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Kristin Brinker, Landesvorsitzende der AfD Berlin, beim Parteitag im Juni. 

© Annette Riedl/dpa

Exklusiv

Gespräch mit der Zeitung „Deutsche Geschichte“: Berliner AfD-Chefin gerät nach Interview mit NPD-Bezug in Erklärungsnot

Kristin Brinker will die AfD anschlussfähig machen und steht für eine klare Abgrenzung zur NPD. Ein neuer Fall zeigt aber: Beide Parteien sind eng verwoben.

Bislang lief es richtig gut für Kristin Brinker. Nachdem sie Mitte März zur AfD-Landeschefin ihrer Partei gewählt worden war, organisierte Brinker erst drei zuvor mehrfach verschobene Parteitage, wurde zur Spitzenkandidatin ihrer Partei gekürt und söhnte sich dazu mit der im Rennen um den Landesvorsitz denkbar knapp unterlegenen Beatrix von Storch aus.

Außerdem gelang ihr die zumindest vorübergehende Befriedung der partei- und vor allem fraktionsinternen Streitigkeiten über Macht und Geld. Die Partei konzentriere sich voll und ganz auf den Wahlkampf, hieß es zuletzt.

Störgeräusche sendet nun ausgerechnet die Parteichefin selbst. Anlass ist ein Interview, das Brinker, die sich stets als konservativ-liberale Kraft innerhalb ihrer Partei bezeichnet, im Juni 2020 der Zeitung „Deutsche Geschichte“ gab.

Das Blatt, herausgegeben von Gert Sudholt, einem wegen Volksverhetzung und dem Vertrieb holocaustleugnender Literatur verurteilten Verleger, gilt als Sammelsurium geschichtsrevisionistischer Texte.

Im Verfassungsschutzbericht des Landes Nordrhein-Westfalen vom Jahr 2003 heißt es, mit dem Blatt lege Sudholt „offenbar einen Schwerpunkt auf revisionistische Agitation“. Überschrieben ist die Ausgabe, in der Brinker interviewt wird, mit der Zeile: „Die Saar blieb deutsch. Rückblick auf 1955/56“.

Das Interviewer hält enge Kontakte zur NPD

Weitaus problematischer für Brinker und ihre im Fokus der Verfassungsschutzbehörden stehende Partei: Der Interviewer, mit dem sie das später auf vier Seiten abgedruckte Gespräch führte, hält enge Kontakte zur rechtsextremen NPD.

[Lesen Sie mehr mit Tagesspiegel-Plus: Die Pazderski-Protokolle. Was der AfD-Fraktionschef wirklich über die eigene Partei denkt]

Christian Schwochert heißt der in Berlin geborene Mann, der neben der „Deutschen Geschichte“ auch in der „Deutschen Stimme“ publiziert. Letztere ist die NPD-Parteizeitung und wird von deren Bundesvorstand herausgegeben. Die Partei steht auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD.

Das wiederum hinderte Schwochert nicht daran, Mitglied der AfD zu werden. Wie Brinker dem Tagesspiegel bestätigte, war Schwochert sogar Teil des von ihr geleiteten Landesfachausschusses.

Brinker: „Fühle mich getäuscht“

Erst als Anfang des Jahres bekannt geworden war, dass dieser „offenbar in einschlägigen Medien publiziert“, sei Schwochert ausgeschlossen worden, erklärt Brinker und fügt hinzu: Weder das Interview, noch die Zeitschrift oder deren Herausgeber habe sie bis dato gekannt. Sie kommentiert: „Ich persönlich fühle mich getäuscht und bin froh, dass der Landesverband umgehend gehandelt hat.“

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Zuletzt hatte Brinker im Interview mit dem Tagesspiegel erklärt: „Wir haben eine klare Abgrenzung zur NPD und anderen Organisationen der organisierten Rechten. Keine Zusammenarbeit, keine Kontakte, gar nichts. Das ist für mich selbstverständlich."

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