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Geplant ist das Denkmal am Askanischen Platz an der Stresemannstraße in Berlin Kreuzberg. Florian Mausbach, (mit braunem Hut) Präsident i. R., Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung.Prof. Andreas Nachama (Basecap, links)Prof. Dieter Bingen, Direktor, Deutsches Polen-Institut Darmstadt (rechts)

© Doris Spiekermann-Klaas

Gedenken an die Opfer der deutschen Besatzung in Polen zwischen 1939 und 1945: Neues Denkmal für Polens Weltkriegsopfer

Am 1. September 1939 überfiel die deutsche Wehrmacht das Nachbarland. Für die Polen begann ein Martyrium. 80 Jahre später soll daran erinnert werden.

Bald 80 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges soll in Berlin ein Denkmal an die Opfer der deutschen Besatzung in Polen zwischen 1939 und 1945 erinnern. Ein entsprechender Aufruf an den Bundestag wurde bereits am Mittwoch vorgestellt. Initiatoren sind prominente Politiker sowie zahlreiche Historiker. Als Ort des Denkmals schlägt die Initiative den Askanischen Platz neben dem Anhalter Bahnhof vor. Kreuzbergs Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann äußerte sich wohlwollend: „Grundsätzlich stehe ich dem Vorhaben positiv gegenüber“, sagte sie dem Tagesspiegel.

Ein Zeichen des Gedenkens in der Mitte der Hauptstadt

Es gebe kaum eine polnische Familie, die nicht von der Besatzungsherrschaft mit mehreren Millionen Toten betroffen war oder ist, heißt es zur Initiativ-Begründung in dem an den Bundestag gerichteten Aufruf. In Deutschland sei „dieses barbarische Unrecht nur unzureichend bekannt“. Die „unsäglich großen Opfer, Leiden und Erniedrigungen der Polen“ verdienten ein eigenes Zeichen des Gedenkens in der Mitte der Hauptstadt.
„Es ist unsere Pflicht, an eines der schlimmsten Verbrechen der Nazizeit zu erinnern“, begründete der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) die Initiative. Dabei gehe es um ein Denkmal, an dem an alle Opfer gedacht werden könne, ergänzte Ex-Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU).

Der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, betonte, „die Besetzung Polens war die Generalprobe für das, was dann europaweit passierte“, der Versuch, ganze Völker gezielt auszulöschen. „Es ist an der Zeit, an die zivilen Opfer dieses Krieges zu erinnern“, so Nachama. Der Direktor des Deutschen Polen-Institutes Darmstadt, Dieter Bingen, unterstrich, dass die Nazis Polen nicht nur als „erstes Experimentierfeld“ für ihre verbrecherische Politik nutzen, sondern auch für die industrielle Vernichtung der europäischen Juden. Dies belaste das deutsch-polnische Verhältnis bis heute. Vielen Deutschen sei das nicht bewusst, so der Zeithistoriker.

Die Initiatoren betonten, die Idee für das Denkmal sei keine Reaktion auf den Rechtsruck in der polnischen Regierungspolitik. Vielmehr sollte es als „Geste gegenüber der polnischen Nation“ verstanden werden, sagte Bingen. „Wir haben verstanden, dass Polen 1939 das erste und ein besonderes Opfer gewesen ist.“

Das Denkmal soll bis zum 1. September 2019 stehen

Zu den Initiatoren gehören auch der ehemalige Präsident des Bundesamtes für Bauwesen, Florian Mausbach, sowie der Koordinator für die deutsch-polnischen Beziehungen, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und der CDU-Europapolitiker Elmar Brok. Unterstützt wird das Vorhaben unter anderem auch von den Historikern Timothy Garton Ash (Cambridge) und Stefan Troebst (Leipzig). Ziel der Initiative sei es, möglichst bis zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen am 1. September 1939 in zwei Jahren ein sichtbares Zeichen in Form einer Entscheidung des Bundestages oder eines Grundsteins zu setzen, betonte Mausbach.

Mit dem vorgesehen Standort am Askanischen Platz sei das Denkmal in Sichtweite des gegenüberliegenden Dokumentationszentrums der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, das an die Vertreibungen während des Zweiten Weltkrieges erinnert, sagte Thierse.

Zum dem bereits 1972 im Berliner Volkspark Friedrichshain errichteten „Denkmal des polnischen Soldaten und des deutschen Antifaschisten“ hatte Thierse schon im Vorfeld gesagt, dies habe einen anderen Charakter. Dabei handele es sich um „ein Denkmal für die Waffenbrüderschaft polnischer Soldaten und deutscher Kommunisten“. Deshalb sei es von der Mehrheit der Polen nie akzeptiert worden. Tsp/epd

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