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DDR

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Geschichtsaufarbeitung: Wissenslücke DDR

Die CDU fordert, das Thema DDR-Geschichte in den Schulen intensiver zu behandeln - und lud zur Podiumsdiskussion.

Vor gut 18 Jahren fiel die Mauer, wer jünger ist, weiß jedoch nur wenig darüber, was sich hinter ihr abspielte. Von den nahezu 2400 Schülern, die für eine Studie der Freien Universität (FU) befragt wurden, konnten 40 Prozent nicht sagen, wann die Mauer gebaut wurde. Mehr als die Hälfte wusste nichts von der Todesstrafe in der DDR.

Als nicht hinnehmbar empfindet Berlins CDU-Fraktionsvorsitzender Friedbert Pflüger die Wissenslücken über die „schlimme, verbrecherische Diktatur“, die die DDR gewesen sei. Die Erinnerung an sie sei wichtig, damit sich der historische Irrtum nicht wiederhole, sagt Pflüger bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstagabend im Abgeordnetenhaus. Auch müsse im Unterricht der Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur verdeutlicht werden, sagte Pflüger.

Der FU-Politologe und Soziologe Klaus Schroeder, der als Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat die Schülerbefragung organisierte, machte für das Unwissen der Schüler auch die Eltern verantwortlich: In familiären Gesprächen über die DDR würden persönliche Lebenserinnerungen in den Vordergrund gestellt, das politische System spiele allenfalls eine untergeordnete Rolle. Negative Erfahrungen würden weitgehend ausgeblendet. So entstehe ein falsches Bild der DDR. Hier müsse der Schulunterricht mit Fakten gegensteuern.

„Und die, die etwas über die DDR wissen, dürfen nicht schweigen“, sagte Joachim Gauck, der Vorsitzende der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie“. Vor allem Schulen müssen zu mehr Wissen verhelfen. Gauck betonte aber auch, dass neben Lehrern auch die Medien einen verstärkten Beitrag zur Aufklärung über die DDR leisten müssten.

„Im Westen besteht ein großes Bedürfnis, auch im Osten bestand bei den Lehrern eine große Bereitschaft etwas zu machen, aber diese ist nun verkümmert“, sagte die Schriftstellerin Freya Klier, die Schulprojekte zur DDR-Geschichte veranstaltet. Besonders durch die erstarkte Linkspartei bestehe bei den Lehrern im Osten inzwischen weniger Bereitschaft, die DDR-Vergangenheit aufzuarbeiten. Dabei bestimmten die Lehrer die Denkweise der Schüler mit: „Die Schüler sind das Ergebnis dieser Erziehung“, sagte Klier. Sie forderte einen verpflichtenden Projekttag zumThema DDR – der Senat müsse dafür Geld bereitstellen. Für eine bessere Lehrerausbildung und mehr Fortbildungen plädierte Christine Sauerbaum- Thieme, Oberstudiendirektorin und Leiterin des Arbeitskreises Ost-West.

Mit der Diktaturkritik gehe auch die Demokratieerziehung einher, betonte Schroeder. Er geht allerdings davon aus, dass weitere zehn Jahre nötig sind, bis sich an der Unwissenheit etwas ändert. Beim Kampf gegen „die Dummheit“ wünschte Schroeder der CDU-Fraktion Entschlossenheit, damit sich auch tatsächlich etwas verändere. (fbo)

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