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Politische Stimme. Igor Levits Spiel ist ein „Ort der Freiheit“.

© imago images/Future Image

Gala im Jüdischen Museum: Igor Levit und Madeleine Albright erhalten Preis für Toleranz

Das Jüdische Museum ehrt den Pianisten und die Ex-US-Außenministerin mit dem renommierten Preis für Verständigung und Toleranz.

Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright und der Pianist Igor Levit erhalten in diesem Jahr den renommierten Preis für Verständigung und Toleranz. Zum ersten Mal wird ihn die neue Direktorin des Jüdischen Museums, Hetty Berg, am Sonnabend überreichen.

Der Rahmen wird völlig anders sein als sonst. Normalerweise gibt es ein festliches Dinner mit hochkarätigen Gästen, mit Freunden und Unterstützern des Museums. Wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen muss das diesmal ausfallen.

Die Reden der Laudatoren – Ex-Außenminister Joschka Fischer für Madeleine Albright und Moderatorin Dunja Hayali für Igor Levit – sowie die Begrüßungsansprache der Direktorin werden für die Freunde des Hauses aus dem Glashof des Museums live gestreamt. Levit wird persönlich anwesend sein, Albright wird per Videoschaltung dazugeholt.

Madeleine Albright, die erst mit 59 Jahren von ihren jüdischen Wurzeln erfuhr, soll den Preis bekommen für „ihr leidenschaftliches Engagement, ihre politische Weitsicht und ihre streitbare Stimme“.

Letztere gelte als unverzichtbar, egal, ob es um die Einwanderungspolitik der USA geht, die unbeständigen Fortschritte des Feminismus oder die zunehmende Spaltung der Gesellschaft: „Sie findet klare Worte und stellt sich der Auseinandersetzung.“ Ihr politisches Bewusstsein gründe sich in der zweifachen Erfahrung von Flucht, einmal vor den Nationalsozialisten in Prag und später vor der kommunistischen Diktatur in Belgrad.

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Die Tochter eines tschechoslowakischen Diplomaten wurde 1937 geboren und war von 1997 bis 2001 in der Clinton-Regierung die erste Außenministerin der USA. Schon in ihrer Zeit als UNO-Botschafterin knüpfte sie ein Frauen-Netzwerk und trug dazu bei, dass mehr Frauen in hohe Positionen bei der UNO berufen wurden.

Sie ist auch früher schon ausgezeichnet worden, unter anderem mit der „Presidential Medal of Freedom“, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA, die ihr 2012 Barack Obama verliehen hat.

Igor Levit: die politische Stimme seiner Generation

Der zweite Preisträger ist genau 50 Jahre jünger. Er wurde 1987 in Russland geboren: Sein erstes Solokonzert gab Igor Levit bereits mit vier Jahren. Nachdem die Familie nach Deutschland übergesiedelt war, begann er mit 13 Jahren ein Studium für musikalisch Hochbegabte in Hannover. Auch er hat schon viele Preise bekommen. Levit kenne keine Trennung zwischen Ästhetik und Alltag, zwischen Musik und gesellschaftlichem Engagement, heißt es in der Begründung der Jury aus dem Vorstand der Freunde des Jüdischen Museums.

Er kritisiere nicht nur „die weithin übliche apolitische Kontextualisierung klassischer Musik, sondern zählt selbst zu den wichtigsten politischen Stimmen seiner Generation.“ Mit mutigen Stellungnahmen positioniere er sich klar gegen Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit und lasse sich in seinem Engagement nicht beirren, obwohl er dafür angefeindet und bedroht werde. „Sein Klavierspiel, in dem sich Virtuosität und außergewöhnliche Interpretationskraft verbinden, ist für ihn ein Ort der Freiheit.“

Angela Merkel und Iris Berben

Seitdem der Preis 2002 zum ersten Mal verliehen wurde, bekamen ihn unter anderem Richard von Weizsäcker, Johannes Rau, Daniel Barenboim, Angela Merkel, Wolfgang Schäuble, Iris Berben, Joachim Gauck, Susanne Klatten und Hasso Plattner. Ausgezeichnet werden sollen immer Persönlichkeiten, die sich „auf herausragende Weise um die Förderung der Menschenwürde, der Völkerverständigung, der Integration von Minderheiten und des Zusammenlebens unterschiedlicher Religionen und Kulturen verdient gemacht haben“.

Zu den Höhepunkten des Dinners gehört es traditionell, während des Empfangs die aktuellen Ausstellungen anzuschauen. Das wäre gerade in diesem Jahr nach der Neueröffnung wohl besonders attraktiv gewesen.

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