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Ein Plakat gegen Gewalt gegen Frauen.

© Denitza Tchacarova

Häusliche Gewalt: Mangelnde Frauenhausplätze machen Arbeit von Beratungsstellen "oft unerträglich"

Wenn Frauen Gewalt erfahren, ist das zunächst ein großer Schock. An wen können sie sich wenden? Und was können sie tun?

Ein Besuch in einer Frauenberatungsstelle ist für viele Frauen der erste, wichtigste Schritt, wenn sie zu Hause Gewalt erfahren. Zum Beispiel bei „Tara“ in Schöneberg, einer von fünf Beratungsstellen in Berlin. „Wir geben den Frauen erst mal einfach den Raum, frei darüber zu reden, was passiert ist“, sagt Ute Sanner, eine von fünf Sozialarbeiterinnen mit therapeutischer Ausbildung, die sich hier um hilfesuchende Frauen kümmert. Die Beratung kann mehrere Jahren in Anspruch nehmen. „Wir gehen gemeinsam mit der Frau diesen Weg, egal wie lange es dauert.“ Zunächst sei es wichtig, die Frau dabei zu unterstützen, ein Gefühl zu sich selbst zu finden, und mit ihr zu klären, wie sie leben möchte.

Rechtliche Beratung durch einen Profi

Bei der Erstberatung unterstützen die Beraterinnen die Frauen dabei, eine eidesstattliche Versicherung über das Geschehene zu schreiben – möglichst detailliert –, damit es später keine Widersprüche gibt. Sie erhält Informationen über die verschiedenen rechtlichen Schritte, die sie gehen kann, um Schutz vor dem gewalttätigen Partner zu finden. Dazu gehört beispielsweise, eine Gewaltschutzanordnung zu beantragen oder dass sie die alleinige Nutzung der Wohnung oder das Sorgerecht für gemeinsame Kinder erhält. Bei „Tara“ bietet außerdem eine Rechtsanwältin eine wöchentliche Sprechstunde an, die laut Ute Sanner sehr gut besucht ist.

Ein Blick in den Kalender der „Tara“-Mitarbeiterinnen zeigt: Pro Woche sprechen sie mit mindestens fünfzig Frauen. Sie stammen aus allen Schichten, Altersklassen und Kulturen. Sie kommen nicht nur aus Berlin. Auch Frauen aus Brandenburg nehmen die Beratung in Berlin in Anspruch, denn die Beratungssituation im Umland sei weniger gut ausgebaut.

Die Frauen müssen sich um vieles selber kümmern

Eines der Hauptprobleme ihrer Arbeit sei, dass Frauen selber für ihren Schutz sorgen müssen. Wenn die Frauen eine Schutzanordnung wegen häuslicher Gewalt stellen, müssen sie eine zustellfähige Adresse des Täters herausfinden, der sich der Frau dann nicht mehr nähern darf. Dies gestaltet sich häufig schwierig – wenn der Mann vorübergehend bei der Frau eingezogen ist und keine Adresse hinterlässt. Auch für den Schutz der Kinder werden die Frauen zur Verantwortung gezogen. In einem aktuellen Fall häuslicher Gewalt brachte das Jugendamt die vier Kinder in einer Pflegefamilie unter und erteilte der Frau die Auflage, eine neue Wohnung für sich und die Kinder zu finden, in der sie anonym leben könnten. Nur dann würde die betroffene Frau ihre Kinder zurückbekommen.

Lösungen finden und damit etwas bewegen

Zudem machten die mangelnden Frauenhausplätze „unsere Arbeit oft unerträglich“, sagt Sanner, wenn sie Frauen, die bei der Hotline anrufen, wieder und wieder sagen muss, dass sie keine Möglichkeit hat, ihnen einen Platz in einem Berliner Frauenhaus anzubieten. Für Sanner und ihre Kolleginnen ist es wichtig, die Frauen zu begleiten und Lösungen für sie zu finden. „Die Frauen wollen was bewegen“, sagt Sanner. Dadurch verändere sich etwas in ihrem Leben.

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