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Nicht alle Kinder sind automatisch gut aufgehoben - Jugendämter sind für viele eine wichtige Anlaufstelle.

© Arne Dedert/dpa

Grünen-Anfrage: In ganz Berlin fehlt den Jugendämtern Personal

Der personelle Notstand in den Berliner Jugendämtern ist groß. Mehr als 125 Stellen sind aktuell nicht besetzt. Freie Träger warnen jetzt vor einer "personellen Abwärtsspirale".

In allen Berliner Jugendämtern herrscht akuter Personalmangel. Mehr als 125 Stellen sind aktuell nicht besetzt, was einer Unterausstattung von bis zu 20 Prozent pro Bezirk entspricht. Besonders betroffen sind Tempelhof-Schöneberg, Zehlendorf und Friedrichshain-Kreuzberg sowie Spandau, wie aus der noch nicht veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der Berliner Abgeordneten Marianne Burkert-Eulitz (Grüne) hervorgeht. Damit ist erstmals das ganze Ausmaß des personellen Notstands belegt. „Die Situation in den Berliner Jugendämtern ist katastrophal“, sagte Burkert-Eulitz dem Tagesspiegel.

Die Familienpolitikerin hatte die Anfrage gestellt, nachdem mehrere Brandbriefe von Jugendamtsleitern und Jugendhilfeausschüssen auf die zugespitzte Lage der Regionalen Sozialdienste (RSD) aufmerksam gemacht hatten. Selbst gesetzlichen Verpflichtungen kann demnach nicht mehr überall nachgekommen werden. Im aktuellsten Brandbrief warnen Freie Träger vor einer „personellen Abwärtsspirale“: Viele der verbliebenen Mitarbeiter seien so überlastet, dass sie krank würden oder kündigten, heißt es. Schon jetzt würden Hilfepläne verschleppt, weil niemand mehr da sei, der sich um die Verfahren kümmern könne.

Für viele ist die Arbeit zu belastend

Zwar versuchen die Bezirke laufend, neue Kräfte einzustellen. Aber die Verfahren dauern nach Angaben von Jugend- Staatssekretärin Sigrid Klebba (SPD) „bis zu acht Monate“ und damit wesentlich länger als bei den freien Trägern. Neuköllns Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) beklagt zudem eine „extrem hohe Fluktuation“ bei den jungen Nachwuchskräften: Wenn sie endlich eingearbeitet seien, würden sich viele nach einer anderen Tätigkeit umsehen, weil die Arbeit zu belastend sei, berichtet Liecke. Es räche sich, dass es im Verhältnis zu wenig erfahrene Kräfte gebe.

Der Mangel an erfahrenen Sozialarbeitern resultiert aus dem Personalabbau der vergangenen 20 Jahre: Zwischen 1996 und 2008 durfte nicht von außen eingestellt werden. „Es fehlt eine ganze Generation“, sagt Burkert-Eulitz. Um die Personalausstattung zu verbessern, werde die rot-rot-grüne Koalition die Rahmenbedingungen der praktischen Ausbildung verbessern. Zudem müssten die Einstellungszeiten im öffentlichen Dienst „massiv verkürzt werden – denn ansonsten springen die Menschen ab“.

Auch die Bezahlung müsse weiter verbessert werden, fordert die Abgeordnete. Der jetzige Tarifabschluss reiche offenbar noch nicht aus. Neuköllns Stadtrat Liecke plädiert nach Hamburger Vorbild für eine Anhebung des Einstiegsgehalts. Die Aufgaben des RSD reichen von der Beratung und Entwicklungsförderung bis hin zur Gefahrenabwehr. Die Jugendämter sind auch Ansprechpartner von Schulen – etwa bei renitenten Schwänzern.

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