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Nach den Schüssen auf Nidal R. sichern Beamte in Neukölln Spuren.

© Zinken/dpa

Geständnis im Prozess: Cousins von Nidal R. warfen aus Rache Handgranate in Bar

Ein Anschlag auf eine Bar in Berlin-Kreuzberg war offenbar eine Vergeltungsaktion für den Clankriminellen Nidal R., der zuvor erschossen wurde.

Mit einer Handgranate und einem Hammer zogen Jihad El-S. und Omar El-N. los. Einer schlug ein Loch in die Fensterscheibe einer Bar in Kreuzberg, der andere entsicherte die Handgranate und warf sie in das Lokal. Erheblicher Sachschaden entstand. Rund sieben Monate nach dem Anschlag gestanden die 20- und 21-Jährigen am Mittwoch vor dem Landgericht. Sie hätten mit der Tat auf die tödlichen Schüsse auf ihren Cousin Nidal R. reagieren, ein „Zeichen“ setzen wollen.

Der 36-jährige R., Berlins bekanntester Intensivtäter, wurde im September 2018 am Tempelhofer Feld vor den Augen seiner Familie erschossen. Die bislang unbekannten Täter hatten acht Kugeln auf den vielfach verurteilten Mann aus einer palästinensischen Familie abgefeuert. Das Fluchtauto wurde später ausgebrannt gefunden. Unklar sind die Hintergründe. Ein Clan-Krieg? Ein privater Racheakt?

Nach seinem Tod sinnen Familienangehörige auf Vergeltung für die Bluttat. Schnell machten Gerüchte die Runde. Aus dem Umfeld des Getöteten wurden Fotos angeblicher Täter ins Internet gestellt. Selbstjustiz war zu befürchten. „Die Ermordung meines Cousins hat mich sehr betroffen gemacht“, erklärte Jihad El-S. nun. Er habe sich „innerlich gezwungen gefühlt, etwas zu tun“.

Auch einer der beiden Betreiber der Bar in Kreuzberg habe zu den Opfern der Verdächtigungen gehört, hieß es im Prozess. Jihad El-S. sagte, er habe nicht verstanden, „warum keiner etwas unternahm“. Große Wut und Ohnmacht habe er gefühlt und deshalb den Anschlag verübt. Sie hätten aber keine Menschen verletzen wollen und gewartet, bis sich keine Personen mehr in der Bar aufhielten.

Granate detonierte mit großer Gewalt

Es war 4.30 Uhr, als am 22. Oktober ein Wagen vor der Shisha-Bar stoppte. Zwei Männer stiegen aus. Einer mit Sturmhaube maskiert, der andere hatte die Kapuze seiner Jacke tief ins Gesicht gezogen. Sie ahnten nicht, dass eine Überwachungskamera ihren Anschlag aufzeichnete. „Ich bin der Mann mit dem Hammer“, gestand El-N. nun vor der Jugendstrafkammer. Es tue ihm sehr leid. „Es war der falsche Weg.“

Jihad El-S. gab zu, dass er die Handgranate, deren Herkunft er nicht preisgab, in die Bar geworfen habe. Sofort sei ihm klar geworden, „dass es ein großer Fehler war“. Die Gewalt der Detonation habe ihn überrascht. Angst vor juristischen Folgen und „Rache der anderen Seite“ habe er bekommen. Tatsächlich hätten ihn am nächsten Tag auf der Straße Männer mit einem Baseballschläger attackiert.

Die Angeklagten wurden Ende Oktober verhaftet. Der Prozess um Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und Sachbeschädigung geht am 14. Mai weiter.

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