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Noch seien einige Fragen offen: Etwa wie Ladeninhaber vorgelegten Testbescheinigungen kontrollieren sollen.

© Fabian Sommer/dpa

Geschäfte bereiten sich vor: Handelsverband kritisiert die neuen Berliner Testregeln

Einkaufszentren und Kaufhäuser haben sich auf die neuen Shopping-Regelungen eingestellt. Der Handelsverband klagt über Mangel an Schnelltests für Mitarbeitende.

Viel Vorlauf gab es nicht für die Umsetzung der neuen strengeren Shoppingregeln in Berlin: Am Wochenende wurden sie beschlossen, ab dem heutigen Mittwoch sollen sie gelten, ebenso für Besuche in Friseur- oder Kosmetiksalons, in Museen und Galerien. Es geht um mehr Tests für Mitarbeiter:innen, Kund:innen und Besucher:innen, auch um genauere Kontaktverfolgung.

Wie alles im Detail ablaufen soll, wofür sie verantwortlich sind, darüber gab es am Dienstag bei vielen Händlern noch Unsicherheit. Der Betreiber eines Bekleidungsgeschäfts in Prenzlauer Berg möchte sich lieber nur anonym zu den neuen Maßnahmen äußern – er fürchtet Ärger durch vermehrte Kontrollen, will aber alles umsetzen, wie es vorgeschrieben sei, sagt er.

Mitarbeitende würden in einem nahen Testcenter zwei Mal wöchentlich für einen Coronatest angemeldet und getestet. „Das ist nicht zu viel verlangt“, sagt er. Kund:innen wolle er, wie gefordert, nur einlassen, wenn sie eine gültige Testbescheinigung vorweisen können.

Kontaktdaten würden erfasst und in einer Terminliste eingetragen. Nach der neuen Verordnung soll das aber elektronisch geschehen. Hier, sagt der Ladenbesitzer, gebe es noch internen Klärungsbedarf, aber wenn es gefordert ist, „werden wir es anbieten“.

Nach dem Willen des Senats soll dafür vor allem die App Luca zum Einsatz kommen, über die Kund:innen ihre Daten hinterlassen, wenn sie ein Geschäft betreten. Der Betreiber eines O2-Shops in der Prenzlauer Alle berichtet von Problemen bei der Anmeldung.

Bei der Registrierung wurde ihm eine Fehlermeldung angezeigt, nachdem er seine Postleitzahl angegeben hatte: „Dein Gesundheitsamt ist leider noch nicht dabei, du kannst dich hier schon vorbereiten.“ Am Dienstagnachmittag erschien dieser Hinweis auch für mehrere weitere Postleitzahlen im ganzen Stadtgebiet.

Registrieren konnten sich Händler:innen aber dennoch, sodass es möglich ist, Kundendaten über die App zu erfassen. Für seine Mitarbeitenden hat der Shop-Inhaber Schnelltests gekauft und für die nächsten Wochen Termine in Testzentren gebucht.

Auch er will Kunden dazu auffordern, einen negativen Test vorzulegen. Die Pflicht dazu hat er, nur Geschäfte des täglichen Bedarfs – etwa Supermärkte, Drogerien, Apotheken – darf man weiterhin ohne aktuellen Test betreten.

Handel richtet Teststellen für Kunden ein

Allerdings hat Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) gegenüber dem Handel die Bitte geäußert, auch auf Supermarktparkplätzen Teststellen einzurichten. Das Know-how dafür und entsprechende Dienstleister stünden zur Verfügung.

Mehrere Einzelhandelsketten planen derzeit den deutschlandweiten Aufbau von Schnelltest-Zentren, etwa auf Lidl- und Kaufland-Parkplätzen. Auch mit dem Handel habe man sich auf entsprechende Angebote in Einkaufszentren verständigt, sagte Kalayci.

Sie werden „künftig zunehmend Schnelltests für Kunden anbieten“, sagte Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg. In den Gropius-Passagen in Neukölln seien schon die ersten Stationen für Kund:innen vorhanden.

Ab Mittwoch sollen solche Angebote zügig ausgebaut werden, auch in Warenhäusern. Etwas Zeit werde es jedoch brauchen, bis alles funktioniere. Noch seien auch Fragen offen, etwa wie Ladeninhaber:innen die von Kund:innen vorgelegten Testbescheinigungen zweifelsfrei kontrollieren und wie sie ausreichend Tests für Mitarbeitende beschaffen können.

Die Regelung, nach der alle Beschäftigten mit Kundenkontakt nun zweimal pro Woche getestet werden müssten, kritisierte der Handelsverband. „Das sind bei uns rund 100.000 Leute. Ich bräuchte also 200.000 Tests. Wo sollen wir die denn herbekommen?“, fragte Busch-Petersen.

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Große Mitglieder des Verbands sagten ihm, sie sähen derzeit keine Möglichkeit, legal zertifizierte Tests so schnell in so einer hohen Zahl zu bekommen. Und selbst wenn die Tests ausreichend vorhanden wären, „dann nehmen wir 200 000 Schnelltests vom Markt, obwohl sie woanders dringender gebraucht werden“. Durch die strenge Umsetzung der Hygieneregeln seien die Mitarbeitenden im Handel keine Infektionstreiber, meint Busch-Petersen.

Berlins Shoppingcenter stellen sich auf die neuen Regeln ein. Der Zugang zum Ringcenter auf der Lichtenberger Seite ist laut Managerin Bianka Schäfer weiterhin für alle Kund:innen auch ohne Test möglich, weil es im Center Läden des täglichen Bedarfs gebe.

Der Zugang zu den anderen Geschäften unterliege den neuen Bestimmungen – für die Kontrolle der Tests und die Nachverfolgung seien die jeweiligen Betreiber:innen verantwortlich. Lediglich die neue Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske gelte ab Mittwoch im gesamten Ringcenter 2.

Bei Galeria am Alexanderplatz wollte man die Veröffentlichung der Verordnung abwarten, bis man sich äußere. Von der Mall of Berlin und Alexa gab es bis Dienstagabend keine Aussage zum Umgang mit den neuen Regelungen. (mit dpa)

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