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Moderne Schatzsucher: Geocacher nutzen GPS für ihr Privatvergnügen - und das seit nunmehr 15 Jahren.

© dpa/Fredrik von Erichsen

GPS und 15 Jahre Geocaching: Für eine Handvoll Caches

Geocaching gilt vielen noch immer als seltenes Hobby. Dabei ist die Geodatenschnitzeljagd längst zum weltweiten Phänomen mit mehreren Millionen Nutzern geworden. Am 2. Mai feiert die Cachergemeinde 15 Jahre private Nutzbarkeit des GPS.

Als US-Präsident Bill Clinton am 2. Mai 2000 offiziell verkündete, dass von diesem Tage an die künstliche Verschlechterung der Genauigkeit des GPS-Signals für den zivilen Gebrauch ein Ende habe, war das nicht nur der Startschuss für eine rasch wachsende Branche an Navigationsgeräteherstellern für den Heimgebrauch und die Autoindustrie, sondern auch die Initiation einer inzwischen fünfzehn Jahre andauernden globalen Schnitzeljagd. Denn durch diese Öffnung des GPS für zivile Zwecke war nun globale Positionsbestimmung auf bis zu zehn Meter genau statt vormals vager hundertfünfzig.

Bereits einen Tag nach Clintons Ansprache kam in einem Usenet-Forum über Geosatellitennavigation die Idee auf, derart klare Positionsbestimmung auf dem Prüfstein zu beweisen. Und so vergrub der US-Amerikaner Dave Ulmer am 3. Mai 2000 in der Nähe von Portland, Oregon, einen schwarzen Plastikeimer. Inhalt: Software-CDs, VHS-Videokassetten, Dollarscheine, ein Buch, eine Steinschleuder und eine Dose Bohnen. Noch am selben Tag postete Ulmer die Koordinaten des Eimers im Forum, um zu prüfen, ob mit der reinen Angabe der Geodaten andere Nutzer des Forums seinen Schatz bergen könnten.

Für die einen nur eine Dose Bohnen, für die anderen der Inbegriff einer großen Idee.
Für die einen nur eine Dose Bohnen, für die anderen der Inbegriff einer großen Idee.

© geocaching.com

Sie konnten und hoben den ersten offiziellen Geocache. Noch heute ziert eine Plakette den ursprünglichen Ort von Ulmers Eimer. Seine Dose Bohnen - The O.C.B. (The Original Can of Beans) genannt - ist inzwischen, als letztes überlebendes Utensil des allerersten Geocaches, zu einer Art wanderndem "heiligen Gral" und Grundstein der Geocachingszene geworden und auf Großveranstaltungen zu bewundern.

Die Suche im Geheimen

Die Ursprungsszene der Geocacher war einst eine eingeschworene Gemeinde, die ihr Hobby vor "Muggeln", also Nicht-Eingeweihten, zu verbergen suchten. Nicht selten hielt sich der versierte Cacher im letzten Moment auffällig unauffällig das GPS-Gerät schnell wie ein Handy ans Ohr, um dem vorbei schlendernden Muggel das Geheimnis seines Hobbys zu verschleiern. Auch heute noch wird auf Etikette und die Wahrung einfacher Regeln des Cacheranstandes geachtet. Geht behutsam vor! Vermeidet den Muggelkontakt! Hinterlasst keinen Müll! Entnehmt nur etwas, wenn ihr dafür auch gleich- oder höherwertiges hinterlasst! Tragt euch ins Logbuch ein und meldet euren Fund! Zusätzlich ist vielen Geocachern beim Hinterlegen eines Caches der Weg dorthin wichtiger als das Ziel. Es gilt Rätsel zu lösen, die oft verknüpft sind mit lokalen Besonderheiten, Sehenswürdigkeiten, Gedenkstätten, die im Alltag leicht übersehen werden.

Da Geocaching durch die Verbreitung von GPS-fähigen Smartphones immer stärkeren Zulauf gewinnt und auch hin und wieder unter Naturkundlern in der Kritik steht, setzt die Szene heute zusätzlich verstärkt auf ein ökobewusstes Image, allem voran auf die Kampagne CITO - Cache in, Trash out - mit der die Cacher dazu aufrufen, auf der Suche zu Geocaches die Natur von Müll zu befreien.

Berlin und Hamburg sind Europas Geocachingzentren

Inzwischen gibt es in jedem Staat dieser Welt mindestens einen Geocache. Weltweit sind es laut Angaben der offiziellen Geocaching-Seite geocaching.com über 2,6 Millionen Geocaches und die Community umfasst inzwischen mehr als 6 Millionen suchfreudige Geocacher. Selbst auf der internationalen Raumstation ISS ist ein Cache verborgen, der dort von Weltraumtourist Richard Garriott 2008 versteckt wurde und damit zum höchstgelegenen Cache der Welt avancierte.

In absoluten Zahlen ist Deutschland das Land mit der höchsten Cacheanzahl gleich nach den USA. Mit über 50.000 Geocaches liegen deutschlandweit die meisten Caches zwar in Nordrhein-Westfalen, gemessen an der Cache-Dichte sind Berlin mit ca. 4,4 Caches/km² und Hamburg mit ca. 3,6 Caches/km² aber die wahren Geocaching-Schatzgruben. In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten des Suchens und Findens hat sich rund um die Koordinaten-Schnitzeljagd eine Szene und ein Geschäftszweig entwickelt, der von von Cache zu Cache wandernden Geocoin-Münzen und Travelbug-Anhängern bis zu Eventgimmicks alles bieten, was das Jäger- und Sammlerherz braucht.

An diesem Wochenende hat die weltweite Szene mit zahlreichen Events zum fünfzehnjährigen Jubiläum gerufen und viele Geocacher werden kommen, suchen, finden und loggen, um sich ein digitales Jubiläumssouvenir für ihren Geocachingaccount zu sichern, das ihnen eine Zielmission für dieses Jahr zuteilt. Wenn ihnen in den kommenden Tagen also auffällig unauffällige Smartphone- und GPS-Gerätenutzer in der Stadt und im Umland begegnen sollten, deren Pokerface-Fassade durch ein fundfreudiges "Hab ihn!" plötzlich bricht, dann seien Sie gnädig und reagieren mit einem auffällig desinteressierten Gesicht.

In den sozialen Medien kann das Jubiläumswochenende der Geocacher unter dem Hashtag #Geocaching15 mitverfolgt werden. Frohes Cachen und TFTC!

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