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Ein Ort, der Menschen zusammenbringt. In den Vereinsräumen in der Buttmannstraße wird das Straßenfest geplant.

© Ahmad Yasin

„Gemeinsame Sache“ in Wedding: Die Begegnungsstätte „Salam“ lässt aus Fremden Freunde werden

In Wedding vernetzt der deutsch-syrische Kultur- und Sportclub die alten und neuen Nachbarn auf vielfältige Weise.

Menschen einander näherbringen und aus Fremden Freunde werden lassen – das ist die Philosophie des „Salam“-Kulturclubs in Wedding. „Der Wunsch nach einem friedlichen und respektvollen Miteinander ist die wichtigste Antriebskraft für uns“, sagt der aus Syrien stammende Mitgründer des gemeinnützigen Vereins, Ibrahim Alsayed. Daher auch der Name „Salam“ – was „Frieden“ bedeutet.

Der 43-jährige Agrarökonom Alsayed lebt bereits seit 15 Jahren in Deutschland, hat hier in Biostatistik promoviert und als Wissenschaftler gearbeitet, er ist nun als Bildungsberater tätig.

Angefangen hat die Geschichte des deutsch-syrischen „Salam Kultur- und Sportclubs“ im März 2015. Kurz nach der Gründung des Vereins zusammen mit dem ebenfalls aus Syrien stammenden Journalisten Houssam Aldeen – und der Eröffnung des kleinen Ladenlokals in der Buttmannstraße 9a im Weddinger Brunnenviertel – wurde auch der Verein von der Welle der Nachfrage überrascht.

Durch die unter den Asylsuchenden mündlich weitergegebene Adresse wurde der Salam Kulturclub unversehens zu einer der ersten Anlaufstellen für die nach Berlin gekommenen syrischen Flüchtlinge. Seit dem Flüchtlingssommer, als der Verein Geflüchtete mit dem Notwendigsten wie Unterkunft und Kleidung versorgte, hat sich Salam zu einem weit vernetzten migrantischen Kulturverein entwickelt.

Auf der Internetseite mit dem in arabischer Schrift grafisch schön gestalteten Schriftzug „Salam“ in Form eines Olivenbaumzweigs als Friedenssymbol und den arabischen Schriftzeichen finden sich viele Angebote – etwa soziale Beratung, Unterstützung bei der Jobsuche, bei Schulproblemen und Behördengängen sowie viele kulturelle und sportliche Aktivitäten und Projekte, Vorträge und Workshops. Einen Beitrag zu einer offenen und demokratischen Gesellschaft leisten zu können, das treibt die zahlreichen ehrenamtlichen Aktiven immer noch an.

Austausch im wöchentlichen Sprachcafé

Dazu gibt es verschiedene Formate, etwa das wöchentliche Sprachcafé, bei dem sich Deutsche und Syrer begegnen, oder das Projekt SlaLoM – ein Treffpunkt für junge Männer, die sich in ihrer Muttersprache über das Leben in Berlin, die Herausforderungen des Alltags, Ausbildungsmöglichkeiten, der Anerkennung von Berufsabschlüssen und Qualifikationsanforderungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt austauschen.

„Salam“ wirbt auch unter den Geflüchteten mit dem Projekt „Stark in und für Deutschland“ dafür, sich in Berlin ehrenamtlich zu engagieren. Neu ist eine Männergruppe, bei der Fragen zu gesellschaftlicher Teilhabe, Zukunftsplänen, Identität oder Gleichberechtigung besprochen werden können. Es gibt zudem eine feste Frauengruppe, und für ältere Menschen wird ein Alphabetisierungskurs angeboten, damit sie Deutsch schreiben lernen.

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Ibrahim Alsayed denkt auch über Literaturveranstaltungen mit deutsch-syrischen Schriftstellern nach. Ein 2015 ebenfalls nach Berlin gekommener junger Mann hat in den Ladenräumen zum Jahresanfang sein Projekt „abat“ – Akadmie für Bildung, Arbeit und Training“ – gegründet, um Geflüchtete besser für die Arbeitswelt vorzubereiten. Das, so sagt Ibrahim Alsayed scherzhaft, sei die Kehrseite der erfolgreichen Arbeit: Viele Geflüchtete seien nun nicht mehr dabei, weil sie irgendwo einen Ausbildungsplatz oder festen Job haben.

Salam will Ressourcen der interkulturellen Nachbarschaft nutzen

Auch für die Nachbarschaft hat man sich geöffnet. Eingebracht hat sich der Verein, der sich über engagierte Helferinnen und Helfer freut, in den sozial problematischen Brunnenviertel-Kiez mit dem Projekt „BUNTT – Bunte Nachbarschaft“. Damit will Salam die Ressourcen der interkulturellen Nachbarschaft nutzen, um bürgerschaftliches Engagement und den nachbarschaftlichen Zusammenhalt von Neu- und Alt-Berlinern zu fördern.

[Mehr zum Kultur- und Sportclub auf: salamkulturclub.de und facebook.com/salam.berlin.e.v]

Dazu tragen etwa die regelmäßigen Nachbarschaftstreffen im Laden in der Buttmannstraße bei. Schon im Frühjahr saßen die Engagierten mit Gästen aus dem Quartiersmanagement und Mitgliedern einer benachbarten evangelischen Freikirche bei süßem Tee und Häppchen zusammen und diskutierten über die Organisation eines Straßenfestes.

In der Coronakrise musste zwar auch „Salam“ weitgehend den Betrieb einstellen. Seit einigen Wochen aber geht es aktiv weiter.

An den Freiwilligentagen beteiligt sich „Salam“ am 19. September mit einem interkulturellen Mal- und Kinderbasteln, und lädt dazu besonders Kinder aus Flüchtlingsfamilien ein, sagt Veranstaltungskoordinator Hanjo Breddermann.

Und am 3. Oktober wird es wieder ein Straßenfest in der Buttmannstraße geben – gemeinsam mit anderen Initiativen.
Salam Kultur- und Sportclub, Buttmannstraße 9a, 13357 Berlin. Tel: 030 239 144 09

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