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Komplette Sperrung am Montagmorgen. Tragfähigkeitssensoren haben an der Elsenbrücke ausgelöst.

© Christoph Soeder/dpa

Update

Für Passanten, Radfahrer und Schiffe: Berliner Elsenbrücke nach Vollsperrung teilweise wieder freigegeben

Tragfähigkeitssensoren schlugen Alarm: Die Brücke wurde am Montag gesperrt. Mutmaßlich waren Temperaturschwankungen verantwortlich.

Fast einen Tag nach der Sperrung ist die Elsenbrücke zwischen Berlin-Friedrichshain und Alt-Treptow am Dienstag wieder für den Rad- und Fußverkehr sowie den Schiffsverkehr auf der Spree freigegeben worden. Die Brückenbesichtigungen hätten keine wesentliche Beschädigung gezeigt, teilte die Verkehrsverwaltung am Dienstag mit. Schon in wenigen Wochen soll auch die Behelfsbrücke öffnen. „Eine Freigabe spätestens im Januar 2022 steht in Aussicht“, hieß es.

In der Nacht zu Montag waren an der Elsenbrücke zwischen Alt-Treptow und Friedrichshain neue Schäden entstanden, die eine Vollsperrung des maroden Bauwerks nach sich zogen. Wegen der Einsturzgefahr durften selbst Schiffe unter der Brücke nicht mehr passieren. Lange Staus im Berufsverkehr auf beiden Seiten der Spree waren die Folge.

Messsysteme zur Tragfähigkeit der Brücke hatten nach Angaben der Verwaltung Alarm ausgelöst. Die zunächst gemessene Durchbiegung von 8,2 Millimetern im Nordteil der Elsenbrücke habe sich seit dem Wochenende etwas zurückgebildet und werde nach bisheriger Einschätzung als unkritisch bewertet.

Mutmaßlich seien dafür Temperaturschwankungen verantwortlich, hieß es weiter in der Mitteilung der Verwaltung. Weitere Prüfungen laufen demnach. Ob die Brücke nach Abschluss der Untersuchungen auch wieder für den Autoverkehr geöffnet werden könne, sei ungewiss.

Zwischen dem letzten Pfeiler und Friedrichshainer Ufer hatte sich das Bauwerk in der Nacht um 8,2 Millimeter durchgebogen. Ein Sensor schlug an. Zugleich warnte am anderen Ufer ein weiteres Messsystem vor einem mutmaßlichen Spannstahlbruch. 

„Gegebenenfalls ist eines oder mehrere dieser Stahlseile gerissen“, hieß es zunächst aus der Verkehrsverwaltung. Die hochempfindlichen Warnsysteme waren nach Entdeckung der Schäden vor drei Jahren installiert worden, um Sicherheit vor einem plötzlichen Einsturz zu geben.

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Alternative für Fuß- und Radverkehr

Noch in der Nacht verfügte die Verkehrsverwaltung eine Sperrung der Brücke, die kurz nach 5 Uhr für alle Verkehrsarten in Kraft trat. Radfahrende konnten, sofern sie abstiegen, gemeinsam mit dem Fußverkehr die parallel verlaufende Fußgängerbrücke an der Bahntrasse nutzen, die nicht von der Sperrung betroffen war.

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Am Montagvormittag übernahm eine Baufirma die Absicherung der Baustelle, so dass sich die Polizei um 10.50 Uhr von der Brücke zurückziehen konnte. Gegen Mittag sollten die Schäden durch einen Ingenieur überprüft werden.

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Dem Kraftverkehr wurde eine weiträumige Umfahrung empfohlen. In Richtung Westen sind die Oberbaum-, Schilling-, Michael- und Jannowitzbrücke die nächsten Spreequerungen, im Südosten die Minna-Todenhagen-Brücke.

Seit August 2018 geht es nur noch langsam vorwärts

Seit im August 2018 die ersten Risse im inzwischen abgerissenen Ostteil entdeckt wurden, fließt der Verkehr nur noch langsam. In den Jahren vor der Sanierung überquerten im Schnitt täglich rund 50.000 Autos die Spree an der Elsenbrücke. Zuletzt waren drei der sechs Fahrspuren gesperrt, während an einer Behelfsbrücke gearbeitet wurde. Viele Pendler haben sich mittlerweile andere Routen gesucht, auch weil es seither öfter zu Vollsperrungen gekommen ist.

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Am Montagmorgen zog sich der Stau bis weit über die Anschlussstraßen hinaus. Die Verkehrsinformationszentrale (VIZ) sprach von Verspätungen bis zu einer Stunde. Betroffen waren auch die Buslinien M43 und 194, die nun verkürzt und umgeleitet werden. Außerdem endeten die Linien 165 und 265 bereits an der Elsenstraße, Höhe S-Bahnhof Treptower Park. Für ausgefallene Strecken wollte die BVG Ersatzbusse einsetzen.

Unternehmerverband fordert schnelles Handeln des Senats

Die Sperrung der Elsenbrücke sei ein schwerwiegendes Problem für Unternehmen der Hauptstadtregion, teilte am der Berliner Unternehmerverband (UVB) am Montag mit. „Sollte diese wichtige Querung auf Dauer ausfallen, würde das für den Wirtschaftsverkehr ein riesiges Hindernis und hohe Zusatzkosten bedeuten.“

[Der Verkehr in der Metropole: Das ist regelmäßig auch ein Thema in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken.]

Mehr als 40 Brücken seien in einem dramatisch schlechten Zustand, und den Anforderungen des Verkehrs nicht mehr gewachsen. Der designierte Senat solle schnell handeln und ein umfassendes Sanierungsprogramm auf den Weg bringen, hieß es weiter.

"Mit der heutigen Sperrung der Elsenbrücke ist fürchterliches Chaos programmiert", teilte Oliver Friederici mit. Der Verkehrsexperte der CDU-Fraktion sieht Anwohner der Nebenstraßen massiv belastet, wenn sich der Verkehr dort seine Wege suche. Das sei niemandem zuzumuten.

Brückenprüfung im Jahr 2020 mit einem Bauwerksprüfer der Senatsverwaltung.
Brückenprüfung im Jahr 2020 mit einem Bauwerksprüfer der Senatsverwaltung.

© Mike Wolff

Die Senatsverwaltung habe durch lange Prüfungen das Problem auf die lange Bank geschoben, statt die "wichtige Schlagader Berlins" möglichst schnell wiederherzustellen. "Jetzt müssen SPD, Grüne und Linke ihren Sanierungs- und Investitionsstau auflösen, damit in unserer Stadt nicht noch mehr Stillstand droht.“

Die Verkehrsverwaltung will nun den Bau der Behelfsbrücke beschleunigen, die anstelle des Ostteils der Brücke errichtet worden ist und auf der eine Verkehrsfreigabe für das erste Quartal des nächsten Jahres vorgesehen war. Daran werde jetzt "mit Hochdruck" gearbeitet, hieß es am Dienstag. Derzeit stünden hier noch Asphaltarbeiten für die Straßenanschlüsse, Markierungen sowie die sogenannte Endabnahme aus. Eine Freigabe spätestens im Januar 2022 stehe in Aussicht.

Zudem brachte die Verwaltung Ende November eine Ausschreibung für den Ersatzneubau auf den Weg. Das Bewerbungsverfahren läuft noch bis zum 18. Januar 2022.

Der Neubau der kompletten Brücke wurde infolge der im August 2018 entdeckten Schäden in einer Untersuchung zur Schadensursache empfohlen. Damals war eine Reparatur der im Jahr 1968 eröffneten Brücke ausgeschlossen worden. Vor dem Neubau muss zunächst die Behelfsbrücke in Betrieb genommen werden, um auch den westlichen Teil abreißen zu können. Die Fertigstellung der gesamten Brücke könnte sich noch bis zum Jahr 2028 hinziehen. (mit Tsp/dpa)

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