zum Hauptinhalt
Die Stiftung Naturschutz will am Vivantes-Hospiz in Tempelhof einen Wildgarten anlegen.

© picture alliance / dpa

Gemeinsame Sache in Tempelhof-Schöneberg 2015: Tempelhof: Abschied im Grünen

Die Stiftung Naturschutz will am Vivantes-Hospiz in Tempelhof einen Wildgarten anlegen. Patienten und Angehörige sollen Tiere und Pflanzenvielfalt erleben können.

Bis spät in die Nacht blieb ein Patient letztens in seinem Bett auf der Veranda. An der frischen Luft, mit Blick auf den Park. Selbst als es zu regnen begonnen hat, wollte er nicht wieder hinein und blieb, geschützt von einem Schirm, draußen. Natur mitzuerleben, bedeutet den Patienten und auch den Angehörigen des Vivantes-Hospizes auf dem Gelände des Wenckebach-Klinikums in Tempelhof sehr viel.

Am Aktionstag will die Stiftung Naturschutz die Flächen direkt am denkmalgeschützten Ziegelsteingebäude ökologisch aufwerten: mit Wildblumen, Stauden und Kräutern bepflanzen. Es soll summen und duften für die Patienten, die hier im Durchschnitt drei Wochen verbleiben. Für Tiere, die in der Großstadt zunehmend verdrängt werden, soll gleichzeitig neuer Lebensraum entstehen.

Haus von Künstler umgestaltet

Seit Oktober 2012 bietet das kommunale Vivantes-Hospiz in 16 an eine Pension erinnernden Einzelzimmern Platz für Patienten, die sich im Sterben befinden. Das Haus wurde vor der Eröffnung in Zusammenarbeit mit einem Künstler komplett umgestaltet, um es für die Kranken besonders angenehm zu machen. Schon derzeit wird die Veranda von Rasen und Bäumen umgeben.

Doch öfter habe es Anfragen gegeben, ob man die Grünflächen nicht mehr beleben könne, erzählt Leiterin Gabriele Tiede. Etwa mit einer Blumenwiese oder einem Kräutergarten. Sehr offen war die Leitung deswegen, als die Stiftung Naturschutz mit dem Vorschlag kam, das Grün rund um das Hospiz ökologisch aufzuwerten.

Wildbeet mit Duftpflanzen soll entstehen

Auch wenn die meisten der Patienten nicht mehr so mobil sind, um selbst im Garten herumzuspazieren – schon mit Rollator kommt man über Gras nur schwer vorwärts – würden sie die Natur intensiv erleben. Auf der Veranda oder dem großzügigen Balkon in der ersten Etage, oder einfach wenn das Fenster zu ihrem Zimmer offen steht.

„Sie riechen die Blumen, sehen das Grün und die bunten Pflanzen, sehen und hören die zwitschernden Vögel“, sagt Gabriele Tiede. „Das schätzen die Patienten sehr.“ Jetzt im Sommer stünden immer zwei bis drei Betten auf der Veranda. Auch Angehörige, die zu Besuch kommen und sich verabschieden, können den Garten nutzen.

Am Aktionstag soll nun statt des einfachen Rasens an der Seitenfläche des Gebäudes über 80 Meter ein Wildbeet mit Duftpflanzen und Heilkräutern von einem Meter Breite entstehen, erklärt Justus Meissner von der Stiftung Naturschutz. Dahinter vier Meter Langgraswiese. Man will Bienenkisten aufstellen, Nistplätze für Vögel und Unterschlupf für Fledermäuse schaffen.

Durch eine Vielfalt an regionalen Pflanzen soll es rund um das Hospiz in Zukunft von Frühling bis Herbst durchgehend blühen. Im Mai und Juni in Rosa von der Hagebutte. Die Monokultur der Schneebeerenhecke will man zurückstutzen und mit Wildrosen durchziehen, das locke Meisen an.

Vergleichbares Projekt in Schöneberg

In einem Steinhaufen sollen sich Eidechsen und andere Reptilien verkriechen. Auch den Teich will man beleben. Ja, man hat sich viel vorgenommen, sagt Meissner, und hofft deshalb auf viele freiwillige Helfer. Die Mitarbeiter einer Werbeagentur haben sich jedenfalls schon angekündigt.

Ein vergleichbares Gartenprojekt der Stiftung gibt es schon im Auguste-Viktoria-Klinikum in Schöneberg. Hier wurden mithilfe von Freiwilligen zehn kleine Gärten angelegt, in denen nun Mitarbeiter gärtnern. Der Garten steht auch Patienten und Angehörigen offen, Tafeln informieren über die heilende Wirkung von Pflanzen und Natur.

Freiwillige für den Garten

Für den Garten im Vivantes-Hospiz sucht man noch Freiwillige, die nach dem Aktionstag den Garten kontinuierlich weiterversorgen, so Meissner. Die Pflegekräfte hätten dafür keine zusätzlichen Kapazitäten. Für die Stiftung Naturschutz helfen solche Gärten, der Verdrängung von Tieren und Pflanzen aus dem Berliner Stadtgebiet entgegenzuwirken. Aber auch schon auf dem eigenen Balkon könne jeder dazu beitragen, etwa mit bienennährenden Blumen.

Ein paar Tiere sind schon jetzt vor dem Hospiz zu beobachten. Eichhörnchen zum Beispiel, die zwischen den Bäumen umherlaufen und den Weg auch für Außenstehende ein klein wenig erleichtern. Und neulich, so erzählen die Mitarbeiter, wurde bei dem Teich neben der Veranda – von einem Fachmann bestätigt – sogar ein Habicht gesehen.

Aktionstag: Freitag, 18.9., ab 9 Uhr im Vivantes-Hospiz, Wenckebachstraße 23, 12099 Berlin. Anmeldung erbeten. Für Pflanzen und Gartenmaterial werden Spenden gesammelt: https://www.betterplace.org/de/projects/33088-natur-schenkt-freude -gemeinsam-den-hospizgarten-in-tempelhof-gestalten; auch 2–3 Gartenbänke werden noch gesucht. Auch Personen aus dem Einzugsgebiet, die den Garten nach dem Aktionstag kontinuierlich betreuen möchten, sind aufgerufen, sich zu melden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false