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Wie schnell ist 10? Radfahrer ohne Tacho müssen in der Bergmannstraße schätzen. 

© Jörn Hasselmann

Geplante Fußgängerzone in Berlin-Kreuzberg: Tempo 10 für die Bergmannstraße – Polizei kündigt Kontrollen an

Das strengste Tempolimit für Berliner Radfahrer gilt nun in der Kreuzberger Bergmannstraße. Eingehalten wird es allerdings selten.

Seit wenigen Wochen gilt in der Kreuzberger Bergmannstraße ein Tempolimit von 10 – und zwar für Radfahrer und Autofahrer. Tempo 10 für Radler ist berlinweit einmalig, eingehalten wird dies allerdings nicht. Wer sich eine halbe Stunde an den Zwei-Richtungs-Radweg stellt, sieht das. Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) sagt dazu augenzwinkernd: „Tempo 10 ist sehr sportlich.“ Sie selbst sei angemeckert worden, „weil ich so langsam war“, berichtete sie dem Tagesspiegel. Sie kündigte an, sich das Tempolimit „nochmal anzugucken“.

Auf Nachfrage teilte das Polizeipräsidium mit, dass „Kontrollen durch den zuständigen Polizeiabschnitt geplant“ seien. Seit 2020 gibt es im Rahmen eines Tests in der Friedrichstraße in Mitte das berlinweit erste Radler-Tempolimit – allerdings von 20. Auch dort hatte die Polizei kurz nach Start kontrolliert

Erwischt wurde bei dem zweistündigen Einsatz mit dem Handlasermessgerät allerdings kein Radfahrender – um gestoppt zu werden, bedarf es Rennradtempo. Laut Polizei gebe es für alle Verkehrsteilnehmer eine pauschale „Opportunitätstoleranz“ von fünf Stundenkilometern sowie drei für „Gerätetoleranz“. In der Friedrichstraße gilt dies ebenfalls. Tempo 10 plus fünf plus drei macht 18 Stundenkilometer, die erlaubt sind. Ab Tempo 19 wird gestoppt, diese Geschwindigkeit erreichen viele Alltagsradler. 

Die Ausrede „Ich habe keinen Tacho“ zählt übrigens nicht. Radfahrer müssen das Tempo im Gefühl haben, heißt es. Tatsächlich winkt die Polizei auch bei Tempokontrollen in Fußgängerzonen Radfahrer heraus. So gilt auf einem kurzen Abschnitt in der Fahrradstraße Prinzregentenstraße Schrittgeschwindigkeit, was gelegentlich kontrolliert wird.

Zweite Phase der Verkehrsberuhigung

Nach Angaben des Bezirks sei man in der Bergmannstraße in der zweiten Phase der Verkehrsberuhigung angelangt – aber nicht in der letzten. Radfahrer haben zwischen Nostitzstraße und Zossener Straße einen drei Meter breiten geschützten Zwei-Richtungs-Radweg auf der südlichen Seite.

Autofahrer hingegen dürfen zwischen diesen beiden Straßen nur noch Richtung Mehringdamm fahren. Für Autos gibt es Bodenschwellen, nicht aber für Radfahrer. Roland Stimpel vom Fußgängerverband Fuss e.V. sieht einen „deutlichen Fortschritt“, wie er der Deutschen Presse-Agentur im Juli sagte. Mittlerweile gibt es auch die von ihm geforderten Zebrastreifen.

Der holperige Weg vor der Markthalle soll erneuert werden.
Der holperige Weg vor der Markthalle soll erneuert werden.

© Jörn Hasselmann

Bis zum Jahr 2025 soll die Straße in ihrem westlichen Abschnitt, also von Marheinekehalle bis Mehringdamm, völlig umgestaltet werden in eine „Fußgänger*innenzone“. „Die Straße soll künftig klimaresilient gestaltet werden, durch Begrünung und Wasserelemente (Trinkbrunnen, Wasserspiele) wird durch Verdunstungskühle und Schatten die Temperatur der Straße gesenkt und somit die Aufenthaltsqualität verbessert“, so im Wortlaut der Bezirk.

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Die CDU hat den „Bach durch die Bergmannstraße“ für ihren Wahlkampf entdeckt: Nach Einschätzung des Kreuzberger CDU-Fraktionschefs Timur Husein sind die „meisten Anwohner entsetzt“.

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