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Fundbüro-Bilanz: Berliner werden vergesslicher

Im BVG-Fundbüro wird immer mehr abgegeben – und weniger abgeholt. Was nicht innerhalb von sechs Wochen abgeholt wird, landet auf einer Auktion.

Die Berliner werden vergesslicher – und Ingrid Neuber bekommt dies zu spüren. Die Leiterin des Fundbüros der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) muss sich um immer mehr verlorene Mützen, Schals und Regenschirme kümmern. 2010 sind nach Neubers Angaben 5,5 Prozent mehr Fundsachen in Bussen und Bahnen gefunden worden als im Jahr zuvor. Nur etwa ein Drittel der Gegenstände werden abgeholt.

Neuber öffnet die Tür zum Lagerraum und zeigt auf die Fächer mit den Pudelmützen und Handschuhen – stumme Zeugen des langen Winters. Täglich treffen nach Neubers Worten rund 150 Fundsachen in dem Büro in der Potsdamer Straße ein. Im Januar waren es 4175 Gegenstände. In Bussen und U-Bahnen seien jedoch insgesamt 4347 Dinge von den Fahrern, Reinigungskräften und Fahrgästen gesichtet worden. „Nicht alles davon kommt ins Fundbüro“, sagt Neubert. Sei es, weil es sich um Lebensmittel handelt oder ein Aufbewahren wegen schlechten Zustands nicht mehr lohnt.

Im vergangenen Jahr landeten laut BVG-Statistik 47 467 Sachen in dem Fundbüro. 2009 waren es 44 985 und im Jahr davor 39 886 Gegenstände.

Neuber und ihr neunköpfiges Team sehen einen Grund für die hohe Zahl der Fundsachen in der Vergesslichkeit der Reisenden. Aber auch die gestiegenen Fahrgastzahlen spielten eine Rolle. „Es kommen immer mehr Touristen nach Berlin.“ Viele von ihnen erkundigten sich im Fundbüro nach verloren gegangenen Gegenständen, erzählt die Leiterin.

Was nicht innerhalb von sechs Wochen abgeholt wird, landet auf einer Auktion. Viermal jährlich werden Fundsachen versteigert. Gebrauchte Kleidung geht an das Rote Kreuz. „Viele rechnen nicht mit der Ehrlichkeit der Finder und fragen gar nicht erst nach. Doch es gibt sie, die ehrlichen Menschen.“ Die Fundbüro-Chefin geht zu den Fächern mit den Handys, Laptops und Portemonnaies. Zum Teil steckten in den Börsen beachtliche Summen.

Ab einem Wert von 50 Euro hat der Finder Anspruch auf Finderlohn. Bei 100 Euro seien es zum Beispiel 2,50 Euro, also 2,5 Prozent des Werts, rechnet Neubert vor. Bei auf Straßen und öffentlichen Plätzen gefundenen Stücken verhält es sich anders: Nach sechs Monaten stehen nicht abgeholte Dinge dem Finder zu. dapd

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