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Lautlos und abgasfrei fährt die "Suncat 120" über die Spree - auch bei Nieselregen

© Jörn Hasselmann

Geräuschlos über die Spree schippern: Berlins erstes Ausflugsschiff mit Solarantrieb startet

Auf der Spree kann man jetzt klimafreundlich Ausflugsdampfer fahren. Allerdings nicht auf dem Oberdeck –da sind die Solarmodule.

Bislang wurde in der Schifffahrt nur die Segelfläche in Quadratmetern gemessen. Auf der am Donnerstag offiziell in Dienst gestellten „Suncat 120“ ist nun ein anderer Wert interessant: 78 Quadratmeter Solarmodule treiben das Ausflugsschiff an - und zwar ausschließlich. Geräuschlos und abgasfrei startet das 36 Meter lange Schiff zu zwei- bis dreistündigen Touren auf der Spree.

Betrieben wird es von der Stern- und Kreisschifffahrt, die größte Berliner Ausflugsreederei hat sich mit 24,9 Prozent an der Solar-Reederei beteiligt. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop taufte den Katamaran am Donnerstag im Osthafen - die Sektflasche zerschellte beim ersten Anlauf. Es sei ihre erste Schiffstaufe gewesen, berichtete die Senatorin anschließend.

Die Bootstaufe gelingt beim ersten Anlauf

Sie wird gelesen haben, dass der Polizeipräsidentin Ende letzten Jahres die Taufe des neuen Polizeiboots erst im zweiten Anlauf gelungen war - eine Sektflasche, die bei der Taufe nicht platzt, soll angeblich Unglück bringen, raunen Seeleute seit Ewigkeiten.

[Aber im Berliner Südwesten fehlt ein Boot: Berlins beliebteste BVG-Fähre auf dem Wannsee fasst wegen Corona nur die Hälfte der Fahrgäste - Folge: lange Schlangen. Und die Idee, ein 2. Schiff an Sommerwochenenden einzusetzen. Gut? Schlecht? Der Senat schweigt dazu. Lesen Sie die Geschichte hier im Spandau-Newsetter]

Die Wirtschaftsverwaltung hat den Bau der „Suncat 120“ und eines baugleichen Schwesterschiffs mit gut 900.000 Euro gefördert, der Bescheid datiert bereits von 2014. „Diesel verpestet die Luft“, begründete Pop die Förderung. Das Schiff mit der neuen Antriebstechnik komme gerade recht, schließlich „läuft der Tourismus in Berlin schrittweise wieder an“.

Die Öko-Fahrt ist etwas teurer

Die Touren starten im Osthafen, Karten gibt es für Erwachsene ab 25 Euro. Die Fahrt mit Solarantrieb ist also etwas teurer als auf einem herkömmlichen Ausflugsdampfer. 180 Passagiere haben Platz. Die Reederei "Solarcircleline" startet vom eigenen Anleger im Osthafen, nahe der Oberbaumbrücke.

Dass das Dach des Aufbaus mit 78 Quadratmetern Solarmodulen belegt ist, bedeutet natürlich: Auf dem Oberdeck gibt es keine Sitzplätze. Dafür lassen sich die seitlichen Fenster bei gutem Wetter öffnen. Der komplett aus Aluminium gebaute Katamaran - also ein Boot mit zwei schmalen Rümpfen - wiegt nur 78 Tonnen, die beiden Elektromotoren leisten jeweils 45 Kilowatt.

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Selbst der trist-nebelige Himmel am Donnerstagvormittag spendierte etwa die Hälfte der maximal möglichen Energiegewinnung. Da Batterien eingebaut sind, kann die „Suncat 120“ auch ohne Sonne etwa zehn bis zwölf Stunden unterwegs sein. In Köpenick und im Treptower Park gibt es zudem Solartankstellen zum Nachladen.

Ein Wurf, ein Treffer. Die Taufe gelang Wirtschaftssenatorin Ramona Pop im ersten Anlauf.
Ein Wurf, ein Treffer. Die Taufe gelang Wirtschaftssenatorin Ramona Pop im ersten Anlauf.

© Jörn Hasselmann

Das Akkuschiff mit 48 Solarmodulen im Solardach im gesamten Oberdeck und viel Glasflächen hat eine Verdrängung von rund 78 Tonnen und eine elektrische Antriebsleistung der Propellermotoren von zweimal 45 Kilowatt. Gebaut wurde das Schiff auf der Kiebitzberg-Werft in Havelberg an der Elbe (Sachsen-Anhalt). Das Schwesterschiff soll im Sommer fertig sein, es soll für Charterfahrten eingesetzt werden.

Der Rumpf des Solarboots ist komplett aus leichtem Aluminium gefertigt.
Der Rumpf des Solarboots ist komplett aus leichtem Aluminium gefertigt.

© Jörn Hasselmann

Wirtschaftssenatorin will weitere Solarboote fördern

Die Schifffahrt, egal ob Ausflugsdampfer oder Kreuzfahrt-Gigant, wird von Umweltschützern seit Langem kritisiert. Die Werte für Kleinstpartikel, Ruß und Stickoxide sind in der Berliner Innenstadt zu hoch, wenn ein Schiff vorbeifährt. Dies hatten vor zwei Jahren Messungen im Auftrag des Naturschutzbundes Deutschland ergeben.

Der Nabu hatte damals gefordert, auf innerstädtischen Gewässern auf umweltfreundlichere Elektroboote umzusteigen. Ein herkömmliches Auflugsschiff verbrennt pro Stunde etwa 20 Liter Diesel, pro Saison kommen bei 2000 Betriebsstunden etwa 40.000 Liter zusammen. 

Pop sagte, dass ihre Verwaltung auch weitere Solarboote fördern würde. Das im November fertig gestellte neue Polizeiboot "Schwanenwerder" hat, wie berichtet, nicht einmal eine Abgasreinigung eingebaut.

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