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Bald könnte es in Spandau einen Kindergarten mit Übernachtungsmöglichkeiten geben.

© Monika Skolimowska/dpa

Update

Für Eltern im Schichtdienst: Berliner Initiative plant Kita mit Betreuung rund um die Uhr

Was machen Alleinerziehende im Schichtbetrieb mit ihren Kindern? Eine Kita mit Übernachtungsmöglichkeit gibt es bislang nicht. Das soll sich jetzt ändern.

Zurzeit sollen nur noch Kinder in die Kitas kommen, bei denen es wirklich nicht anders geht. So die Ansage vom Senat. Kitas sind im Notbetrieb. Eltern müssen sich Alternativen einfallen lassen. Aber das ist nicht für alle neu: „Etlichen Berufsgruppen im Schichtdienst geht es auch ohne Corona ständig so - besonders Alleinerziehenden”, sagt Kathrin Kammermeier, die Berlins erste Kita mit Übernachtungsmöglichkeit gründen will.

Viele Kitas haben von acht bis 16 Uhr offen. Davor gibt es eventuell eine Früh- und Spätbetreuung. „In Berlin hat keine Kita rund um die Uhr auf”, sagt Kammermeier. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie bestätigt das. Kammermeier will das mit einigen Mitstreiterinnen und Mitstreitern nun ändern.

Als Kathrin Kammermeier 2014 als Lehrerin an der Polizeiakademie in Ruhleben begann, wurde sie auf das Problem aufmerksam. Sie selber hat keine Kinder - und auch noch nie im Schichtdienst gearbeitet. Die Idee reifte mit Kolleginnen und Kollegen, bei denen das anders ist: Feuerwehrleuten und Polizisten. Sie gründeten ein gemeinnütziges Unternehmen - die Blaulichter.

Ihr Ziel: Eine Kindertagesstätte, die 24 Stunden am Tag geöffnet ist - auch am Wochenende. „Wir wollen zuverlässige und professionelle Betreuung genau dann anbieten, wenn die Familien sie brauchen, damit Eltern und Kinder möglichst viel Zeit miteinander verbringen können”, sagt Kammermeier. Ein pädagogisches Team habe sich bereits bei ihnen gemeldet, jetzt fehlt noch eine verbindliche Zusage für die Räumlichkeiten. „Wir gehen davon aus, dass der Vertrag für die Räume auf dem Polizei- und Feuerwehr-Gelände an der Ruppiner Chaussee in Alt-Schulzendorf fast unterschriftsreif ist”, sagt sie.

Kammermeiers Repertoire an Ideen für die Nutzung ist groß: So könnte es zum Beispiel auch Eltern-Kind-Zimmer geben. Falls Eltern mitten in der Nacht vom Dienst kämen, müssten sie ihre Kleinen nicht aus dem Schlaf reißen, sondern könnten sich dazulegen. Sonst sollten sich nicht mehr als vier Kinder ein Zimmer teilen und das nach Möglichkeit ohne viel Fluktuation.

Die Kita könne auch als Ergänzung für jene herhalten, die eigentlich schon einen Kitaplatz haben, aber erweiterte Öffnungszeiten brauchen. Für solche Zwecke, oder falls Eltern plötzlich zum Dienst gerufen werden, soll es einen Shuttledienst geben, der die Kinder abholt.

Ein ähnliches Angebot wurde wegen mangelnder Nachfrage eingestellt

Aber oberste Prämisse sei - und das betont Kammermeier ganz häufig: „Das Wohl der Kinder! Wir sind überzeugt davon, dass eine Betreuung in einer kleinen, familiären Einrichtung mit einem gleichbleibenden Stamm an Betreuungspersonen für Kinder in jedem Fall besser ist als ein ständiges "Wegorganisieren" der Kinder.”

Laut Iris Brennberger, Pressesprecherin der Bildungsverwaltung, habe es in der Vergangenheit ein ähnliches Angebot gegeben, das aber eingestellt wurde. „Gründe waren unseres Wissens nicht nur die mangelnde Nachfrage, sondern auch die Erkenntnis der Familien, dass dieses Angebot nicht die beste Lösung ist und es grundsätzlich für kleine Kinder besser ist, Betreuungsmöglichkeiten über Nacht oder auch in den Randzeiten zu Hause zu organisieren.” Stattdessen gebe es das MoKis-Projekt.

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„Hierbei werden Kinder ohne zusätzliche Kosten für die Familien in den Nicht-Kita-Zeiten im Familienhaushalt betreut.” Bis November sei es zu 300 Vermittlungen gekommen. „Insgesamt ist der Bedarf an der ergänzenden Kinderbetreuung während der Pandemie gesunken”, sagt Brennberger, da viele Berufstätige in Branchen arbeiteten, die von Einschränkungen betroffen sind. Gastronomen, Hotelfachleute, Kulturschaffende oder Stewardessen etwa, die in Kurzarbeit gehen mussten.

Kathrin Kammermeier macht sich keine Sorgen vor zu geringem Interesse. In Berlin gab es 2018 rund 95.000 Alleinerziehende mit Kindern unter zehn Jahren. „Wir könnten schon jetzt zwei Kitas füllen, die Nachfrage ist riesig.”

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