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Will gelernt sein: Ausbildungsberufe wie der des Kochs.

© imago/Olaf Döring

Handwerk statt Studium: Berliner FDP will Kosten der Meisterausbildung verstaatlichen

Weil immer mehr Schulabgänger studieren wollen, statt eine Ausbildung zu machen, fordert die FDP Anreize. Die öffentliche Hand soll dabei in Vorleistung gehen.

Die FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus fordert eine Qualitätsoffensive für die berufliche Bildung in der Stadt und will junge Menschen unterstützen, die sich für einen Ausbildungsberuf und gegen ein Studium entscheiden.

Konkret schlagen die Liberalen vor, zunächst die Gebühr für die Meisterprüfung, später aber die Kosten für die Meisterausbildung insgesamt durch das Land zu finanzieren. Außerdem soll die Berufsorientierung viel früher als bislang Teil des Unterrichtsplans werden, die Affinität zu handwerklichen Tätigkeit im Werkunterricht gestärkt und die Ausstattung der Berufsschulen – vor allem im Bereich der Digitalisierung – verbessert werden.

Zusammengefasst hat die Vorschläge Maren Jasper-Winter, Sprecherin für Aus- und Weiterbildung ihrer Fraktion, in einem Zehn-Punkte-Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt. Einleitend erklärt sie darin, Ausbildungsbetriebe, Berufsschulen und Auszubildende würden seit Jahren vom rot-rot-grünen Senat vernachlässigt, dringend benötigte Reformen und Fortschritte verschleppt.

Jasper-Winter zufolge sei die Zahl der neuen Ausbildungsverträge zwischen 2019 und 2020 um zwölf Prozent und damit deutlich stärker als im Bundesschnitt gesunken. Hinzu komme die deutschlandweit höchste Lösungsquote von Ausbildungsverträgen sowie das höchste Einstiegsalter in die Ausbildung. „Die berufliche Bildung in Berlin braucht endlich eine Trendwende. Kurz vor Beginn des kommenden Ausbildungsjahres muss der Senat endlich alle Kräfte bündeln und handeln“, fordert Jasper-Winter.

Werkunterricht an allen Berliner Grundschulen

An Vorschlägen mangelt es ihr nicht. Durch die Einführung von Werkunterricht an allen Berliner Grundschulen soll den Schüler:innen Wertschätzung für handwerkliche Arbeit vermittelt werden, erklärt Jasper-Winter. Sie wirbt dafür, Handwerk und Kreativität zu verbinden, feinmotorische Fähigkeiten zu fördern und Wissen aus Technik und Fachwissenschaften zu vermitteln.

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Maren Jasper-Winter ist Sprecherin für Aus- und Weiterbildung der FDP-Fraktion.
Maren Jasper-Winter ist Sprecherin für Aus- und Weiterbildung der FDP-Fraktion.

© Promo

Von der berlinweiten Einführung des Werkunterrichts im Grundschulbereich verspricht sich Jasper-Winter eine höhere Motivation zur Aufnahme einer Berufsausbildung und damit eine Umkehr der aktuell weiter zunehmenden Fokussierung auf das Studium.

„Azubi-Botschafter“ sollen Berufe in Schulen vorstellen

„Wir wollen dafür sorgen, dass alle Berlinerinnen und Berliner die berufliche Bildung als Perspektive für ihr eigenen Leben begreifen“, sagt Jasper-Winter und bewirbt die Berufsausbildung als Voraussetzung dafür, „das Leben nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten und durch eigene Arbeit und Leistung einen sozialen Aufstieg zu erreichen“.

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Um die Berufsausbildung als Alternative zum Studium zu stärken, will Jasper-Winter darüber hinaus die Berufsorientierung in den Fokus rücken. Sie führe aktuell ein „stiefmütterliches Dasein“, erklärt die Bildungspolitikerin und wirbt dafür, die Berufsorientierung zum Bestandteil des Lehrziels zu machen. Über sogenannte „Azubi-Botschafter“ könnten nach dem Vorbild anderer Länder oder Unternehmen bestimmte Berufsbilder in den Klassen vorgestellt werden.

Außerdem wirbt Jasper-Winter dafür, bei Programmen zur Berufsorientierung auch die Eltern stärker einzubeziehen, schließlich würden sie die Berufsbilder der Kinder entscheidend prägen. Darüber hinaus fordert sie Wohnheimplätze auch für Auszubildende und Stipendienprogramme nach Vorbild der Begabtenförderung im Studium.

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