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"Nichts demonstrieren" will Andrea Zwingelberg und der Vorstand der BWV zu Köpenick Genossenschaft mit Absage an Neubau in Buckow.

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Genossenschaftsvorstand im Interview: "Wegen des Mietendeckels können wir uns weitere Neubauten nicht leisten"

Die Köpenicker bwv-Genossenschaft steigt aus Senatsprojekt Buckower Felder aus. Aus rein kaufmännischen Gründen, sagt Chefin Zwingelberg im Interview.

Große Aufregung in der Stadt hat ein Schreiben von Genossenschaftsvorständen ausgelöst, die der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft "Stadt und Land" eine Absage erteilte für die weitere Beteiligung am Konzeptverfahren zum Bau von Wohnungen auf den Buckower Felder. Bei dem Siedlungsvorhaben handelt es sich um eines der "Neuen Stadtquartiere", auf die der Senat besondere Hoffnung setzt, bei der Schaffung des dringend benötigten bezahlbaren Wohnraums in der Stadt. In Buckow sollten bereits in zwei Jahren der Bau von 900 Wohnungen starten. Nun müssen andere den Bau der Wohnungen übernehmen, darunter viele mit Sozialbindung. Andrea Zwingelberg ist Vorstandsmitglied der Genossenschaft des "Beamten-Wohnungs-Vereins", kurz: bwv zu Köpenick und erläutert die Gründe für ihren Rückzug.

Erst rein ins Bauprojekt Buckower Felder, dann wieder raus – wollen die Genossenschaften dem Senat einen einschenken wegen des Mietendeckels?
Wir wollen nichts demonstrieren und sind schon gar nicht böswillig. Wir werden die Vorbereitung der geplanten Neubauprojekte durchziehen, aber wir können uns schlicht und einfach keine neuen Projekte mehr leisten.

Also keine politische Botschaft, sondern woran liegt es dann?
Ganz einfach an den Zahlen. Wir haben gerechnet und können uns den Neubau in Buckow nicht leisten. Um neben unseren umfangreichen Investitionen in die Bestandswohnungen unsere Neubauvorhaben zu finanzieren, wollten wir alle drei Jahre die Mieten in unserem Bestand, die zurzeit durchschnittlich 5,50 Euro je Quadratmeter betragen, im Durchschnitt um fünf Prozent anheben. Denn wir brauchen dieses eigene Kapital, damit wir in Buckow überhaupt bauen und vermieten können. Wegen des Mietendeckels können wir diese moderaten Mieterhöhungen nicht verlangen. Deshalb geht ein weiteres Neubauprojekt nicht.

Wie viel Geld fehlt Ihnen denn wegen des Mietendeckels?
6,5 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren. Da wir noch drei weitere Neubauprojekte in Falkenberg/Köpenick, in Marienfelde und in Schöneiche haben, müssen wir die Buckower Felder streichen.

Welche Rolle spielten die plötzlich höheren Erbpachtzinsen?
Wir sind in der zweiten Phase des Konzeptverfahrens ausgestiegen. Das Gutachten zu den Baulandpreisen ist eben jetzt erst fertig geworden. Aber die Erbpacht-Zinsen wären 15 Prozent höher gewesen, als wir erwartet hatten, nur deshalb wären wir nicht ausgestiegen.

Was wollten Sie in Buckow bauen?
120 Wohnungen, ein Drittel davon Sozialbauten für 6,50 Euro je Quadratmeter, der Rest frei finanziert für elf bis zwölf Euro je Quadratmeter.

Und wie viele Wohnungen werden Sie trotz allem bauen?
Wir planen 600 bis 700 in den kommenden Jahren, zum Teil auf eigenen Grundstücken. Das ist durchgeplant und gerade noch auskömmlich finanziert. 

Die Fragen stellte Ralf Schönball

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