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Geschlechtergerechte Sprache im Bezirk Mitte ist ein Thema, das viele emotional aufwühlt.

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Geschlechtergerechte Sprache in der BVV Mitte: Die FDP nutzt Gender-Sternchen - und erntet Shitstorm

Die FDP in der BVV Mitte schreibt geschlechtergerecht und das E-Mail-Postfach des Fraktionsvorsitzenden explodiert. Das muss doch nicht sein.

Von Laura Hofmann

850 – Stand Donnerstagnachmittag. So viele E-Mails hat Felix Hemmer, Fraktionsvorsitzender der FDP in der BVV Mitte, seit Dienstagnachmittag erhalten. Das ist viel für einen ehrenamtlichen Bezirkspolitiker.

Grund für die zum übergroßen Teil wütende Post war ein Artikel in der „B.Z.“, in dem sich Gunnar Schupelius darüber echauffierte, dass die FDP Mitte in einer Erklärung zu Ferienwohnungen von „professionellen Anbieter*innen“ sprach – also das sogenannte Gender-Sternchen verwendete. „FDP kippt um“, titelte die Zeitung.

Nur CDU und AfD schreiben in Mitte nicht geschlechtergerecht

„Das Thema scheint noch nicht in der Gesellschaft angekommen“, sagt Hemmer, der angesichts der Flut in seinem Mail-Postfach seine Webseite zunächst offline genommen hat. In der BVV Mitte nutzen nur die CDU und die AfD (noch) keine geschlechtergerechte Sprache, wobei sich die CDU neuerdings dazu hinreißen lässt, „Bürgerinnen und Bürger“ zu schreiben.

Aus diesen politischen Richtungen kam auch der meiste Gegenwind, sagt Hemmer. Positive Rückmeldungen gab es vor allem von Frauen und Homosexuellen. Grüne, Sozialdemokraten und Linke hätten ihr Wohlwollen durch Facebook-Likes und Twitter-Herzchen ausgedrückt.

FDP lehnt SPD-Forderung nach Gender-Pflicht in Anträgen ab

Die SPD hatte im Februar sogar gefordert, nur noch Anträge in der BVV zu besprechen, die in dieser Form geschrieben sind. Das lehnt die FDP aber ab, zwingen wolle man nämlich niemanden. "Auch Anträge der AfD müssen besprochen werden", sagt Hemmer.

In Friedrichshain-Kreuzberg werden Dokumente bereits seit 2014 in geschlechtsneutraler Sprache verfasst, die CDU macht allerdings auch hier nicht mit. Die BVV Lichtenberg lehnte einen entsprechenden Antrag zuletzt ab. Im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag benutzt der neue Senat die Sterne allerdings.

Deutschland muss es schon sehr gut gehen, wenn ein unschuldiges Sternchen die Menschen dermaßen aufregt. In ihrem Fraktionsstatut geht die FDP in Mitte übrigens noch weiter und benutzt das generische Femininum - also nur die weibliche Form.

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