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Das "Palament der Bäume" wurde von Ben Wagin erschaffen. Die Gedenkstätte eröffnete am 9. November 1990.

© Doris Spiekermann-Klaas

Gedenkstätte in Berlin: Bangen um das „Parlament der Bäume“

Das "Parlament der Bäume" erinnert im Regierungsviertel an die deutsche Teilung und die Mauertoten. Der Bundestag plant aber keine dauerhafte Sicherung.

Die Zukunft des „Parlaments der Bäume“ mit den einzig verbliebenen Mauerresten im Regierungsviertel bleibt unsicher. Die Baukommission des Ältestenrats des Bundestags plant keine umfassende Sicherung des Ortes am Marie-Elisabeth-Lüders-Haus an der Spree. Derzeit ist das Gelände, das der Künstler Ben Wagin im März 1990 sicherte und bepflanzte, Bauerwartungsland für eine mögliche Erweiterung des Bundestages.

Das Parlament der Bäume erinnert an die Teilung Deutschlands und die Mauertoten. Es besteht aus 58 Mauersegmenten, Granitplatten mit den Namen von Maueropfern, Gemälden und Texttafeln. Dazu kommt unter anderem ein Karree von 16 Bäumen, die von 16 gesamtdeutschen Ministerpräsidenten gepflanzt wurden. Das Gelände wurde zwar 2017 vom Berliner Senat unter Denkmalschutz gestellt, doch das Grundstück gehört weiterhin dem Bundestag. Ende des Jahres läuft das Nutzungsrecht aus. Bereits 2010 scheiterten Gespräche um einen fraktionsübergreifenden Antrag zur Sicherung des Geländes. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) betonte vor einem Jahr, dass der Bund die Fläche für eine mögliche Bebauung vorhalten möchte.

Vorschlag: Gedenkstätte in Bauvorhaben des Bundestags integrieren

In der Baukommission des Ältestenrats, dem neun Abgeordnete aus allen Parteien angehören, gibt es nach internen Aussagen zwar die „klare Tendenz“, das Parlament der Bäume zu erhalten. Kommissionsmitglied Steffi Lemke (Grüne), die das Thema auf die Tagesordnung setzen ließ, ist „vorsichtig optimistisch, dass eine dauerhafte Sicherung des Gedenkortes erreicht wird“.

Die Bundestagsverwaltung hat für das Treffen bereits eine Vorlage erarbeitet. Danach soll die Fläche jedoch weiterhin Bauland bleiben und das Nutzungsrecht um weitere zehn Jahre verlängert werden. Zugleich wird vorgeschlagen, eine Machbarkeitsstudie zu beauftragen, bei der das Parlament der Bäume in die künftigen Bauvorhaben des Bundestags integriert werden soll. Ein solches Vorgehen hat schon in der Vergangenheit der Gedenkstätte schweren Schaden zugefügt. Bei früheren Bauarbeiten wurden Bäume gefällt und ein Teil des Geländes abgetrennt – mit einigen Mauerteilen schmückt sich heute der Bundestag.

Ein solcher Beschluss könnte das baldige Ende des Parlaments der Bäume bedeuten. Der 89-jährige Ben Wagin kümmert sich mit großer Energie ohne offizielle Unterstützung um den Gedenkort. Daran hat der Denkmalstatus nichts geändert. Andere Lösungen wären vorstellbar: Pflege und Instandhaltung könnte der Bundestag der Stiftung Berliner Mauer übertragen, die kürzlich auch die Sicherung der East Side Gallery übernahm. Oder der Bundestag verkauft das Gelände an das Land Berlin.

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