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Susann Ullrich und die Nabu-Aktiven kämpfen dafür, dass ungestörte Natur erlebbar ist.

© Gerd Nowakowski

Gemeinsame Sache in Lichtenberg: Wie Aktivisten die Natur der Rummelsburger Bucht schützen

Eine Gruppe Nabu-Aktive sorgt dafür, dass die Rummelsburger Bucht ein Naturparadies bleibt. Schilf, seltene Pflanzen und auch der Biber überleben hier.

Da ist der liegende Ehrenpreis, zeigt Susann Ullrich, erkennbar an den fünf Blütenblättern, der im Mai hellblau blüht. Oder die Sandstrohblume. Beides geschützte Pflanzen, die sich auf dem Trockenrasen wohlfühlen könnten. Wenn da nicht die „bösen“ Arten wären, wie Susann Ullrich, Leiterin der Gruppe Rummelsburger Bucht des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu), sagt. Die Biologin, die an der Uni Potsdam in einem Klima-Anpassungsprojekt forscht, ist seit zehn Jahren engagiert, die vielfältige Natur entlang der Spree zu erhalten.

„Böse“ Arten sind etwa die schnell wachende Luzerne oder auch die nicht-allergene Ambrosia, die den seltenen Arten den Raum nehmen und auch den geschützten Trockenrasen zerstören. Beim „After Work Rupfing“ sind alle Interessierten eingeladen, die Eindringlinge zu beseitigen.

Der naturferne Städter kann es kaum glauben, dass hier in der nahezu idyllischen Natur entlang des nördlichen Spreeufers, wo auf dem Wasser etliche Boote ankern und sich das Schilf im Wellenschlag wiegt, der Naturschutz hart erkämpft ist. Da sind auch die invasiv-aggressiven Götterbäume, die ausgerissen werden müssen, damit die einheimische Vegetation überleben kann.

Susann Ullrich kann viel darüber erzählen, und man merkt ihr die Begeisterung an, wenn sie über die zurückgekehrten Biber und den Fischotter auf der Liebesinsel und dem Kratzbusch erzählt – zwei kleine, unter Naturschutz stehende Inseln in der Rummelsburger Bucht.

Sie werden von den Nabu-Aktiven nur im Spätherbst und im Winter betreten, um den Müll zu sammeln. Im Frühling und Sommer werden die Biotope in Ruhe gelassen, um Vegetation und Tiere nicht zu stören. Es ist ein Erfolg der Renaturierungen, dass sich der Schilfgürtel und die Auwald-Reste erholt haben und die Biber mit Baumfällungen zum natürlichen Uferstreifen beitragen.

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In der Brutsaison lieber nicht am Ufer zelten

Zu den „bösen“ Arten, die der Natur zusetzen, gehören auch ignorante Menschen. „Die Stadtnatur hat viel zu leiden“, seufzt Susann Ullrich. Sie findet es schade, dass der Trockenrasen als Picknickfläche genutzt wird. Rücksichtslos klettern Menschen über die Abzäunungen, um am Uferstreifen zu angeln; andere „wollen romantisch zelten mitten in der Brutsaison“.

Gerade an diesem Morgen hat Susann Ullrich, die mit 20–25 Freiwilligen dieses naturnahe Paradies pflegt, im geschützten Uferbereich ein Surfbrett gefunden. Zuweilen müsse man unfreiwillig „Naturdetektiv“ spielen, sagt Susann Ullrich. Der Besitzer habe das Brett sogar angekettet. Gut, dass gerade die Mitarbeiter des Lichtenberger Grünflächenamtes vorbeikommen, die die unappetitlichen Reste der Wochenendpartys am lauschigen Paul-und-Paula-Ufer beseitigen.

[Anlässlich der Freiwilligentage lädt die Nabu-Gruppe Rummelsburger Bucht am Mittwoch, dem 16. September, um 18.30 Uhr zum „After Work Rupfing“. Mehr Infos: https://www.nabu.de/modules/termindb/detail.php?id=786622]

Die Mitarbeiter versprechen, das Surfbrett zu entsorgen. Auch das vom Nabu installierte Fernrohr auf einer Aussichtsplattform am Wasser, mit dem die Wildvögel und die Natur beobachtet werden kann, ist gerade in der Reparatur – Unbekannte haben die Linsen zerkratzt. Aber die ehrenamtlich engagierte Susann Ullrich lässt sich davon nicht entmutigen.

Vorbei geht es an den drei mit Flatterband abgegrenzten Rasenflächen für die Wildbienen. Das erst kürzlich errichtete Nisthotel ist „besser belegt als derzeit die Berliner Hotels“, sagt Susann Ullrich und zeigt, welche Insektenarten sich in den vorgebohrten Löchern derzeit verpuppen. Das Nisthotel ist übrigens gut gegen Vandalismus gesichert – wie wichtig das ist, zeigte sich kürzlich. Der Nabu-Gruppe, die im Volkspark Friedrichshain einen Duftgarten betreut, ist ein solches Nisthotel einfach gestohlen worden.

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