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Eine Jurte für alle. Das Angebot des Nachbarschaftszentrums in Französisch-Buchholz ist vielfältig. Auch die Jurte im Garten kann von allen gebucht werden.

© privat

Gemeinsame Sache in Pankow: Ein Haus für die ganze Nachbarschaft

Das Amtshaus Buchholz fördert mit dem Projekt „Raum für Wertschätzung“ die Begegnung von Menschen.

Es ist ein großes und verwinkeltes Haus, das da in der Berliner Straße in Französisch-Buchholz steht. Von außen mutet es fast herrschaftlich an, mit seinem Stuck an der Fassade und den schönen Fenstern. Im Inneren ist gewissermaßen die ganze Nachbarschaft zu Hause. 1993 durch bürgerschaftliches Engagement gegründet, befindet sich hier das Nachbarschaftszentrum Amtshaus Buchholz.

„Damals, kurz nach der Wende, gab es ein besonders starkes Bedürfnis nach Zusammenhalt in der Gesellschaft“, sagt Imke Sturm-Krohne, seit 2016 die Leiterin des Nachbarschaftszentrums. Kurz zuvor, Ende 2015, sah es äußerst kritisch für das Amtshaus aus. Fördergelder wurden gestrichen und der Trägerverein sah keine andere Möglichkeit, als das Haus zu schließen. „Eine breite Bürgerinitiative hat dann Unterschriften gesammelt, hat sich engagiert, und schließlich wurde doch noch eine Fördermöglichkeit durch den Senat gefunden“, so Sturm-Krohne. Damit ist das Haus ein Symbol für die Kraft gesellschaftlichen Engagements.

Das Haus bietet Räumlichkeiten für viele Aktivitäten, sei es Pilates oder Meditation, Krabbel- und Spielgruppen für Kinder, Malkurse für Senioren, Gesprächsrunden für Frauen – das Angebot ist so vielfältig wie die Menschen in Französisch-Buchholz. Sogar eine gut ausgestattete Selbsthilfewerkstatt befindet sich im Keller, in der man sein Rad unter fachkundiger Anleitung reparieren kann.

„Wenn jemand eine Idee hat, für die er Räumlichkeiten benötigt, dann kann er sie bei uns finden“, sagt Imke Sturm-Krohne. „Zu uns kommen alle Altersgruppen, wir wollen ein für alle offener, politisch neutraler Ort sein, in dem alle willkommen sind. Darüber hinaus wollen wir die Leute motivieren, sich gesellschaftlich zu engagieren.“

Im Rahmen dieses Anspruchs startete das Amtshaus das Projekt „Raum für Wertschätzung“. Es widmet sich insbesondere der Integration von Geflüchteten, aber nicht nur. „Bei dem Projekt geht es darum, Menschen über das Tun, das gemeinsame Erleben, miteinander zusammenzubringen“, sagt Sturm-Krohne. So starteten sie bereits im ersten Jahr mit dem Bau einer großen Jurte, einem traditionellen Nomadenzelt aus rundem Holzgerüst, umspannt von Baumwolle, wie es insbesondere in der Mongolei oder Kasachstan vorkommt.

Jeder kann sich einbringen

„Beim Bau einer solchen Jurte muss man verschiedene Handwerke ausüben, man muss mit Textil arbeiten, mit Holz, die Jurte muss auf- und wieder abgebaut und transportiert werden. Jeder kann sich da mit seinen Fähigkeiten einbringen“, erklärt Sturm-Krohne. Die Menschen, ob Einheimische oder Geflüchtete, bringe das gemeinsame Ziel zusammen. „Das hat etwas sehr Entspannendes und die Leute kommen ganz automatisch miteinander ins Gespräch.“

Sturm-Krohne berichtet davon, wie beim Nähen des Baumwollstoffes eine sehr unterschiedliche Gruppe zusammenkam: Syrische Männer trafen auf deutsche Frauen. In Syrien sei das Nähen oder das Knüpfen von Teppichen eher ein Männerberuf. Und so verschwimmen Grenzen und Barrieren, ein Begegnungsraum wird geschaffen, in dem Vorurteile abgebaut und fremde Kulturen kennengelernt werden können.

„Am Ende steht immer ein gemeinsames Ergebnis, das bringt zusammen“, so Sturm-Krohne. Das Ergebnis in diesem Fall war eine 60 Quadratmeter große Jurte, die im Garten des Amtshauses steht und für Veranstaltungen genutzt wird. Sie ist damit selbst zu einem Symbol geworden: die Jurte als Begegnungsraum für Wertschätzung.

Jurten selber bauen

Nachdem man im Rahmen des Projekts noch eine zweite, kleinere Jurte gebaut hat, will man nun dazu übergehen, Leitfäden für den Bau und die Durchführung des Projektes zu erstellen, denn die Nachfrage ist hoch. Kürzlich fragte sogar eine Schule aus Kreuzberg an, die Jurte auszuleihen.

Neben dem Jurtenbau gibt es im Rahmen des Projekts „Raum für Wertschätzung“ noch weitere Angebote für Geflüchtete. Ob Sprachcafé, Klettergruppe, Workshops oder Filmabende, immer geht es darum, Begegnungsräume zu schaffen, in denen es nicht nur um Integration geht, sondern darum, dass Menschen durch das gemeinsame Tun zusammenkommen.

Die gelernte Kostümbildnerin Imke Sturm-Krohne beschreibt es so: „Das ist hier nicht eine Theaterbühne, sondern das Leben. Aber wir können hier genauso ein schöpferisches Potenzial entfalten.“ Das Nachbarschaftszentrum Amtshaus Buchholz, auf vielerlei Weise ein Beispiel für die Kraft gesellschaftlichen Engagements, lädt im Rahmen der „Gemeinsamen Sache“ am 18. September dazu ein, einen großen runden Tisch für die Jurte zu bemalen. Auch zum Fest auf dem Stadtgut Blankenfelde am 14. September sind alle Gäste willkommen.

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