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Der Abgeordnete Marcel Luthe (FDP) spricht bei der Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses.

© dpa

Gender-Pay-Gap in der Verwaltung: FDP-Politiker hält Männer für benachteiligt

In der öffentlichen Verwaltung arbeiten mehr Frauen als Männer – auch in gutbezahlten Positionen. Den FDP-Politiker Marcel Luthe empört das.

Von Fatina Keilani

Gibt es den Gender Pay Gap nun in der öffentlichen Verwaltung oder nicht? Es gibt ihn, meint der FDP-Politiker Marcel Luthe. Allerdings umgekehrt: Nach Luthes Überzeugung werden Männer benachteiligt, nicht Frauen. In einer neuen parlamentarischen Anfrage hat Luthe umfangreich Zahlen abgefragt aus denen hervorgeht: Es arbeiten mehr Frauen als Männer in der Verwaltung insgesamt, und auch in den höheren Besoldungsstufen sind Frauen bei weitem in der Überzahl. Die parlamentarische Anfrage hat 42 Seiten und besteht aus zahlreichen Tabellen. Demnach arbeiten Stand Juni 2019 insgesamt 121 958 Menschen in der Verwaltung des Landes, davon 71 803 Frauen und 50 155 Männer.

Davon waren in Vollzeit 45 824 Männer und 49 321 Frauen beschäftigt; in Teilzeit 22 482 Frauen und 4 331 Männer. Besonders viele Mitarbeitende haben die Innen- und die Bildungsverwaltung. Zum Inneren gehört die Polizei mit 22 865 Beschäftigten. Hier herrscht Männerüberschuss: 16 349 von ihnen sind männlich. Im Bereich Schule liegen dafür Frauen weit vorne. 43 208 Menschen arbeiten an Berlins Schulen, davon 31 617 Frauen. Als Lehrerinnen werden sie besser besoldet beziehungsweise sind in einer höheren Tarifstufe als die meisten Polizisten.

Unter den Beamten haben insgesamt 6 046 Männer eine Tarifstufe von A13 oder höher, auf diese gute Bezahlung kommen 9850 Frauen. Für E13 ergibt die Statistik: 4620 Männer und 7705 Frauen.

Frauen sind dabei eher krank als Männer. Die Zahl der Krankentage pro Beschäftigten ist seit 2010 gestiegen. Damals kam jeder Beschäftigte in der Hauptverwaltung auf durchschnittlich 36 Krankentage, Frauen wie Männer. Bezogen auf Hauptverwaltung und Bezirke insgesamt, sind Frauen einen Tag mehr ausgefallen als Männer. Bis 2013 ging hier die Schere weiter auf: Männer 35,9 Tage krank, Frauen 39 Tage. In den Folgejahren blieben Frauen etwas länger krank als Männer, 2017 lag der Wert gleichauf bei 37,4 Tagen. Umgerechnet in absolute Zahlen fielen berlinweit 2017 rund 1,8 Millionen Krankentage von Männern an und 2,6 Millionen von Frauen.

Anfragesteller Luthe ist empört. „Wie jeder planwirtschaftliche Ansatz funktioniert auch das sogenannte Gleichstellungsgesetz offenbar nicht, wenn sowohl im höheren Dienst als auch in den oberen Besoldungsgruppen des gehobenen Dienstes Männer deutlich unterrepräsentiert sind, ebenso wie bei den höherwertigen Tarifbeschäftigtenstellen“, sagt er. Im Landesgleichstellungsgesetz heißt es: „Frauen und Männer sind gleichzustellen. Zur Verwirklichung der Gleichstellung werden nach Maßgabe dieses Gesetzes Frauen gefördert und bestehende Benachteiligungen von Frauen abgebaut.“

Jeder Teil der Verwaltung braucht nach dem Gesetz einen Frauenförderplan, und Frauen sind so lange unterrepräsentiert, wenn in einer Vorgesetzten- oder Leitungsfunktion oder in einer Entgeltgruppe mehr Männer als Frauen beschäftigt sind. Das ist nur in den ganz hohen Besoldungsstufen, der B-Besoldung, noch der Fall. In den anderen Tarifgruppen und Besoldungsstufen oberhalb A12 sind es dem Zahlenwerk zufolge inzwischen eher Männer, die ein Gleichstellungsgesetz nötig hätten. Fatina Keilani

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