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Mehr als 40.000 Tiere in drei Putenmastbetrieben in der Wojewodschaft Lublin mussten getötet werden. So wie hier in Bayern, im Jahr 2017.

© Armin Weigel/dpa

Geflügelpest in Polen: In Brandenburg wächst die Angst vor der Vogelgrippe

In polnischen Mastbetrieben wurde das Virus festgestellt, hunderttausend Tiere müssen getötet werden. Was bedeutet das für Brandenburg?

Von Sandra Dassler

Für Brandenburgs Tierhalter begann das neue Jahr gleich mit zwei schlechten Nachrichten: Zunächst trafen beunruhigende Meldungen ein, wonach die in Polen grassierende Afrikanische Schweinepest (ASP) bei mehreren verendeten Wildschweinen in der Nähe zur deutschen Grenze festgestellt worden war.

Kurz darauf erreichte eine neue negative Nachricht die Mark: Im Nachbarland grassiert nach der Schweine – nun auch die Geflügelpest. Laut der polnischen Nachrichtenagentur PAP wurde das hochpathogene Vogelgrippe-Virus H5N8 in der Wojewodschaft Lublin sowohl in drei Putenmastbetrieben als auch in einem Hof mit 13.000 Perlhühnern festgestellt. Insgesamt mussten mehr als 40.000 Tiere getötet werden.

Und es kam noch schlimmer: Am Freitag wurde das gleiche Virus in der Wojewodschaft Großpolen in einem Betrieb mit 65.000 Legehennen entdeckt. Auch diese Tiere sollen getötet werden, die polnischen Veterinäre untersuchen derzeit weitere drei Dutzend Geflügelfarmen in der Region.

Virus trat nur 100 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt auf

Großpolen beginnt gleich hinter Zielona Gora, dem ehemaligen Grünberg, also nur etwa 100 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Für Wildvögel, die das Virus übertragen können, ist das keine Entfernung. Vor allem deshalb sind die brandenburgischen Tierhalter in Sorge.

„Die Nachricht vom Ausbruch der Vogelgrippe in Polen hat sich wie ein Lauffeuer unter den Geflügelhaltern verbreitet“, sagt Gerrit van Schoonhoven vom Bio-Geflügelhof Schmerwitz: „Gerade für uns als ökologischen Betrieb könnte das weitreichende Konsequenzen haben.“

Immerhin hält Schoonhoven insgesamt etwa 12.000 Legehennen in fünf Ställen. „Die dürfen natürlich entsprechend der Richtlinien für ökologische Tierhaltung auch im Freien herumlaufen. Wenn die brandenburgischen Behörden es für notwendig erachten und Stallpflicht verordnen, ist das nicht mehr möglich.“ Die große Frage sei, wie die Gefahrenlage von den zuständigen Veterinärämtern eingeschätzt werde.

Das werde man wohl erst zu Wochenbeginn erfahren, sagt Gerrit van Schoonhoven, der wie die meisten märkischen Geflügelhalter schon Erfahrungen mit der Stallpflicht gemacht hat. Schließlich hatte es in den Jahren 2016 und 2017 die bislang schwerste Vogelgrippe-Epidemie in Deutschland, Österreich, Polen und zahlreichen weiteren europäischen Ländern gegeben.

Damals waren Zigtausende Wildvögel verendet und Millionen Hühner und Enten getötet worden. Forscher hatten damals schon vor H5N8 gewarnt. Das Virus hatte sich bereits im Jahr 2014 von Korea aus nach Nordamerika und über Russland nach Europa ausgebreitet. Droht nun nach 2016/17 eine dritte Welle? Und wie hat sich das Virus verändert? Vogelgrippe kann unter gewissen Umständen auch für Säugetiere und Menschen gefährlich sein.

Stallpflicht in Brandenburg als Vorsichtsmaßnahme?

Auf die zuständigen Behörden kommt in diesen Tagen wohl einiges zu. Am Friedrich-Loeffler-Institut für Tierseuchen auf der Insel Reims war man am Wochenende bereits über die Ausbrüche in Polen informiert. Eine Sprecherin sagte der Deutschen Presse-Agentur, man dürfe auch in Zeiten der Schweinepest andere Seuchen nicht vernachlässigen.

Es gebe zwar derzeit in Deutschland weder bei Wildvögeln noch bei Geflügel einen Nachweis des Vogelgrippe-Virus H5N8, man müsse aber dennoch achtsam sein. Wenn etwa jemand mehrere tote Wasservögel an einem Ort entdecke, solle er das der zuständigen Veterinärbehörde melden.

Ob die Ausbrüche in Polen bereits zur Stallpflicht in Brandenburg führen, kann auch Biohof-Chef Gerrit von Schoonhoven nicht einschätzen. „Wenn es so ist, werden wir uns natürlich daran halten“, sagt er. Die Kritik mancher märkischer Geflügelhalter an der ihrer Ansicht nach zu strengen Stallpflicht vor drei Jahren kann er nicht nachvollziehen: „Wenn es um die Gesundheit von Menschen und Tieren geht, ist mir etwas mehr Vorsicht lieber als zu wenig.“

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