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Derzeit machen die Fans noch im Olympiastadion Stimmung.

© dpa

Fußballarena in Berlin: Hertha liebäugelt weiter mit neuem Stadion in Brandenburg

Für den Verein ist es keine Option, dass alles so bleibt, wie es ist. Notfalls könne die Arena auch hinter der Stadtgrenze entstehen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Für Hertha BSC ist die Sache klar. „Wir verfolgen die Pläne für den Neubau eines Fußballstadions mit Nachdruck“, sagte Klaus Teichert, Chef der Stadion GmbH des Vereins, dem Tagesspiegel. Die neue Arena soll, wenn es nach Hertha ginge, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Olympiastadion im Westen Berlins entstehen.

Aber auch ein Neubau im brandenburgischen Ludwigsfelde sei „noch nicht endgültig aus dem Rennen“, sagte Teichert am Freitag nach einer Sitzung des Sportausschusses im Abgeordnetenhaus.

Der Stadionmanager weiß, dass die Herthafans in Berlin nicht jenseits der Stadtgrenze ihr Team bejubeln wollen. Aber man müsse langfristig denken. „Es geht schließlich um ein Stadion, das 50 bis 60 Jahre halten soll, dann wird es hoffentlich keine Rolle mehr spielen, dass die Stadtgrenze einst zwischen West und Ost verlief.“ Notfalls müsse der Verein gegenüber seinen Mitgliedern eben noch mehr Überzeugungsarbeit leisten.

Aber natürlich will Hertha lieber auf dem Olympiagelände bauen. Eine „kompakte, überdachte Arena“, wie Teichert sagt. Zur Hälfte in der Erde versenkt. Der Lärmschutz der Anwohner im stillen Westend sei dabei weniger das Problem. Das neue Stadion würde an den Spieltagen weniger Lärm verursachen als das Olympiastadion. Erstens wegen der Bauweise.

Teichert: "Wir brauchen eine volle Hütte"

„Außerdem rücken wir mit dem neuen Stadion, wenn es denn kommt, von der Wohnbebauung ab.“ Zum Denkmalschutz, der den gesamten Olympiapark umfasst, hat Herthas Stadionmanager nur eine „ganz persönliche“ Meinung. Man solle doch genau überlegen, was am ehemaligen Reichssportfeld rund um das Olympiastadion tatsächlich schützenswert sei. Nach Meinung Teicherts könnte es zu einem „tollen Sport- und Freizeitareal“ entwickelt werden.

Herthas Motive für ein neues Stadion sind lange bekannt. Steile Ränge, nah am Spielgeschehen und möglichst laut, das ist die Devise. Die meisten Profivereine weltweit haben eine solche Arena. In der Hinrunde der laufenden Saison lag Hertha BSC bei den Zuschauerzahlen auf Platz 6 der Tabelle, bei der Auslastung aber (wie immer) auf dem letzten Rang.

„Wir brauchen aber eine volle Hütte und wollen mit einem neuen Stadion für knapp 50 000 Zuschauer Geld verdienen“, so Teichert. Eine Arena, die den Fans ein „super Entree“ biete.

Seit einem halben Jahr prüft eine Projektgruppe, geleitet vom Sportsenator Andreas Geisel (SPD) und dem Hertha-Präsidenten Werner Gegenbauer, ob der Wunsch des Vereins erfüllbar ist – oder ersatzweise das alte Olympiastadion fußballgerecht umgebaut werden soll.

Geisel: Es könne „alles so bleiben wie es ist“

Für diese Variante gibt es inzwischen drei Entwürfe. In der nächsten Woche trifft sich die Gruppe erneut. „Danach könnten wir aus meiner Sicht ein Zwischenfazit ziehen“, sagte Teichert. Sportsenator Geisel hat es offenbar nicht so eilig. „Seriosität geht vor Schnelligkeit“, verkündete er am Freitag im Sportausschuss. Das Ergebniss der Verhandlungen mit Hertha würde „vielleicht in den nächsten Wochen oder Monaten“ vorgelegt.

Bevor endgültig entschieden wird, müssen nach Darstellung Geisels die Kosten, die Vorgaben des Denkmalschutzes und – beim Neubau – auch der Flächenbedarf festgestellt werden. Zusagen an Hertha BSC gebe es bisher nicht. Für den Senat gebe es auch noch eine dritte Möglichkeit, verriet der Senator im Ausschuss. Es könnte ja „auch alles so bleiben wie es ist“.

Aber das sei für den Verein offenbar keine Option. Hertha ist noch bis 2025 vertraglich ans Olympiastadion gebunden. Einen Neubau will der Verein selbst bezahlen. Ob er sich an einem Umbau des alten Stadions in Landesregie finanziell beteiligen würde, ist nicht bekannt.

Die Koalitionsfraktionen SPD, Linke und Grüne haben bisher nicht erkennen lassen, dass sie öffentliche Gelder in das Projekt stecken wollen. Auch die FDP warnt davor, Steuergelder einzusetzen. Die CDU wiederum wirft dem Senat vor, eine Entscheidung über die Stadionfrage auf die lange Bank zu schieben und Hertha „am langen Arm verhungern“ zu lassen.

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