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Die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "Big Maple Leaf" wurde 2017 aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen.

© Marcel Mettelsiefen

Goldmünz-Diebstahl im Bode-Museum: Von 100 Kilo bleiben nur Partikel

Der Prozess um den Diebstahl im Bode-Museum wird sich bis in den Januar ziehen. Experten vermuten, dass die wertvolle Beute eingeschmolzen wurde.

Die Spuren in dem Berliner Kunstkrimi um die Goldmünze „Big Maple Leaf“ werden seit knapp elf Monaten vor dem Landgericht geprüft. Noch ist in dem Indizienprozess kein Ende in Sicht. Die vier 21- bis 25-jährigen Männer, die sich wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall verantworten müssen, schweigen. Die Staatsanwaltschaft hofft auf die Überzeugungskraft von Gutachten.

Der spektakuläre Coup ereignet sich in der Nacht zum 27. März 2017. Drei vermummte Männer mit Rucksäcken steigen gegen drei Uhr morgens die Treppe hoch zum S-Bahnhof Hackescher Markt. Mehrere Überwachungskameras zeigen, wie sie auf das Ende des Bahnsteigs zusteuern.

Sie hangeln sich dann laut Ermittlungen über die Gleise und klettern über eine Leiter in das Bode-Museum. Sie wählen das Fenster einer Herren-Umkleidekabine für Mitarbeiter. Kein Zufall. Das Fenster war wegen eines Defekts nicht an den Alarmkreislauf angeschlossen.

Es sollen Ahmed, Wayci und Wissam R., und ein Cousin aus einer polizeibekannten arabischstämmigen Großfamilie gewesen sein, die mit einfachsten Werkzeugen die gigantische Beute weggetragen haben. Sie hätten die Münze aus dem Fenster auf die Gleise geworfen. Per Schubkarre ging es zum Auto.

Der vierte Angeklagte ist ein damaliger Wachmann des Museums. Er soll wichtige Tipps gegeben haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Denis W. von der Lücke im Alarmsystem wusste und auch davon, dass die Vitrine mit der Goldmünze nur mit Panzerglas und keinen weiteren Sicherungen versehen war.

Denis W. war Wachmann im Bode-Museum. Er soll den Dieben wichtige Tipps gegeben haben.
Denis W. war Wachmann im Bode-Museum. Er soll den Dieben wichtige Tipps gegeben haben.

© Paul Zinken/dpa/pa

Es waren nur noch winzige Spuren des Goldes, die Ermittler fanden. An zwei Jacken, einem Turnschuh, auf dem Rücksitz eines Autos. Kleidung und Wagen werden von der Staatsanwaltschaft der stadtbekannten Familie R. zugeordnet. Ein Experte hatte sich mit den Goldpartikeln befasst. „So reines Gold ist sehr ungewöhnlich“, erklärte er im Prozess. „Höchstreines Gold“ sei es. Wie das der „Big Maple Leaf“. Der Gutachter vermutete, dass die Münze zerteilt und eingeschmolzen worden sei.

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Als weiterer Experte trat ein Professor für allgemeine und digitale Forensik auf. Er war von der Staatsanwaltschaft mit der Analyse der Videos vom S-Bahnhof Hackescher Markt beauftragt worden. Es ging um die Frage, ob aus den Bildern auf die Angeklagten zu schließen sei. Der Experte stellte eine komplizierte und nicht ausgereifte Methode vor und hinterließ Zweifel.

Fest steht, dass sich der Prozess in das nächste Jahr ziehen wird. Zum 9. Januar soll die Großmutter von Denis W. aus der Türkei anreisen und als Zeugin aussagen. Denn W. hatte sich in der Zeit nach dem Diebstahl für Immobilien interessiert. Die Verteidiger erklärten, dass das Geld von der recht vermögenden Großmutter stamme.

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