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Das Kiez-Netzwerk will den Moritzplatz grüner machen und die Aufenthaltsqualität verbessern.

© Niklas Alt

Gemeinsame Sache in Kreuzberg: Der Moritzplatz soll schöner werden mit ehrenamtlicher Hilfe

Der Moritzplatz in Kreuzberg steht für Lärm, Verkehr und Stau. Das Kiez-Netzwerk will das ändern und lädt zu gemeinsamer Grünpflege vom 11. bis 20. September.

Der Moritzplatz hat ein Imageproblem. Oder schlimmer noch: ein Wahrnehmungsdefizit. „Er wird als Planungsraum viel weniger beachtet als andere Plätze“, sagt Nicola Meyer, stellvertretende Geschäftsführerin des Wassertor e.V. Der Verein koordiniert ein Kiez-Netzwerk, das Gewerbetreibenden, Freiberuflern, sozialen Organisationen und Bildungseinrichtungen im Norden Kreuzbergs eine Kooperationsplattform gibt und sich zum Ziel gesetzt hat, die Lebens- und Aufenthaltsqualität der Menschen dort zu erhöhen.

Die Initiative richtet sich an die Anwohner, vor allem an jene am Wassertorplatz und Moritzplatz. Viele der Bewohner leben in wirtschaftlich und sozial schwierigen Verhältnissen, sagt Meyer. Aber auch jene, die tagsüber in den umliegenden Büros oder Läden arbeiten, würden von Verbesserungen profitieren.

Der Platz wurde in den letzten Jahren aufgewertet, vor allem durch das Aufbau-Haus mit seinem Kreativkaufhaus. Auch die Prinzessinnengärten gegenüber trugen dazu bei, dass der Platz in ein gutes Licht gerückt wurde. Doch einzelne Projekte reichen nicht, um ein Gebiet vom Schmuddelimage zu befreien.

Dabei gab es diverse Ansätze, insbesondere solche, den umtriebigen Kreisverkehr sicherer zu gestalten. Ein bisschen was bewegt hat sich sogar. 2016 wurde etwa die Fahrbreite im Kreis für den Autoverkehr reduziert und die Fläche für den Radverkehr verbreitert. Laut Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr passieren seither bedeutend weniger Unfälle.

Dennoch ist der Moritzplatz nicht der beste Ort für Erholung. Das Kiez-Netzwerk Kreuzberg hat eine lange „Problemlagen-Auflistung“ zusammengestellt. Darauf findet sich die noch immer mangelnde Sicherheit am Verkehrsknotenpunkt, insbesondere für Radfahrer und Fußgänger.

25.000 Menschen passieren den U-Bahnhof täglich

Vor allem aber gibt Meyer zu bedenken, dass die Gegend mehr und mehr verdichtet wird. So entstehen etwa auf dem ehemaligen Robben-&-Wientjes-Gelände gewerbliche Neubauten, die künftig Tausende weitere Arbeitnehmer beherbergen. Schon heute passierten 25.000 Menschen täglich den U-Bahnhof. Künftig werden es noch mehr sein. Ohne tragfähige Konzepte ist das nicht mehr zu bewältigen. Das Kiez-Netzwerk fordert den Bezirk auf, Maßnahmen zu ergreifen: Der öffentliche Nahverkehr sollte barrierefrei erreichbar sein. Staus und Luftverschmutzung müssen drastisch reduziert werden.

Um mehr als nur ein Durchgangsort zu sein, muss der Moritzplatz freundlicher gestaltet werden.
Um mehr als nur ein Durchgangsort zu sein, muss der Moritzplatz freundlicher gestaltet werden.

© Doris Spiekermann-Klaas TSP

Aber nicht nur der Verkehrsfluss muss in geordnetere Bahnen gelenkt werden. Der Ort sollte, um mehr als ein Durchgangsort zu sein, freundlicher gestaltet werden. Der Drogenverkauf und die Obdachlosigkeit gehören bekämpft, das Kleingewerbe muss belebt werden. „Wir wollen den Moritzplatz zu einem Stadtteilzentrum machen, einem Ort, an dem man verweilen, sich austauschen kann“, sagt Meyer.

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Aus diesem Grund lädt das Netzwerk am 17. September von 15 bis 18 Uhr im Rahmen der Berliner Freiwilligentage zum Aktionsnachmittag ein. Vor allem im Moritzpark im Norden, aber auch inmitten des Verkehrskreisels werden die Initiatoren Bäume wässern und Blumen pflanzen. Sie werden die braune Steppe begrünen und „blühende Blumenwiesen“ entstehen lassen. Sie setzen sich ferner dafür ein, dass Bänke aufgestellt werden, vor allem für die älteren Bewohner im Kiez.

Um ihre Forderungen kund zu tun, haben Meyer und ihre Mitstreiter ein rotes Sofa organisiert. Am 17. September stellen sie es im Moritzpark auf. Vertreter aus Politik und Verwaltung sind eingeladen, Platz zu nehmen und zu diskutieren; ebenso Nachbarn und alle, die sich engagieren möchten. Jeder Freiwillige ist willkommen, Gärtnern ist erwünscht. Aber auch Diskutanten und Zuhörer ohne einen grünen Daumen sind gern gesehene Gäste.

Sabine Hölper

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