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Das Mauermuseum am Checkpoint Charlie in Berlin-Kreuzberg.

© Thilo Rückeis

Exklusiv

Gedenkstätte in Berlin: Investor für Checkpoint Charlie hat heikle Partner

Angehörige des turkmenischen Ex-Despoten Nijasow halten Anteile an Firmen der Trockland-Gruppe - und die will den weltberühmten Checkpoint Charlie bebauen.

Verwandte des früheren turkmenischen Staatschefs und selbst ernannten „Oberhauptes aller Turkmenen“ Saparmurad Nijasow sind an Firmen der Trockland-Gruppe beteiligt, die den weltberühmten Checkpoint Charlie bebauen will. Die Witwe des 2006 verstorbenen turkmenischen „Herrschers auf Lebenszeit“ sowie Nijasows Tochter und Enkelin besitzen Anteile an einzelnen Firmen. Auch Nijasows Schwiegersohn Wladimir Sokolow, der als Finanzchef von Trockland die Millioneninvestitionen der Gruppe verantwortet, verfügt selber über eine Beteiligung.

Nach Konzernangaben investierte der heutige „Head of finance“ Sokolow zunächst als Privatmann in Trockland und entschied dann 2014, als ehemaliger CEO der russischen Investitionsbank VTB Capital plc, dort als Partner einzusteigen. Der Trockland-Gründer Nathaniel nennt ihn eine „wesentliche Säule“ seiner Firma. Sein Schwiegervater, Staatschef Nijasow, herrschte mehr als ein Jahrzehnt über den an Gas reichen Staat, der laut Nichtregierungsorganisationen zu den korruptesten weltweit zählt.

Musa Nijazowa, die Witwe des ehemaligen turkmenischen Staatschefs, hält Anteile an der Firma „Trockland XI Charlie GmbH“, sie bekam sie geschenkt von ihrem Schwiegersohn und Trockland-Finanzchef Sokolow. Musa Nijasowa hielt außerdem Anteile an der Firma, die den Bau der „Paragon Appartements“ an der Danziger Straße im Bezirk Pankow verantwortete, bis sie und andere Teilhaber die Anteile verkauften.

Die Tochter des exzentrischen Nijasow, der vom Staats-Fernsehen als „Allmächtiger“ gefeiert wurde, freie Presse verbot, Regimegegner verfolgte, und ein bizarres Luxusleben in dem bitterarmen Land geführt haben soll, ist an der Firma „Trockland VI Klosterstraße 62“ beteiligt. Nijasows Tochter Irina ist in London gemeldet an derselben Adresse wie Wladimir Sokolow und Ekaterina Sokolowa. Ekaterina wiederum bekam Anteile an der Trockland VII Herzbergstraße, die vormals Muza Niyazova besessen hatte. Den amtlichen Dokumenten nach lebt Nijasows Witwe in Moskau, nach russischen Quellen hatte sie sich vor Nijasows Tod von ihm getrennt.

Trockland-Chef Nathaniel ist dafür bekannt, auch sonst immer wieder Persönlichkeiten aus der ganzen Welt zusammenzubringen. Mal veranstaltete der schillernde Investor eine Expedition mit jungen Israelis und Palästinensern in die Antarktis, mal marschiert er mit 13 Wegbegleitern für den Frieden von Jerusalem nach Tripolis. An seiner Trockland-Gruppe sind unter anderem Russen und Zyprioten beteiligt.

Gebäudekomplexe an historischem Platz

Die Gruppe will nun in Berlin auch auf zwei Baugrundstücke am weltweit bekannten touristischen Brennpunkt Checkpoint Charlie zugreifen. Bei diesem Projekt könnte die jetzt bekanntgewordene Minderheitsbeteiligung Sokolovs indes für Diskussionen sorgen: Ausgerechnet an einem Bauprojekt am Ort, an dem der Westen einst die Demokratie verteidigte, mischt jetzt der Schwiegersohn eines der bizarrsten Despoten mit. Der Chef der Firma Trockland Nathaniel und sein Finanzchef wollten sich auf mehrfache Anfrage des Tagesspiegels hierzu nicht äußern.

Nathaniel will an dem historischen Platz, wo sich während des kalten Krieges russische und amerikanisch Panzer gegenüberstanden, zwei große Gebäudekomplexe bauen, mit Wohnungen, einem Hard Rock Hotel und einem Museum, das der Senat anmieten würde. Deshalb sind diese zwei attraktiven Baulandflächen links und rechts der Friedrichstraße der wirtschaftliche Einsatz im Tauziehen um den Checkpoint Charlie. Allerdings wird an dem touristischen Brennpunkt auch die Geschichte Berlins, Deutschlands und der Welt verhandelt. Trockland ist der einzige Investor, der im Spiel ist. Turkmenistan steht im Korruptionsindex von Transparency International auf Platz 162, vor dem Kongo. Amnesty International zufolge gibt es in Turkmenistan kein Recht auf freie Meinungsäußerung. Außerdem seien Regimegegner spurlos verschwunden. So fehle von 80 Inhaftierten, denen im Jahr 2002 eine Beteiligung am Anschlag auf Nijasow zur Last gelegt wurde, bis heute jede Spur.

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