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Die Schule hat die Verteilung der Broschüre gestoppt und die Polizei benachrichtigt.

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Gymnasium in Berlin-Schöneberg: Schüler verteilt rassistische Broschüre – Polizei ermittelt

Das Blatt bringt eine fiktive Person mit arabischem Namen in Verbindung mit Ehrenmorden und dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz. Die Polizei ermittelt.

An einem Gymnasium in Schöneberg ist nach Auskunft des ehemaligen Landesschülersprechers Miguel Góngora ein rassistisches Pamphlet verbreitet worden. In einer Broschüre habe ein Oberstufenschüler arabischstämmige Berliner verunglimpft.

Die Broschüre sei an der – dem Tagesspiegel namentlich bekannten – Schule für einen geringen Betrag verkauft worden und kursiere inzwischen auch an anderen Schulen. Dem Tagesspiegel liegen Auszüge daraus vor. Darin wird eine fiktive Person mit arabischem Namen in Texten und Bildern mit Ehrenmorden, dem Terroranschlag auf dem Breitscheidplatz und betrügerischem Bezug von Sozialleistungen in Verbindung gebracht. Für die Bebilderung seien auch Fotos von Mitschülern verwendet worden, sagte Góngora.

Die Schulleitung hat auf eine Anfrage des Tagesspiegels bislang nicht reagiert. Der Schulleiter habe den Verkauf des Pamphlets am Freitag gestoppt, erklärte Góngora. Allerdings seien die ersten Exemplare schon am Montag verbreitet worden.

In Schülerkreisen habe es zunächst geheißen, die Broschüre sei als Satire auf arabischstämmige Berliner zu verstehen, doch daran gebe es erhebliche Zweifel. Der Schüler, der das Pamphlet verfasst habe, sei schon öfter mit „merkwürdigen Ansichten“ aufgefallen.

Die Senatsbildungsverwaltung erklärte auf Anfrage, die Schule habe in vorbildlicher Weise reagiert. Mitschüler hätten Lehrkräfte informiert, die wiederum den Schulleiter benachrichtigten. „Der Schulleiter meldete das Geschehen der Polizei.“

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Solche Delikte behandelt der Polizeiliche Staatsschutz. Allerdings ist unklar, ob in diesem Fall strafrechtliche Ermittlungen aufgenommen werden. Eltern und die Schulaufsicht seien ebenfalls umgehend informiert worden. „An der Schule ist eine Klassenkonferenz geplant. Auch das Beschwerde- und Qualitätsmanagement der Bildungsverwaltung wurde einbezogen.“

Wie umgehen mit Rassismusproblemen?

Für Miguel Góngora ist die Sache damit noch nicht ausgestanden. Die Schule müsse ein Konzept erarbeiten, wie man mit dem offenkundigen Rassismusproblem künftig umgehen wolle. Auch der Bezirksschülersprecher werde sich zu dem Vorfall noch äußern. Das Gymnasium hat rund 700 Schüler und nach Angaben des Portals „Gym Berlin“ einen Anteil von Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache von rund 52 Prozent.

Berlins Bildungsverwaltung führte 2016 das Amt des Antidiskriminierungsbeauftragten ein. Zunächst übernahm die Lehrerin Saraya Gomis diesen Job, als sie Ziel rassistischer Angriffe wurde, hörte sie auf. Im August 2019 übernahm Dervis Hizarci das Amt, Lehrer für Politik und Geschichte. Im September legte er das Amt nach einem Jahr wieder nieder. Die Probleme in den Schulen begännen beim fehlendem Bewusstsein für Diskriminierung, sagte er damals. Hizarci leitete zuvor die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus.

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