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Die Vinetaplatz-Aktivistinnen: Dunja Berndt, Antonia Fleckenstein, Cecilia Stickler, Anna Bollow und Barbara Langer (v.l.)

© Thilo Rückeis

Aktionstage "Gemeinsame Sache": Der Vinetaplatz wird "schöner denn je"

Eine Putz- und Pflanzaktion soll den Vinetaplatz in Gesundbrunnen aufhübschen. Doch das Engagement gefällt nicht jedem.

Viele leere Hülsen von Sonnenblumenkernen liegen unter dem Holztisch im Sand verstreut. Achtlos heruntergeworfen und zertrampelt. Auf den Bänken ringsum haben sich fünf Frauen niedergelassen, die warme Vormittagssonne fällt auf die Tischplatte. Hinter den Frauen liegt der etwas in die Jahre gekommene Vinetaplatz in Gesundbrunnen. Morgens radeln und gehen Menschen im Minutentakt über den weitläufigen Platz, sie eilen zur Arbeit, schieben Kinderwägen, führen Hunde aus. Am Abend treffen sich hier die Nachbarn zum Plausch.

Der Vinetaplatz ist ein praktischer Ort, um spontan auf Parkbänken oder im Rasen zu verweilen, um die Kinder auf dem Spielplatz auszutoben oder Freunde zu treffen. Doch die Menschen produzieren Müll – weggeworfene Sonnenblumenkernhülsen sind das geringste Übel.

Inmitten des Platzes leuchtet ein orangefarbener Mülleimer an einer Laterne. Heute sieht es doch gar nicht so vermüllt aus? „Na bitteschön!“, ruft Cecilia Stickler. Fast jeden Morgen geht die in Schweden geborene Übersetzerin über den Vinetaplatz und sammelt den Müll auf. Es würde wohl auffallen, wenn sie es nicht täte. Mitstreiter konnte Stickler für ihr Projekt zuletzt nicht gewinnen – trotz ihrer Bekanntheit im Viertel, trotz etlicher Berichte in Lokalblättern und Blogs. Für viele sei sie die „verrückte Rentnerin“, die den Müll aufsammle, glaubt sie.

Mehr Bewusstsein die Umwelt

Doch nun erhält ihr Engagement neuen Aufwind: Mit am großen Holztisch sitzen ihre Nachbarin Barbara Langer, die sich in der Swinemünder Straße ehrenamtlich um Pflanzschalen kümmert, Anna Bollow vom Familienzentrum Wattstraße, Antonia Fleckenstein vom Olof-Palme-Zentrum und Dunja Berndt vom Brunnenviertel e. V. Unter dem Motto „Schöner denn je!“ wollen die Frauen am Freiwilligentag „Gemeinsame Sache“ eine Putz- und Pflanzaktion auf dem Vinetaplatz starten.

Es müsse Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass man Müll nicht einfach auf den Boden werfen könne, und wie er getrennt werde, erklärt Anna Bollow. Deshalb wollen sie am Aktionstag nicht nur gemeinsam Müll aufsammeln, sondern auch einen Mülltrennwettbewerb für Kinder veranstalten. „Wir müssen die Kinder erreichen, um dadurch deren Mütter und Großmütter zu erreichen“, pflichtet Langer bei.

Ein Stück Großstadt-Idyll: Der Vinetaplatz in Mitte.
Ein Stück Großstadt-Idyll: Der Vinetaplatz in Mitte.

© Thilo Rückeis

Doch der Aktionismus stößt nicht immer auf Gegenliebe, weiß Cecilia Stickler. Als sie einmal mit Piktogrammen auf das Benutzen der Müllbehälter hinwies, seien ihre Schilder sofort abgerissen worden. „Man braucht ein dickes Fell und einen langen Atem, wenn man sich im öffentlichen Raum einsetzt“, findet sie. „Es wird gekotet, uriniert, vermüllt und geklaut.“ Kürzlich seien zwei Hortensien aus einer Pflanzschale gestohlen worden. Deswegen pflanze sie nur noch Samen. Am Aktionstag aber sollen auch Blumenzwiebeln gesteckt werden, damit die Aktion einen nachhaltigen Nutzen hat.

"Brunnenviertel-Gartenschau" im August

Dabei passiert einiges im Kiez. Wo die Kapazitäten der Behörden erschöpft sind, kümmern sich einige Anwohner am Vinetaplatz selbst um die Grünflächen. Eine Familie hat ein großes Beet rund um einen Baum in der Swinemünder Straße mit Blumen bepflanzt. Weitere Nachbarn betreuen Pflanzschalen, Baumscheiben und ein Lavendelbeet. Das Engagement ist im Kiez groß, konzentriert sich aber auf einen harten Kern von Aktiven.

„Die Leute denken häufig, Ehrenamt heißt, dass man jeden Tag fünf Stunden arbeiten muss. Dabei reicht es schon, wenn sich jeder einmal im Jahr eine Stunde lang engagiert“, findet Dunja Berndt. Im Viertel gebe es eine „außergewöhnliche Vielfalt von Angeboten“, bei denen man sich beteiligen könne. Sie betreut ehrenamtlich die „Gleim-Oase“, eine parkähnliche begrünte Verkehrsinsel auf der Gleimstraße. Berndt wirbt zudem für die „BruGa 2018“: Bei der „Brunnenviertel-Gartenschau“ stellen sich Ende August Gärtner und Gartenprojekte aus dem Kiez vor. Auch der Vinetaplatz ist mit dabei.

Die Vormittagssonne scheint immer aufdringlicher auf den Tisch – es ist Zeit, um aufzustehen. Was wünschen sich die Vinetaplatz-Aktivistinnen für die Zukunft? „Ein Bauwagen-Café, wo man auch Eis kaufen kann“, fällt Barbara Langer sofort ein. Es habe mal eins gegeben, an dem Ort habe aber inzwischen ein Hundesalon eröffnet. Dunja Berndt findet, dass öffentliche Toiletten am Vinetaplatz nötig wären. Anna Bollow stimmt zu: „Vielleicht auch Kindertoiletten. Häufig kommen Kindergarten-Gruppen auf den Platz zum Spielen.“ Antonia Fleckenstein vom Olof-Palme-Zentrum erinnert sich, dass für den verwilderten westlichen Teil des Vinetaplatzes einmal ein Gemeinschaftsgarten geplant gewesen sei. „Der kam damals aber nicht voran.“

Cecilia Stickler zögert einen Moment. „Ich wünsche mir, dass diese vergammelten Tische und Bänke hier auf dem Platz schön gemacht werden“, sagt sie. Mit der flachen Hand fährt sie über die Oberfläche des Tisches. „Man könnte sie zum Beispiel abschleifen oder streichen. Wenn es hier hübscher aussieht, dann gehen die Menschen vielleicht achtsamer mit dem Platz um.“

„Schöner denn je – Putz- und Pflanzaktion am Vinetaplatz“ am Freitag, 7. September, von 15 – 18 Uhr. Treffpunkt: Vinetaplatz, Ecke Swinemünder Straße, 13355 Berlin-Gesundbrunnen. Helferinnen und Helfer sind herzlich eingeladen.

Machen Sie mit. Wollen Sie – allein, mit Nachbarn, Freunden oder Ihrer Initiative – mitmachen beim Aktionstag von Tagesspiegel und Paritätischem Wohlfahrtsverband? Alle Aktionen finden Sie hier: www.gemeinsamesache.berlin. Unter der Adresse können Sie auch Ihre eigene Aktion anmelden. Bei Fragen: gemeinsamesache@tagesspiegel.de

Sie alle machen mit:

Jeden Tag stellen wir Ihnen hier Projekte vor, die sich noch Helfer wünschen.

Beete bauen im Kinderhaus

Die Belegschaft der Bundesgeschäftsstelle des Sozialverband Deutschland wird am Freitag, dem 7. September, im Kinderhaus Mitte den Außen- und Innenbereich der Einrichtung mit viel Tatendrang verschönern. Dabei werden u. a. Beete gebaut, Pflanzen gepflanzt, Zäune gestrichen oder Spielgeräte repariert, um den Kindern einen goldenen Herbst in ihrem Garten zu bescheren.

Aktionsort: Neue Blumenstraße 22, 10179 Mitte.

Putzaktion auf dem Marienplatz

Die Kiezinitiative Marienplatz in Lichterfelde freut sich über Helferinnen und Helfer, um am Sonntag, dem 8. September, von 11 - 13 Uhr auf dem Marienplatz gemeinsam das Laub zu entsorgen, die Bänke zu säubern, die Wege auf dem Platz zu fegen und den Müll aus den Büschen zu holen.

Treffpunkt: Marienplatz, 12207 Lichterfelde. Kontakt: 0173 7000830. E-Mail: cornelia@hettrich-research.org. www.kiezmarien.de

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