch über das Schuljahr verteilten, unentschuldigten Fehltagen eine Schulversäumnisanzeige gestellt wird. Bisher geschah dies erst nach zehn unentschuldigten Fehltagen am Stück, und die Bezirke handhabten diese Anzeigen unterschiedlich schnell und konsequent. Künftig sollen alle Bezirke bei einer Versäumnisanzeige das Jugendamt und die Schulpsychologie informieren, und es soll ein verpflichtendes Gespräch zwischen Eltern und Klassenlehrer geben.

„Die Bezirke gehen zu verschieden mit dem Problem um, darum brauchen wir klare und verbindliche Regeln für alle Bezirke. Natürlich wollen wir nicht bei Schülern, die mal in der Schule fehlen, zu Hause gleich die Kavallerie einreiten lassen“, sagte Langenbrinck. Es gehe darum, dass frühzeitig Hilfsmaßnahmen ergriffen werden. Dazu soll es eine bessere Koordination der mit dem Problem befassten Stellen geben. In den Bezirken soll eine „AG Schulpflicht“ gebildet werden, in der sich Vertreter von Schulen, Jugendhilfe, Schulsozialarbeit, Polizei und Jugendrichtern regelmäßig treffen und Problemfälle besprechen. Auch ein Vorschlag der Piratenpartei wurde aufgenommen, nämlich, dass an Schulen Patenschaften zwischen jüngeren und älteren Schülern angeregt werden sollen, die dann beispielsweise gemeinsam zur Schule gehen könnten. Langenbrinck geht davon aus, „dass die Maßnahmen schon zum nächsten Schuljahr wirksam werden“.

Friedrichshain-Kreuzberg setzt auf Sozialarbeiter

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Stefanie Remlinger, kritisierte, dass der Fokus zu sehr auf Intervention und Strafen gelegt werde. Inge Hirschmann vom Grundschulverband äußerte sich dagegen positiv. Auch wenn in der Praxis an den Schulen nicht alles jederzeit umgesetzt werden könne, so sei es wichtig, die Lehrer immer wieder für das Problem Schwänzen zu sensibilisieren.

Die höchste Quote an unentschuldigten Fehltagen gibt es im Bezirk Mitte: Von allen Unterrichtstagen fehlte der Durchschnittsschüler im Schuljahr 2012/13 insgesamt 2,6 Prozent. In Neukölln waren es 2,2 Prozent. Spandau (1,6) steht auf Position drei, es folgen zusammen Friedrichshain-Kreuzberg und Marzahn-Hellersdorf (je 1,5). In Mitte gab es aber im Schuljahr 2011/12 nur 32 Bußgeldverfahren, während es in Neukölln 301 und damit die meisten waren. In Friedrichshain-Kreuzberg gab es sogar nur ein Verfahren. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann führt dies auf den verstärkten Einsatz von Sozialarbeitern zurück, die sich um Schulschwänzer kümmern.

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