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Fußball-WM: Fanmeile - niemand fühlt sich zuständig

Viele freuen sich auf die Fanmeile zur Fußball-WM im Juni. Doch keiner will die Großveranstaltung auf der Straße des 17. Juni in Berlin genehmigen. Dabei geht es um die Frage, ob ein mobiler oder ein fester Zaun zwischen Fanmeile und Tiergarten erforderlich ist.

Das Unglück bei der Loveparade in Duisburg vor dreieinhalb Jahren könnte jetzt auch Folgen für die Berliner Fanmeile bei der Fußball-WM im Juni haben. Der Bezirk Mitte und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung streiten sich zunehmend aggressiv darüber, wer die Fanmeile inklusive des Sicherheitskonzepts genehmigen kann. Am Freitag beschuldigten Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) und Mittes Ordnungsstadtrat Carsten Spallek (CDU) einander, falsche Behauptungen aufzustellen und dem jeweils anderen unzulässigerweise die Verantwortung für eine Genehmigung der Fanmeile zuzuschieben.

Aufhänger des Streits ist die Frage, ob es reicht, das Fanmeilen-Areal im Tiergarten wie bisher durch mobile Zäune zu schützen, oder ob ein fester Zaun installiert werden soll. Letzteres war 2013 vom Bezirk Mitte gefordert worden – neben dem Loveparade-Unglück, dessen Verantwortlichen jetzt der Prozess gemacht wird, war hier auch der Bombenanschlag beim Boston-Marathon ein wichtiger Faktor. Die in dessen Folge verschärften Sicherheitsbestimmungen brachten eine alte Idee des Bezirks wieder auf die Tagesordnung: ein fester Zaun um den östlichen Tiergarten vom Brandenburger Tor bis Hofjägerallee. Dadurch soll verhindert werden, dass Unbefugte eindringen. Der Senat und vor allem Michael Müller sahen diese Idee schon damals mit Skepsis.

Die konkrete Umsetzung des mit Millionenkosten verbundenen Vorhabens ließ dann auf sich warten, wofür sich die Beteiligten gegenseitig die Schuld zuschieben. Und nun, drei Monate vor der WM, ist offenbar die Zeit zu knapp, um noch einen festen Zaun zu bauen.

Das führt dazu, dass der Bezirk von sich aus keine Genehmigung für die Fanmeile erteilen will, weil er die Verantwortung nicht mehr übernehmen möchte – die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung aber auch nicht. Bezirksstadtrat Spallek zieht sich darauf zurück, dass formal für Straßensperrungen bei derartigen Großveranstaltungen der Bereich Verkehrslenkung in Müllers Senatsverwaltung zuständig sei.

Der wiederum sagt, dass „die Stadt Mitte“ eine eigene Verantwortlichkeit für derartige Veranstaltungen habe. Carsten Spalleks Verwaltung müsse nun abwägen, ob eine Fanmeile auch ohne neuen Zaun zu verantworten sei, das Land könne derartige Sicherheitsfragen nicht beantworten. Spallek mache sich nur „einen schlanken Fuß“.

Der verweist auf die Internetseite der Verkehrslenkung in Müllers Verwaltung, auf der steht, dass derartige Genehmigungen eben dort zu beantragen seien. Müllers Ausführungen bezeichnet Spallek hingegen als „ausgemachten Quatsch“. So habe die Senatsverwaltung zuletzt beim Jubiläumsfest der SPD am Brandenburger Tor gezeigt, dass sie Genehmigungen sogar gegen den Willen des Bezirks erteilen kann. Spallek sagt, er werde sich „nicht wie in Duisburg aufschwingen, Sicherheitsfragen zu bewerten“. Der Veranstalter der beliebten Berliner Fanmeile, Willy Kausch, war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Lars von Törne

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