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Zu einem Open-Air-Gottesdienst in Schöneberg kamen mehr als 400 Menschen

© Kirchenkreis Schöneberg/Bruder Franziskus

Gottesdienst in Schöneberg: Draußen ist's am schönsten

Vor dem Rathaus Schöneberg feierten am Montag mehr als 400 Menschen den Pfingsgottesdienst. Der Open-Air-Gottesdienst war gleichzeitig das Ende der "Nacht der offenen Kirchen".

Als die Freiheitsglocke läutet, stehen die Menschen vor dem Schöneberger Rathaus auf, und fassen sich an den Händen. Mehr als 400 Gläubige sind es, die sich hier zum ökumenischen Gottesdienst versammelt haben. Womit im Bezirk traditionell auch die „Nacht der offenen Kirchen“ des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg zu Ende geht: In Berlin und Brandenburg waren in der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag 95 Kirchen für Gottesdienste, Führungen und Konzerte geöffnet. Doch müde wirken die Menschen vor dem Rathaus nicht, als Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) aus dem Alten Testament vorliest. Es geht um den Turm zu Babel, dessen Bau daran scheiterte, dass sich die Menschen nicht verstehen. Das Gegenteil davon ist in Schöneberg der Fall: Chöre einer koreanischen und einer äthiopisch-orthodoxen Gemeinde treten auf. Der Pfarrer der syrisch-orthodoxen Gemeinde „Mor Dodo“ liest auf Aramäisch aus dem Matthäus-Evangelium. Mehr als 20 Gemeinden beteiligen sich am Gottesdienst. Und immer wieder geht es um Fremde, um Fremdheit und deren Überwindung.

Etwa, als der Mariendorfer Pfarrer Olaf Köppen im Gottesdienst davon berichtet, dass sich immer mehr ältere Gemeindeglieder in ihrem eigenen Kiez fremd fühlen. „Der Friseur schließt, der Bäcker macht zu, die alten Mieter aus dem Haus sterben allmählich weg.“ Oder als der Schöneberger Baptistenpastor Michael Noss über die Flüchtlinge aus dem Iran und aus Afghanistan spricht, die in Deutschland zum Glauben an Christus kommen. Und den oft verwandten Begriff der „Flüchtlingsproblematik“ scharf kritisiert: „Für uns Christen sind Flüchtlinge keine Problematik, sondern eine Aufgabe“, sagt Baptistenpastor Michael Noss. „Die großen Probleme der Welt können wir nicht besiegen, aber dem Einzelnen zu helfen, das geht.“

In ihrer Dialogpredigt machen die Schöneberger Pfarrer Florian Kunz und Josef Wienecke dann darauf aufmerksam, dass die Bibel voller Geschichten über Fremdheit stecke. Wienecke erinnert daran, dass das Volk Israel 40 Jahre in der Wüste verbrachte, und Jesus als Kind mit seinen Eltern nach Ägypten floh. Gott sei immer mit dabei gewesen. „Gott ist mobil, ein Gott der Migranten“, sagt Wienecke. Das Pfingstfest, an dem der Heilige Geist dafür sorgt, dass sich Menschen unterschiedlicher Sprache plötzlich verstehen, habe die Fremdheit überwunden. „Die Sprache ist kein Hindernis mehr“, sagt Kunz. „So geht Gemeinschaft, die der Geist Gottes stiftet.“ Und einen Vorgeschmack davon haben die Menschen auf dem John-F.-Kennedy-Platz am Montag erhalten.

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